Einzigartige Wanderung auf Eisenbahnschienen durch die Vouraikos-Schlucht

1885 wurde eine Zahnradbahn zwischen dem Golf von Korinth und Tripoli geplant. Nach 10 Jahren Bauzeit konnte 1895 das erste Teilstück zwischen Diakofto und Kalavryta eingeweiht werden. Dieses Teilstück führt durch die spektakuläre Vouraikos-Schlucht. Die Bahn wurde allerdings nicht mehr weiter gebaut und weil heute Kalavryta auch mit dem Auto erreicht werden kann, ist die Bahn heutzutage nur noch für Touristen da. Noch spektakulärer als eine Bahnfahrt durch die vielen Tunnel, engen Kurven und hohen Brücken ist eine Wanderung direkt auf der Bahntrasse. Was sich gefährlich und verboten anhört ist aber erlaubt! Sogar der Europäische Fernwanderweg führt hier direkt über die Bahntrasse durch die Schlucht.

Die meisten Wanderer fahren mit der Bahn in ein bisschen mehr als 1 Stunde von Diakofto nach Kalavyrta und wandern dann die ungefähr 22 Kilometer zurück. Wir steigen aber schon ein wenig nach der Mitte in Megalo Spilaio aus, weil das Wetter nicht 100% zuverlässig ist und der spektakulärste Teil der Wanderung sowieso zwischen Megalo Spilaio und Diakofto liegt.

Die Wegfindung ist denkbar einfach. Man kann von Anfang bis zum Ende direkt auf oder neben den Schienen wandern. Orientierungssinn braucht man also nicht. Ein bisschen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist aber notwendig für die Brücken, die zum Teil tiefe Schluchten queren. Ausserdem sind einige Stellen - vor allem die Tunnels - so schmal, dass nicht genug Platz für Zug und Wanderer bleibt. Deshalb sollte an diesen Stelle eine Begegnung mit dem Zug verhindert werden, auch wenn die Zugführer sehr vorsichtig fahren und auf Wanderer vorbereitet sind. Den Fahrplan der Züge studieren lohnt sich also.

Vom Bahnhof Megalo Spilaio folgen wir zuerst fast flach den Bahnschienen Schlucht-abwärts. Doch schon bald wird es deutlich steiler. Kurz danach überqueren wir auf einer Brücke zum ersten Mal den Fluss und erreichen danach ein altes Bahnhäuschen das sich für eine Rast eignet. Gleich danach kommt auch schon das erste Tunnel in Sicht. Über Brücken und durch enge, unbeleuchtete Tunnels geht es nun weiter durch die Schlucht. Und tatsächlich passiert uns genau das, von dem ich vorhin gewarnt habe. Der Zug kommt von hinten während wir an einer Stelle sind, wo ausweichen unmöglich ist. Die Zugführer sind aber extra vorsichtig und so hält der volle Zug an und wir können einige Zeit vor dem Zug hergehen bis eine Ausweichstelle kommt, die breit genug ist. Zugführer und Fahrgäste winken uns zu und schon sind wir wieder alleine.

So spektakulär geht es weiter bis zu einem stillgelegten Bahnhof auf ungefähr 125 MüM. Hier treffen die Gleise auf eine Strasse und die Bahntrasse wird wieder flacher. Parallel zur Strassen gehen wir auf der Trasse weiter Richtung Diakofto. Man könnte hier auch auf der Strasse gehen, nur macht die dann plötzlich einen ziemlich Bogen und macht einen grossen Umweg. Vorbei geht es nun an Ziegenställen, die in die gegenüberliegende Felswand gehauen wurde und das Tal ist nochmals ein wenig enger. Doch kurz darauf öffnet sich das Tal und die Zivilisation hat uns wieder. Wir unterqueren nämlich die Autobahnbrücke und kreuzen dann die Hauptstrasse. Von hier aus ist es nur noch gut 1 Kilometer durch die Wohnhäuser von Diakofto, bis wir wieder beim Bahnhof stehen.