Van sloten en sloten
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Dass der Titel Holländisch ist, ich kann es nicht verhindern. Zu aufdringlich drängelt und zwängelt er in meine Kopf herum, und jetzt ist er draussen.
Ein ‚slot‘ ist ein Schloss, auf Holländisch auch gern ‚kasteel‘ genannt. Ein ‚sloot‘ ist ein kleiner Kanal, wie sie in Holland zuhauf die Wiesen durchziehen, und die Bergziege rojosuiza halb verrückt machen – weil sie immer und überall im Wege sind, und unvermutet – und vermutet! – allüberall auftauchen.
Bei der hunderttausendsten Radiowanderung ist rojosuiza nach Vleuten geraten. Da hat er seinem Lieblingshobby gefrönt. Danach ist er zurückgewandert, zu einem Bahnhof in der Gegenrichtung. Dabei kommt ihm einiges vor die Augen und unter die Füsse.
Vleuten, was bietet es? – Es gibt ein Altdorf, wo alles zu ist an Gastlichkeit, da man sich in der zweiten Sperrrunde gegen Covid19 befindet. Es gibt ein Neudorf, wo man das Historisierende Bauen pflegt, was zu Bauernhöfen um 1900 herum führt, die neu sind, alt aussehen, und umgeben sind von mehr Bauernhöfen um 1900 herum. Alles mit modernem Komfort natürlich, ohne jegliches Umland, dafür mit Carport für die Voituren. Es gibt ein Stück Halbnatur am Viking-Rhein. Es gibt einen zauberhaften Fussweg nach Haarzuilens.
Schloss Haar ist ganz am Ende des neunzehnten Jahrhunderts wieder aufgebaut worden – eine wahre Orgie des Historisierenden Bauens von Anno Dazumal. Daneben erscheint aber, vom Wander-Meister völlig unerwartet, ein hochadliger Wohnturm, der einstens ein ganzes Schloss gewesen ist, das kaum auf sein Inselchen passte, aber im Zeitenlauf ein Stück nach dem anderen eingebüsst hat, bis es jetzt ein hochhistorisches Hochhaus allein ist, ganz hoch und ganz allein auf dem Inselchen. Die zweie zusammen, das sind ‚de sloten‘, Mehrzahl, ‚het slot‘, Einzahl.
Daneben finden sich dann, überall in der Landschaft verstreut und lauernd auf rojosuiza: ‚de sloten‘ Mehrzahl, ‚de sloot‘ Einzahl. Dem Holländer schwindelt es jetzt beileibe nicht, er ist es gewöhnt, rojosuiza aber…
Sind denn diese Kanäle, wenn sie doch überall in diesem flachen Land im Zeugs herumliegen und auf Wanderer lauern, überhaupt erwähnenswert, und gar als Titel dieses mächtig interessanten Berichtes? – Sie sind es, und das kommt so:
rojosuiza sieht im Land liegen, na? wieder so einen dummen Kanal. Über diesen führt ein kleines Brücklein, da man sich auf einem offiziellen Radweg befindet. Da wird der Pfad schon nicht plötzlich im Wasser enden, Fahrräder können nämlich nicht gut schwimmen. Aber was sieht der Wanderheld unweit davon, nur etwa zehn Meter weiter drüben? Er sieht… er sieht... eine Schwimmbrücke, die sieht er. Ein weiser Mann sieht die schwimmende Brücke, er wundert sich, und er geht weiter. rojosuiza nicht. Er muss hingehen. Es gibt zwei Brückenköpfe, wie immer, aber dann folgen zwei Flosse, die durch zwei Taue an ihrem Platz gehalten werden. Wegschwimmen können sie nicht. Mit dem Wasserstand fluktuieren, das können sie – und dem Klugen eine Brücke formen, das können sie auch.
Was, fragt rojosuiza den klugen Leser, geschieht, wenn rojosuiza an einer Ecke einen Fuss auf das erste kleine Floss setzt? – Es geht an dieser Ecke hinunter, tief hinein ins Wasser, rojosuiza würde nass. Was, fragt rojosuiza den klugen Leser, geschieht, wenn rojosuiza mitten auf das erste Floss springt, mit einem Fuss? Was muss der Bergheld im Wasserland danach schnell tun, und wie geht die Geschichte aus?
Ein Holländer weiss es natürlich schon lange – der hat schon beim Titel ‚van sloten en sloten‘ Lunte gerochen. Aber andere sind lange nicht so erfahren und ihnen müsste der Held alles vorkauen. Wohl stellen sie sich vor, wie der Bergheld rutscht auf dem nassen, sich unter seinem Gewicht aufbäumenden Floss, rutscht also, ausrutscht, und ins Wasser stürzt – zusammen mit seiner kostbaren Radiobeute. Dabei ertrinkt der Held dann…
Oder auch ein Schweizer meistert die Flossbrücke durch überlegtes und schnelles Handeln – wie es allen Schweizern bekanntlicherweise eigen ist! – der Radioreichtum kommt sicher nach Hause, die Schuhe werden nur ein klein, klein wenig feucht, und zum Schluss purzeln die Bilder aus dem Bilderkasten, und in aller Gemütsruhe wird ein toller Bericht verfasst…
Wer’s fassen kann, der fasse es! – Die Wunder regieren die Welt.
Tourengänger:
rojosuiza

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