Pizzo Grandinagia

Da ich am Nachmittag noch einen Termin in Luzern hatte, suchte ich in meiner Projektliste eine Halbtagestour. All'Acqua erreiche ich von Zuhause in 75 Minuten. Die Hoffnung war gross, dass ich unter der Woche am Gotthard-Tunnel staufrei hindurchkommen werde - was sich dann auch bewahrheitete.

Parkiert habe ich auf dem grossen Parkplatz in All'Acqua, welcher bei meiner Rückkehr von der Skitour dann auch prall gefüllt war. Bei angenehmen -5° schob ich meine Skier über die Brücke vom Ticino und anschliessend ungefähr auf der Flucht vom Wanderweg hinauf ins Val d'Olgia. Der Aufstieg verlangte das gehen mit Harscheisen, denn die abgefahrenen Hänge waren spiegelblank. 

Oben auf der Hochebene angekommen war ich an vorderster Front der Skitourengeher. Der wenige Neuschnee der Nacht deckte die alten Spuren zur Hälfte zu, sodass ich teilweise frisch spuren durfte. Der Weg bis zum P.2476 war identisch wie dazumal auf der Tour auf den Pizzo Cavagnöö. Bei guten Verhältnissen lohnt es sich beide Gipfel miteinander zu verbinden. Im zunehmend steiler werdenden Hang zum Passo Grandinagia versuchte ich teils der alten Spuren zu folgen, hielt mich aber näher am südlichen Felsgrat um so weniger einer Schneerutsche ausgesetzt zu sein, denn von oben her kamen immer wieder kleinere Altschneeplatten hinunter gerutscht. 

Oben auf dem Passo Grandinagia angekommen errichtete ich mein Skidepot. Die Steigeisen konnte ich mit gutem Gewissen im Rucksack verstaut lassen, der Pickel hingegen war eine gute Hilfe für den kommenden Aufstieg zum Gipfel. Mit Steinen durchzogen geht es in einem steilen aber zugleich gutmütigen und breiten Hang hinauf zum Gipfelgrat. Auch hier kamen im Minutentakt Schneebrocken hinunter welche vom Wind und der Sonne losgelöst wurden. Eine alte Spur gab mir zusätzlich zu meiner Erfahrung eine psychologische Sicherheit, auch noch den schmalen Gipfelturm zu besteigen. Vom Gipfelturm führt ein Grat waagrecht weg zu einem minim breiteren Gipfelbereich.

Nach ein paar Fotos startete ich vorsichtig den Abstieg. Vom Skidepot genoss ich die steile Abfahrt hinunter zu den ersten nachkommenden Skitourengeher. Insgesamt waren an diesem Freitag über 60 Tourengeher unterwegs, welche mir während der Abfahrt entgegen kamen. Bleibt man in der Abfahrt rechts entlang vom Ausläufer des Pizzo Grandinagia, kommt man in den Genuss von einem Kanal in welchem es sich gut abfahren lässt. Die Abfahrt war oben hui (Pulver) und unten Pfui (Glatteis). Die gesamte Skitour konnte ich auf geschlossener Schneedecke meistern - eine gute Basis für den kommenden Neuschnee.