Rabštejn nad Střelou


Publiziert von lainari , 16. August 2021 um 20:35.

Region: Welt » Tschechien » Rakovnická pahorkatina
Tour Datum:11 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 470 m
Abstieg: 470 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus bis Rabštejn
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 30 Povodí Střely

Rabenstein an der Schnella - Ein sommerliches Auf und Ab
 
Etwas trockeneres Sommerwetter animierte mich, eine Wanderung in einer weiter entfernteren Region zu unternehmen. Dazu begab ich mich in die Landschaft Rakovnická pahorkatina (Rakonitzer Hügelland). Die Fahrt verlief zunächst sehr entspannt. Kurz vor dem Ziel war die Hauptstraße 27 durch Baustellen mehrfach unterbrochen. Zwei Hindernisse konnte ich durch lokale Umleitungen mehr oder weniger elegant umfahren. Aber am Ortsausgang von Jesenice ging es partout nicht weiter. Es bestanden keine Umfahrungsmöglichkeiten mit angemessenen Fahrstrecken. Also fuhr ich ein Stück zurück und bog Richtung Petrohrad, das ich von einer früheren Tour kannte.

Unterwegs sah die Landschaft merkwürdig geschunden aus. In einem Kieferforst mit über 50-jährigem Baumbestand standen alle Bäume im Winkel von 45°, Straßenbäume waren in etwa 1 m Höhe wie mit dem Rasiermesser abgeschnitten und ihre Kronen lagen 50 m entfernt auf den Feldern. Hier hatte es vor einiger Zeit eine Fallböe (Downburst) gegeben, die den nahen Ort Stebno mit voller Wucht getroffen hatte. Da dies in etwa zeitgleich mit dem Großereignis in Mähren stattfand, erhielt dieser Vorfall keine mediale Aufmerksamkeit.

Nach einer kurzen Benutzung der Hauptstraße 6 konnte ich endlich in mein geplantes Zielgebiet abbiegen. Reichlich verspätet erreichte ich Rabštejn nad Střelou (Rabenstein an der Schnella) und stellte mein Auto trotzdem als erstes des Tages auf dem Wanderparkplatz im oberen Ortsteil ab.
 
Das Örtchen besticht durch seine malerische Lage auf einem Schieferfelsrücken, der von 3 Seiten vom Flüsschen Střela (Schnella) umflossen wird. Es gibt viele historische Bauten und eine intakte Naturlandschaft. Die Region weist ein umfangreiches Wanderwegnetz auf. Um möglichst viele interessante Punkte einzubinden, hatte ich mehrere Schleifen geplant. Zunächst orientierte ich mich nach einer Lehrpfadmarkierung (Grüner Schrägstrich) und lief talwärts. Nach kurzer Zeit passierte ich einen alten jüdischen Friedhof. Später am Talboden, nach Wechsel der Flussseite, besuchte ich die Ruine der Horův mlýn (Horamühle). Dann wechselte ich in Richtung talaufwärts und stieg an der Talflanke zum Aussichtspunkt am Hraběcí kříž hinauf. Die einst malerische Aussicht auf den Ort Rabštejn wird allerdings zunehmend von Bäumen verdeckt. Nach einer kurzen Pause übersah ich die Weiterführung des Lehrpfades am Hang und nutzte einen Forstweg auf der Höhe. Über einen blau markierten Wanderweg kam ich schließlich wieder zum Flussufer und dem Lehrpfad zurück. Eine alte, zwischen 1335-1340 erbaute Steinbrücke brachte mich in den Ort hinüber. Etwas verwundert rieb ich mir die Augen, als ein ausgewachsener Fünfachs-Planensattelzug ohne zu zögern vorbei am 24 t-Schild über die Brücke und die schmale 16 % steile Ortsstraße fuhr. Auch ich mühte mich nun bergauf durch den Ort. In Sichtweite des Parkplatzes erkundete ich die Reste der hrad Sychrov. Das Vorhandensein von zwei verschiedenen Burgen in einem Ort ist ungewöhnlich. Lange nahm man an, dass es sich bei Sychrov um einen Teil der Ortsbefestigung handelt. Heute ist erwiesen, dass diese Burg ein unabhängiges, etwa 40 x 60 m großes Einzelobjekt war. Als Erbauer wurde 1439 Jindřich z Rabštejna (Heinrich von Rabenstein) urkundlich. 1523 datiert die letztmalige Nennung als intakte Burg. Die weitaus größere Anlage war hrad Rabštejn nad Střelou. Um 1330 sollen Stadt und Burg von Oldřich Pluh z Rabštejna (Ulrich Pflugk von Rab(en)stein) gegründet worden sein. Später gab es über ein Dutzend Besitzwechsel. 1666 sollen auf den Burgresten zunächst ein Kloster des Servitenorden (Ordo Servorum Mariae) und 1705 das Barockschloss erbaut worden sein. Vervollständigt wurde das Ensemble durch die 1766-67 erbaute kostel Panny Marie Sedmibolestné (Kirche der Sieben Schmerzen).
 
Nun setzte ich zur zweiten Schleife an und folgte einer grünen Wanderwegmarkierung hinab ins Flusstal in flussaufwärtiger Richtung. Unten am Talboden gab es ein Kinderferienlager aus Zelten. Nach der Flussquerung folgte ein zweites Ferienlager mit Zelten. Im Verlauf bog ich nach rechts auf einen asphaltierten Weg auf und lief bergwärts. Unterwegs gab es einen Stollen einer früheren untertägigen Schiefergewinnung. Später erreichte ich den Černý rybník (Schwartz Teich) in der Umgebung der einstigen Neuhöfer Glashütte. Hier orientierte ich mich nach einer roten Wanderwegmarkierung, die mich wieder in den Wald leitete. Nach kurzer Zeit bog ich rechtwinklig unmarkiert nach links ab und ging durch einen Hochwald zur Straße hinab. Nachdem ich am Rand die Büsche überwunden hatte, war mein nächstes Ziel, ein Mord- oder Sühnekreuz gegenüber schon auszumachen. Die Querung des sumpfig-schilfigen Talbodens scheiterte jedoch zunächst. Einen festen, trockenen Ausweg bot der Teichdamm des Malý rybník (Kleiner Teich). Nach dem Besuch des Kreuzes kehrte ich auf etwa gleicher Route zum Wanderweg zurück. Der Wanderweg führte auf einem Höhenrücken entlang und senkte sich dann zum Ufer der Střela ab. Vorbei an einem alten Schieferbruch kam ich zur schon bekannten Steinbrücke von Rabštejn und lief wieder ein Stück durch das Örtchen.
 
Jetzt folgte meine dritte Schleife. Links zweigte etwas unscheinbar der örtliche Lehrpfad ab. Ein verwaschenes, handgeschriebenes Schild von Ende Juli wies auf irgendetwas hin, war aber kaum mehr lesbar. Wildromantisch führte der Pfad talabwärts oberhalb des Flussufers entlang. Plötzlich stand ich vor einer abgerutschten hölzernen Hangbrücke, die an einer Felspartie vorbeigeführt hatte. Mit ein wenig festhalten am Felsen konnte die heikle Stelle passiert werden. Dann verlief der Weg durch alte Schieferbrüche unmittelbar unter den alten Burgmauern mit Schloss, Kirche und Kloster. Später kam ich zum Jüdischen Friedhof und kurz darauf zum Parkplatz in Rabštejn nad Střelou zurück, der nun bis zum letzten Platz belegt war. Durch eine günstigere Fahrtroute (ohne Umleitungen) über Chyše, Vroutek und Podbořany konnte ich auf der Rückreise eine ganze Stunde Fahrzeit einsparen.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 15 min.
Die Strecke ist mit überwiegend mit T1 zu bewerten.
Der Lehrpfad ist als T2 einzuschätzen.

Tourengänger: lainari


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Geodaten
 53723.kml Manuell gezeichnete Wegstrecke

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