Es ist wieder einmal soweit - wir wollen aus der Metropole fluechten, raus in die Natur. Besuch im Garten Englands, in Kent, ostwaerts bis es nicht mehr weiter geht. Von einer seelische Wanderung auf der Suche nach der Weite, im Einklang mit der Natur und im Verstaendniss der Geschichte des Landes.
Erst frueh Nachmittags entscheiden wir uns spontan Zelt und Schlafsaecke einzupacken und einfach Richtung Kent zu fahren - Ziel unbekannt. Unterwegs auf der M25 kaufen wir noch etwas Profiant fuer das Lagerfeuer und Wasser ein und irgendwann bei Ashford verlassen wir die M20. Ich peile einfach die hoechste Erhebung an, ein bewaldeter Huegel und weiter, durch dich genutztes farmland noch ein paar Kilometer weiter auf englischen B-roads. Wir passieren ein Weiler namens Hassell Street (das kommt ja gut...). Ueberall Farmland aber irgendwo passendes werden wir wohl finden.
Irgendwann lassen wir den Jeep bei einer Forststrasse stehen, schultern unsere Packung und laufen in einen Wald herein. In kuerze finden wir einen wunderschoenen Biwakplatz, am Waldrand, ueber einer Boeschung mit Sicht auf die umliegenden Felder und Mulde. Es scheint genuegend isoliert zu sein damit uns niemand entdeckt - Wildcamping auf Privatboden ist hierzulande naemlich verboten und die Farmer sind bekanntlich nicht immer frieddliebend.
:-0
Wir bauen rasch das Zelt auf und geniessen den Sonnenuntergang. Danach gibts Lagerfeuer und wir kochen mit dem Gaskocher eine feine Pasta mit Tomatensauce und eine englische sausage auf der Glut
Es ist schon fast 11Uhr, da hoeren wir ploetzlich drei Schuesse von irgendwo her in der Mulde, wo wir die Farmen vermuten. Und auf dem gegenueberliegenden Huegelzug sehen wir wie jemand mit einer Taschanelampe den Feldweg entlang geht. Hoppla - hoffentlich sucht der nicht uns ! Rasch loeschen wir das Feuer und decken die Glut zu, so dass uns der Farmer ja nicht sieht - ein Feuer sieht man ja aus der Distanz. Und sitzen wir nun im dunkeln und beobachten vom Waldrand wie das Licht sich in der Nacht bewegt. Uns ist etwas ungemuetlich...wir ziehen uns ins Zelt zurueck und fluestern nur noch untereinander. Irgenwann schau ich nochmals raus und das Licht ist zum Glueck verschwunden. Ich moechte keinen Farmer mitten in der Nacht in Kent begegnen der es auf Landstreicher abgesehen hat (die gibt es hier auch !).
Dem sehr angenehmen Eulenkonzert lauschend schlafe ich bald ein, in Kenntniss dass wir heute doch noch unser kleines Abenteuer erleben durften.
Am naechsten Vormittag wachen wir auf, nochmals gibts Feuer, wir kochen etwas Fruehstueck, bauen unsere Behausung ab und gehen die 30min. zurueck zum Auto.
In 500m entfernung kommt die erste Farm, dann eine Art Freiland-Fasanenzucht. Ich denke zurueck an die Schuesse in der Nacht - sehr wahrscheinlich waren es Warnschuesse fuer die Fuechse...
Wir fahren kreuz und quer, langsam, ueber Seitenstrassen Richtung Osten - ueber verschlungene enge Gassen von Hecken umsaumt; gewollt mache ich ein schoener Umweg. Nach geraumer Zeit ohne fixes Ziel und zu wissen wo genau wir eigentlich uns befinden, Navi sei Dank gelangen wir nach Canterbury, wo wir die ehrwuerdige Canterbury Kathedrale (der Haupsitz der anglikanischen Kirche) besuchen.
Weiter: es sind nur noch 25km zur Ostkueste. In kuerze treffen wir dort ein: weiter geht's nicht. Praechtige Farben und ein schoenes Licht. Nur 80 km Wasser zwischen uns und Belgien. Wir gehen am Strand 2 km auf und 2km ab (es gibt halt limitierte Routenwahl, entweder links oder rechts..).
Wir sind am Strand von Sandwich: hier, aus dem schmucken mittelalterlichen Staedchen kommt der Erfinder des "Sandwich" her (kein Scherz).
Wieder setzen wir uns ins Auto und fahren nun der Ostkueste entlang Richtung Sueden: in Dover, wie koennte es anders sein, besuchen wir die Nabelschnur Englands, als kroenender Abschluss gestatten wir uns ein Spaziergang ob den weissen Klippen von Dover. Der Hafen unter uns vermittelt die definitive Grenze, Abfahrt und Ankunft einer Nation. Am Horizont, hier sinds nur 40km, ueber "the Channel" sehen wir Frankreich.
Wir lassen die Zeit vergehen und geniessen so die letzten Sonnenstrahlen. Zufrieden und um viele eindruecke reicher, fahren wir zurueck in die groesste Stadt Europas.
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