Erster Bericht über eine Bergtour ab Stilfserjochstrasse über Passo dell'Ables zur Cresta di Reit


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 15. Oktober 2023 um 09:56.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:13 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Nachdem ich auf einem großen mit Schotter bedeckten Platz auf der Talseite der Stilfserjochstraße geparkt hatte, folgte ich dem Wegweiser Richtung Passo dell'Ables. Zuerst ging es an einem Stellungsgraben des 1. Weltkriegs entlang. Später führt der markierte Steig über eine Geländekante in grasbewachsenes Gelände, in dem er langsam mehr als 50hm verliert. Nachdem eine Brücke (Naturbrücke?) über eine zu der Zeit dieser Tour keine wasserführende Klamm leitet, führt er in ehemaliges Gletschergelände, erkennbar an vielen Gletscherschliffen und Geröll. Dort gibt es keine Markierungen mehr, sondern kleine Steinmänner. Leicht kommt man etwas ab von der Route, aber das Gelände ist nicht schwierig zu begehen und man findet bald wieder zurück. Der Anstieg nahm mehr Zeit in Anspruch, als ich vorher erwartet hatte. Als ich schlließlich am Passo delle'Ables ankam, waren schon 3,5h nach Abmarsch (ca. 09.00 Uhr) vergangen, auch weil ich unterwegs ein paar Pausen eingelegt hatte.

Kurz darauf trat ich den Anstieg auf den Ostgipfel der Cresta di Reit an, den ich in Kürze erreichte. Von dort hat man einen schönen Blick zur deutlich höheren Hohen Schneide, die sich mir bei meiner Besteigung am 01.06.85 als Eis- und Schneeberg zeigte. Ihr Firngrat ist inzwischen abgeschmolzen. Natürlich ist auch zu berücksichtigen, dass zu diesem Zeitpunkt im Jahr noch viel Firn aus dem vergangenen Winter lag. Auch konnte ich eine riesige, graue Fläche überblicken, die im 19. Jahrhundert unter einem großen Gletscher gelegen hatte. Nach Rückkehr zur Scharte ging ich am schuttbedeckten Grat weiter in westliche Richtung. Gleich folgt ein Aufschwung mit schroffen Felsen, den ich südlich umgehen wollte. Jedoch hatte ich kurz eine Wegspur entdeckt, die mich über den Felsaufschwung leitete. Bald ging es südlich unterhalb des Grates weiter, wo ich Markierungen entdeckte. Sie führen zu einer Biwakhütte, wohl ein Überbleibsel aus dem 1. Weltkrieg. Jedenfalls befand sich dort eine Stellung, die ein aus dem Felsen herausgehauenes Loch aufweist, durch das man zur Nordseite des Kamms blicken kann.

Über den Grat ging ich dann weiter zu einer breiten Scharte, über der ein hoher Felsaufschung mit einer sehr steilen Rinne ( unten II) folgt, zu deren unteren Ende ich ging. Die Felsen sind wohl überwiegend fest, aber sind mit Schutt bedeckt. Ungewiss ist der Ausstieg ganz oben, der von dort nicht zu sehen ist. Ein nicht ungefährliches Experiment wollte ich nicht wagen. Gleich darauf entdeckte ich daneben einen kurzen Tunnel, durch den ich gebückt zur Südseite hindurchging, Dort musste ich über eine kurze, aber heikle, da rutschige Passage mit Schutt auf festem Untergrund (T6) absteigen, wobei ich mich daneben an auf Festigkeit hin zu überprüfenden Felsen festhielt. Es folgte eine Querung unter der Felswand. Dahinter musste ich eine steilen Hang mit Geröll und Felsbrocken Richtung Grat aufsteigen, zuletzt klettern (I). Auf ihm ging es über eine nicht sehr lange Passage in östlicher Richtung zum wenig ausgeprägten Gipfel, auf dem sich ein Steinmann befindet. Gleich darauf ging ich zurück und näherte mich dem nächsten Gipfel, der entgegen den Höhenangaben auf den Karten mehr als 3100m hoch sein dürfte. Begehungsspuren sind nicht zu entdecken. An der folgenden Scharte des zu schwierigen Felsaufschwungs, an der über eine kurze Felspassage (II) mit losen Brocken weiterzugehen wäre, verweilte ich eine zeitlang. Dahinter ist auf der Nordseite unterhalb des Grates eine Kante zu überschreiten und dann über eine sehr steile Stelle mit losen Brocken aufzusteigen. Dahinter kann man sicherlich den Gipfel erreichen, aber darunter liegt ein Steilhang, über den man abrutschen könnte und der keinen Halt möglich macht. Hier befand sich früher das oberste Eis des fast verschundenen Gletschers. So entschied ich, die Tour abzubrechen, es war inzwischen auch schon etwas spät geworden.

Zuerst stieg ich wieder auf die Südseite ab, querte unter der o.g. Felswand, stieg dahinter ein kurzes Stück zur breiten Scharte auf. Auf deren Nordseite fand ich eine Möglichkeit, abzusteigen. Bald ging es neben Eisreisten über einen steilen, geröllbedeckten Hang  in eine Vertiefung ab. Dahinter querte ich das ehemalige Gletschergelände zur aufgestiegenen Route hin, über die der Rückweg erfolgte. Weiter unten führt sie in Abstiegsrichtung nach links. Ich meinte abkürzen zu müssen, hatte aber vergessen, dass unten die weit nach oben führende Klamm zu überschreiten ist. Die grasbewachsene, fast ebene Fläche darüber endet an einem abfallenden, nicht sehr hohen Felsabbruch. Diesem näherte mich, dachte wieder nach links zurück zum markierten Steig  gehen zu müssen, im Endeffekt also einen Umweg gemacht zu haben! Plötzlich entdeckte ich ein an Ringhaken angebrachtes Kletterseil mit auffälliger Farbe Mit seiner Hilfe konnte ich über den kurzen Abbruch hinabklettern. Unterhalb davon führt die offizielle Route vorbei, kurz dahinter folgt die kleine Brücke über die Klamm. Dahinter forderte mich noch einmal der Gegenanstieg, bevor es zurück zur Passstraße ging.



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