Kuhhaut - leichter 3.000der


Publiziert von MarkeJan , 24. August 2023 um 19:03.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:24 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Prägraten a. Großvenediger / Bodenalm Parkplatz - Kuhhaut
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Matrei in Osttirol nach Prägraten am Großvendiger, davor im Ortsteil Wallhorn rechts ab zum Bodenalm Parkplatz der Beschilderung folgen.

Vorweg: Die 3.190 m hohe Kuhhaut ist ein Berg zwischen Eichham und Wunspitze mit keinem ausgeprägten Gipfel. Manchmal wird sie auch mit 3.160 m angegeben. Schaut man von Osten Richtung Westen z.B. vom Sailkopf auf die Kuhhaut, fällt sie durch die Färbung ihres Gesteins auf, das tatsächlich an braunes Fleckvieh erinnert. Gesehen aus östlicher Richtung wirkt der Berg eher unscheinbar und wird als Teil des Grats zur Wunspitze wahrgenommen. Gleich aus welcher Blickrichtung, die Kuhhaut faszinierte mich. Zwar gibt es in diversen Tourenberichten über den Eichham oder die Wunspitze einige Beschreibungen über den Weg zur Kuhhaut bzw. zur Scharte, dennoch ich wollte einen eigenen Bericht schreiben, um diesen Berg näher vorzustellen - speziell für eine Tagestour, die nur die Kuhhaut zum Ziel hat. Man braucht dafür keine hochalpine Ausrüstung.
 
Zur Tour: Gegen 6.00 in der Früh startete ich vom Parkplatz Bodenalm auf rund 1.600 m. Zunächst folgte ich dem Wanderweg 28b bis zu einem auffälligen „Gedenkstein“ mit einem großen Edelweiß. Hier kann man entweder weiter über den Wirtschaftsweg 26 gehen oder wie ich den Steig 28 benutzten. Den fand ich abwechslungsreicher. Beide Wege führen zur Wallhorner Alm / Ochsner Hütte. Statt weiter zur Eisseehütte zu gehen, nahm ich den Einstieg (27) zum Venediger Höhenweg 923, der kurz nach der Ochsner Hütte beginnt. Den Einstieg musste ich etwas suchen, da hohes Gras die Markierungen verdeckte und auch die Markierungen etwas blass waren. Doch relativ rasch zeichnete sich der Steig klar ab und dem stetig steil ansteigenden Weg kann man gut folgen. Zwischendurch gibt es immer wieder Gelegenheit zum Durchschnaufen und um den Blick von Vorderer Sajatspitze bis Zopetspitze schweifen zu lassen.
 
An der Gabelung Steig 27 zum Venediger Höhenweg, hielt ich mich nördlich Richtung Eisseehütte. Der Höhenweg verläuft auf ungefähr gleichbleibendes Niveau und lässt sich entspannt gehen. Lediglich auf halben Weg gibt es ein kleines Stück im Bereich einer „Felskante“, die gerade bei Feuchtigkeit Aufmerksamkeit erfordert. Dieses Stück ist stufenartig verbaut und seilversichert – jedoch nichts Dramatisches. Der Pfad kreuzt etwas später einen Bach, der zwischen Eichham und Wunspitze verläuft. Diesen querte ich, um kurz danach den eigentlichen Aufstieg zur Kuhhaut über ab dann wegloses Gelände zu beginnen (links vom Bach). Zur Orientierung nahm ich den Grat zwischen Eichham und Wunspitze, wobei man die Aufstiegsrinne zur Scharte zwischen den beiden Bergen und zur Kuhhaut gut ausmachen kann – ich diese also letztlich zur Orientierung nutzte.
 
Steil ging es einen Grashang hoch, der zunächst mäßig felsdurchsetzt ist und im weiteren Verlauf felsiger wird, je näher man dem Schuttkar kommt. Die Steilheit kann man natürlich individuell entschärfen je nach gewähltem Weg. Das Schuttkar ist in drei großen Stufen unterteilt. Immer wenn ich dachte, nun wird es etwas flacher, baute sich die nächste Stufe auf. Die überwiegende Zeit konnte ich zwischen den Felsblöcken einen für mich passenden Weg finden. Erst im letzten Drittel des Schuttkars musste ich über Blöcke steigen. Zeit zum richtigen Durchschnaufen und für eine Pause nahm ich mir schließlich in der Mulde des Schuttkars. Bei der Gelegenheit schaute ich mir an, wie ich weiter gehen wollte. Die sehr steile Aufstiegsrinne war nun auch deutlich zu sehen.
 
Zwischen der Mulde und der Rinne lag noch Schnee, der von Sand und etwas Gestein überzogen war. Das war für den weiteren Aufstieg über das Schneefeld von Vorteil, weil ich so besseren Grip hatte. Schließlich hieß es: Ab in die Rinne. In einigen Tourenberichten wird ihre Steilheit mit 40 Grad beschrieben und dass der Aufstieg sehr mühsam ist durch loses, sandartiges Gestein. Das kann ich bestätigen. Immer wieder sackte der Boden unter mir weg und ich musste neu ansetzen. In der Mitte der Rinne wird sie sehr eng, dass ein Gehen in Serpentinen fast ausschließt. Zudem muss man immer wieder seinen Schritt kontrollieren, denn das lose, sandartige Gestein überdeckt die ein oder andere Felsplatte. Ein kleines Abrutschen ist daher möglich. Erst kurz vor dem Erreichen der Scharte, neigt sich etwas das Gelände. Die Scharte selbst ist breit und bietet einen schönen Ausblick auf den südlichen Grat des Eichhams, das Eichham Kees – was noch übrig ist und den Anstieg zur Kuhhaut.
 
Der führt zunächst über ein Felsstück – gut 20 Meter, das leicht zu durchklettern ist. Man findet ohne Schwierigkeiten einen Weg und Halt. Dann geht es ein Stück weiter auf einem doch recht breiten Rücken bis zu einem auffälligen Felsen. Von hier zeichnet sich gut die Variante ab, die zum Gipfel führt. Ich entscheide mich rechts zu halten. Ohne Schwierigkeiten geht es noch mal ansteigend zum höchsten Punkt. Kurz davor wechselte ich auf die linke Seite des Grats, da mir hier das Weitergehen leichter erschien. Den höhsten Punkt, der durch ein großes Steinmanderl markiert ist, sieht man erst kurz davor. Er ist durch einen Felsen verdeckt. Den Gipfel erreichte ich um 11:30.
 
Von hier aus hat mein einen fantastischen Blick auf Teile der Sajatkrone, Zopetschspitze, auf die Lasörling Gruppe, den Niederen und den Hohen Eichham sowie auf den Sailkopf und die Bonn-Matreier-Hütte. Leider konnte ich an dem Tag den Ausblick nicht ganz genießen, da immer wieder dichte Wolkenfelder durchzogen. Zurück ging es über den gleichen Weg, aber wesentlich rascher – klar. Am Auto war ich wieder - mit Pausen - gegen 16.00.
 
Fazit: Wer einen leichten 3.000der ohne Seil und Kletterausrüstung machen möchte und die Stille der Berge genießt, für den ist die Kuhhaut ein lohnenswerter Berg. Ein gute Kondition sollte vorhanden sein – allein die Rinne „saugt“ nach dem Anstieg nochmal extra Kraft. Natürlich sind auch Trittsicherheit und Klarheit im Kopf weitere Voraussetzungen und das gerade für den letzten Anstieg zum Gipfel. Zur Ausrüstung sollten neben Proviant und etwas zum Trinken – eh klar – Teleskopstecken und festes Schuhwerk gehören. Bergstiefel sind durchaus angebracht. Wem das Trinken ausgeht, kann in der Karmulde Wasser aus dem Bach auffüllen.

Zum Parken: Normalerweise ist der Parkplatz Bodenalm gebührenpflichtig. Der Parkscheinautomat befindet sich nicht am Parkplatz, sondern etwas darunter an der letzten Weggabelung zum Parkplatz an einer Steinmauer. Gegenüber ist ein Bauernhof. Vergisst man einen Parkschein zu lösen, riskiert man 30.- Euro Strafe! Jedoch fehlte an dem Tag der Bergtour der Automat - also kostenloses Parken.
 

Tourengänger: MarkeJan


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