Baula - Aussichtskegel über dem Borgarfjördur


Publiziert von kardirk , 7. September 2022 um 18:41.

Region: Welt » Island
Tour Datum:26 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: IS 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:12,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Reykjavik über 1 Ringstrasse nach Borganes und weiter über Bifröst bis zum Abzweig der 60 Richtung Budardalur /Westfjorde. Nach wenigen Kilometern kommt rechts eine Parkbucht für LKW zum Schneekettenanlegen im Winter.
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Campingplätze in der Umgebung von Borganes, ebenso Hotels (sehr teuer) oder Schlafsackunterkünfte, bzw kleine Hütten.

Wer von Borganes aus über die !er-Ringstrasse gen Norden fährt, dem fällt unweigerlich jener schöne helle gleichförmige spitze Kegel linker Hand auf, der sich genau im Eck des Abzweiges der 60er von der 1er befindet - die/der Baula. Den schönen Berg hatte ich schon lange im Auge, vor 4 Jahren vor Corona starteten wir schonmal einen Versuch bei bestem Wetter aber zeitlich limitiert, da in der Nacht unser Rückflug nach Deutschland anstand und so kamen wir nur bis ca. 400m, am Beginn der Blockfelder, die diesen Berg ziehren und seine Besteigung so schwer und mühsam machen. Dabei mühten wir uns zunächst über mehrere Kilometer durch eine unwegsame Heidelandschaft, da es zum S-Grat, den wir anstrebten, ausser Schafssteige, keinerlei Wege gibt.
Nach neuerlichen Recherchen beim isländischen Wanderverein nahmen wir diesmal eine bessere Route, die über eine alte Piste bis zum Fuss des Berges führt.

Start war am Parkplatz an der 60er Strasse  (ist für LKW-Schneekettenanlegen  im Winter), die Piste zweigt schon ein paar Meter vorher von der Strasse ab und verläuft oberhalb dieser, dazwischen ist aber ein Schafszaun.
Daher gingen wir erst die Strasse bis zu einem Cattle-Grid, wohin auch der Zaun endet. Dahinter kann man bequem auf Spuren hinauf zur Piste steigen. Diese folgt zunächst einem Seitental mit schönem Wasserfall und windet sich dann leicht die Terassen des Geländes hinauf und endet direkt am Beginn der ausgedehnten Geröllfelder am Fusse des Berges.
T2, 300hm, 1:15h.

Dann ist aber Schluss mit Lustig, denn nun gilt es die wenigen begrünten Streifen am Berg zu nutzten, dazwischen geht es über Blockfelder aus Basalt-Säulen - es sieht aus, als habe hier ein Troll seinen Baummarkt mit Stelen eröffnet. Das Balancieren darüber erfordert alle Aufmerksamkeit und ist entsprechend mühselig. Wir steuerten dabei eine Geländestufe am Beginn des W-Grates an, der eigentlich mehr ein breiten Rücken ist.
T3-4, 0:45h, 100hm.

Ab hier beginnt der steile Teil des Aufstieges, für meine Frau war hier Schluss. Auch ich überlegte, ob es nicht doch zu gefährlich sei, so ganz alleine diesen steilen (teilweise ca 40-45 Grat und darüber) Blockgrat nun zu begehen. Da aber der Handy-Empfang im Gegensatz zu Deutschland hervorragend ist und wir so in Kontakt bleiben konnten, wollte ich das geniale Wetter unbedingt doch für einen Versuch nutzten und stieg also los.
Das steile Blockfeld erforderte jetzt teilweise Kraxelei bis zum I-Grad, die Blöcke und Felsen waren dabei noch relativ fest. Eine erste Steilstufe wurde über rechts erklommen, dann weiter am breiten Hang hinauf über nun losere Geröll- und Blockfelder. Weiter oben  kam noch feinerer loser Schutt hinzu, dann erreichte ich eine obere Terasse vor dem letzten Aufschwung. Bei relativ kräftigen N-Wind erklomm ich auch diese und stand unvermittelt am schmalen Grat über den ich dann schlussendlich der Gipfel glücklich erreichte.
1:20h, 430hm, T4, teilweise I.

Belohnt wurde ich mit einer Traum-Aussicht bei absolutem IKW (Isländisches Kaiserwetter), sogar der Wind war hier fast nicht zu spüren.
In einer Stahlkassette befand sich auch das schöne Gipfelbuch, in das ich mich als 20er Begeher dieses Jahres eintragen konnte - so wenig wird der Baula also gar nicht bestiegen, trotz seiner Mühen.

Nach 30 minütiger Pause und kurzen telefonischen Kontakt mit meinem "Basis-Lager" machte ich mich wieder an der Abstieg.
Der erforderte nochmal volle Konzentration und ist fast noch schwerer als der Aufstieg, Ich nutzte dabei eine steile Rinne, die voller Begehungspuren war und viel lockeres Geröll oder gar Sand enthielt. Damit ersparte ich mir zwar ein paar Blockfelder - ob man damit nun schneller oder sicherer hinab kommt, mag ich nicht zu beurteilen, das muß wohl jeder selber herausfinden. So benötigte ich jedenfalls kaum weniger, als für den Aufstieg.
T4, 1:50h.

Dann gabs nochmals eine kleine gemeinsame Pause, meine Frau hatte dankenswerter Weise Ihre "Freiziet" genutzt und unterdessen Blaubeeren für das morgendliche Frühstück gesammelt, während Ihr "Ego-Bär" sich im Geröll vergnügt hatte.
Gemeinsam gings nun flott hinab über die Piste an einigen Schafen vorbei zurück zum Auto.

FAZIT:
Grandiose *****-Tour, die aufgrund des Geländes sehr ernst zu nehmen ist. Bei gutem Wetter kein Problem, Wetterbericht ist Pflicht. Bei mir blies nur ein leichter Wind und ich trotzdem hatte ab und zu Probleme auf den Blöcken das Gleichgewicht zu halten. Bei Sturm Regen und Wolken ein absolutes NO GO.
Sonst wird aus dem Traum ein Albtraum - trotz vielleicht gutem Handyempfang!

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (1)


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pame hat gesagt:
Gesendet am 8. September 2022 um 02:21
Schön, einen Bericht über Baula zu sehen. Diese schöne Geröllpyramide ist mir vor zwei Jahren bei einer Islandreise auch aufgefallen, aber der einzige, nutzbare Besteigungsbericht, den ich im Netz gefunden hatte, hat mich dann doch eher abgeschreckt.


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