Taishan / 泰山 (1545m) - Winterlicher Aufstieg auf den heiligsten Berg des Taoismus


Publiziert von DonPico , 25. Dezember 2019 um 11:53.

Region: Welt » China
Tour Datum:14 Dezember 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: RC 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Hongmen / 红门 - Mittleres Himmelstor / 中天门 - Südliches Himmelstor / 南天门 - Taishan - Gipfel des Jadekaisers / 玉皇顶
Kartennummer:keine Karte benutzt

Allgemeines

Kurz vor Weihnachten 2019 beschlossen mein Kollege Christoph und ich, eine Tour auf den Taishan (泰山) in der Provinz Shandong (山东) zu unternehmen. Der Berg ist 1545m hoch und das Umland liegt nur wenig über Meereshöhe, so dass ein Aufstieg von etwa 1300 Höhenmetern zu bewältigen ist.
Der Taishan ist einer der fünf heiligen Berge des Taoismus (五岳) und wird in China schon seit dreitausend Jahren als heiliger Ort verehrt. Er ist damit ein ganz zentraler Ort in der der chinesischen Kultur. Mehrere Besuche von chinesischen Kaisern sind historisch verbürgt, der erste durch Qin Shihuangdi (秦始皇帝), der China im Jahr 219 v. Chr. zum ersten Mal einigte. Auch Qianlong (乾隆), ein Kaiser der Qing-Dynastie, und der kommunistische Große Vorsitzende Mao Zedong (毛泽东), besuchten den Berg. Der Aufstieg erfolgt auf einem Treppenweg, dabei sind etwa 7000 Stufen zu überwinden. Man kommt beim Aufstieg an vielen Tempeln und Steintoren, sowie an zahllosen Steininschriften und Stelen vorbei. Die Atmosphäre ist toll, besonders, wenn nicht so viele Touristen unterwegs sind. Auf dem Gipfelplateau befinden sich mehrere Tempel, darunter der Tempel der Azurblauen Wolken (碧霞祠), der Konfuziustempel (孔庙), und der Tempel des Jadekaisers (玉皇庙) direkt am höchsten Punkt, dem Gipfel des Jadekaisers (玉皇顶).

Anfahrt

Wir fuhren am Freitag Nachmittag zum Bahnhof Suzhou Nord. Dort fahren die Hochgeschwindigkeitszüge in Richtung Peking ab. In gut drei Stunden erreichten wir die Stadt Tai‘an (泰安), die am Fuß des Taishan liegt. Mit dem Taxi fuhren wir zu unserem Hotel und aßen in der Nähe noch zu Abend. Da das Wetter nicht stabil sein sollte, standen wir am nächsten Morgen schon um 5:30 Uhr auf und fuhren mit dem Taxi zum Parkplatz unterhalb des Hongmen-Tors (红门), dem Ausgangspunkt der Tour am Nordrand der Stadt.

Tourenbeschreibung

Um 6:15 Uhr gingen wir im Dunkeln los. Man kann den Weg eigentlich nicht verfehlen. Am Anfang geht man durch eine Gasse mit Läden, die um diese Uhrzeit natürlich noch geschlossen waren. Nach 10 Minuten erreichten wir das Hongmen-Tor, einen roten Torbau. Der Weg führte dann moderat ansteigend vorbei an vielen Stelen und in den Fels gehauenen Inschriften vorbei, die wir aber in der Dämmerung nur erahnen konnten. Wir passierten auch einige Tempel. Rechter Hand verlief ein trockenes Bachbett. Nach gut einer halben Stunde querten wir das Bachbett und der Weg stieg steiler an. Wir passierten immer wieder kleinere Tempel. An einem dieser Tempel machten wir Rast und frühstückten. Dann gingen wir weiter, die Sonne ging auf und die Stufen wurden steiler. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichten wir das Mittlere Himmelstor (中天门), eine Aussichtsplattform, von der man tief unten in der Ebene auf Tai’an blickt und auch zum ersten Mal den eindrucksvoll steilen Anstieg zum Südlichen Himmelstor (南天门) einsehen kann.
Es folgt ein ebenes Wegstück vorbei an der Talstation der Seilbahn und dem Parkplatz am oberen Ende der Straße, die westlich vom klassischen Aufstiegsweg verläuft. Dann wird es richtig steil. Vorbei an weiteren Tempeln, Stelen und Inschriften geht es über endlose Stufen hinauf zum Südlichen Himmelstor, das wir nach gut drei Stunden Aufstieg erreichten. Oben ging kräftiger Wind und es hatte Minusgrade. Langsam zog es auch zu, aber die Sonne zeigte sich doch immer noch ab und zu. Wir setzen den Weg fort und wandten uns nach rechts. Wir passierten den Tempel der Azurblauen Wolken und umrundeten die moderne Radiostation auf einem Nebengipfel. Dann schauten wir uns den Tempel des Jadekaisers auf dem Gipfel an und genossen die Aussicht.
Nach einem Mittagessen mit geschabten Nudeln fuhren wir gelenkschonend mit der Seilbahn zum Mittleren Himmelstor und gingen von dort zu Fuß auf dem Aufstiegsweg zurück zum Hongmen, das wir um 13:30 Uhr erreichten.

Weiterer Aufenthalt und Rückfahrt

Nachmittags schauten wir uns den riesigen Dai-Tempel (岱庙) in Tai‘an an. Die zentrale Halle liegt wunderschön in einem weitläufigen, von uralten Zypressen bewachsenen Gelände. Auch hier befinden sich unzählige Stelen aus verschiedenen Kaiserdynastien Chinas. In einem Seitengebäude befinden sich Bruchstücke einer in Stein eingravierten chinesischen Inschrift des Kaisers Qin Shihuangdi aus dem dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Nach einer ausgiebigen Besichtigung holten wir unser Gepäck aus dem Hotel und fuhren zum Bahnhof und dann mit dem Zug ins nur knapp 50 Kilometer entfernte Qufu (曲阜), dem Geburts-, Wirkungs-, und Sterbeort Konfuzius‘ (孔夫子). Ich hatte ein sehr schönes, luxuriöses Hotel unmittelbar westlich des Konfuziustempels gebucht, den wir uns am nächsten Tag anschauen wollten.
Der Konfuzianismus ist in China tief verwurzelt. Über Jahrtausende war die Ausbildung in den konfuzianistischen Schriften, Denkweisen und Tugenden die Basis für die Abschlussprüfungen der chinesischen Beamten, den mächtigen Administratoren des Kaiserreichs. Die Familie Kong (孔), die Nachfahren des großen Lehrers, genoss in China allerhöchstes Ansehen.
Neben dem Konfuziustempel (孔庙) sind in Qufu noch das Anwesen der Familie Kong (孔府), sowie der Konfuziuswald (孔林) sehenswert. Leider regnete es bei unserem Besuch. Die Dimension des Tempels ist fast mit der der verbotenen Stadt in Peking vergleichbar. Die Achse des Tempel verläuft von Süden nach Norden, der Tempel grenzt im Süden an die Altstadtmauer und reicht im Norden fast ebenfalls an die (nördliche) Stadtmauer. Größtes Gebäude ist die Dacheng-Halle (大成殿), die wunderschön gehauene steinerne Säulen besitzt. Das Anwesen der Familie Kong befindet sich östlich vom Tempel und besteht aus einer Reihe von Wohngebäuden, mehrheitlich aus der Qing-Dynastie.
Zum Abschluss unseres Besuchs fuhren wir noch zum Konfuziuswald, einem riesigen Familienfriedhof, auf dem Konfuzius selbst und über Hunderttausend seiner Nachfahren beerdigt sind. Das Areal ist bewaldet und mit kleinen und größeren Erdhügeln übersät, in denen die eingeäscherten Überreste der Verstorbenen beigesetzt werden. Überall stehen Steinstelen, vielerorts außerdem steinerne Tierfiguren. Die Stimmung ist selbst an einem Regentag beeindruckend. Wir machten einen gut einstündigen Rundgang, bevor wir zurück zu unserem Hotel fuhren und noch einen gemütlichen Kaffee tranken. Nachmittags gegen vier Uhr machten wir uns auf zum Bahnhof und fuhren zurück nach Suzhou. 

Tourengänger: DonPico
Communities: UNESCO-Welterbe


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Kommentare (2)


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Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 25. Dezember 2019 um 21:46
Danke für die wudnerbaren Berichte aus einem, für uns weitgehend unbekannten Land. Mein Aufenthalt in China liegt schon einige Zeit zurück, ich denke aber immer wieder gern daran zurück. Deshalb lese ich deine Berichte immer mit großer Freude.

Gruss Monika

DonPico hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Dezember 2019 um 01:19
Hallo Monika,
Danke für Deinen Kommentar - freut mich sehr. Ich lebe jetzt schon seit sechs Jahren hier, und das Land überrascht mich immer wieder.
Gruss Tobias


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