Entlang des Débeřsky potok
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Natur und Geschichte
Ein prächtiger Maitag bildet heute den Rahmen für eine größere Unternehmung in der Landschaft Dolnooharská tabule (in etwa: Untereger-Tafel). Was zunächst unspannend anmutet, erweist sich auch hier bei näherer Betrachtung als abwechslungsreich, denn die an sich flache Region ist zwischen Peruc und Stradonice von einem tief eingekerbten Tal durchzogen. Im Tal und an seinen Rändern finden sich intakte Natur und historische Spuren menschlicher Nutzung während diese auf den intensiv bewirtschafteten Ebenen einer Großfeldlandwirtschaft gewichen sind. Als Themengewässer habe ich mir den Bach Débeřsky potok ausgesucht, einen rechten Nebenfluss der Ohře (Eger). Eine zeitige und entspannte Anreise bringt mich nach Peruc, einem hübschen městys (Minderstadt) auf der Hochfläche der Tafel. Der Ort erhielt 1873 Bahnanschluss durch die k.k. privilegierte Prag-Duxer Eisenbahn. Ich parke am Bahnhof, der an der heutigen Bahnrelation Louny - Kralupy nad Vltavou liegt, und begebe mich zu Fuß stadteinwärts. Geleitet von einer roten Wanderwegmarkierung verlasse ich das Siedlungsgebiet und gehe in einer Schleife ins Tal des Débeřsky potok hinunter. Unten angelangt, treffe ich auf den sehenswerten Komplex der Débeřsky mlýn (Mühle). Unmittelbar danach führt der Weg wieder an der Flanke des Tales hinauf. Beim Weiler Débeř biege ich auf den schmalen Lehrpfad NS Perucko (grüner Schrägstrich) ab und gelange wieder zum Talboden. Hier nutzt der Weg einen Flurweg. Wegen zurückliegender Regenfälle und einer kalten Nacht führt die heutige Sonneneinstrahlung zu einer fast mystischen Dampfentwicklung im Tal. Nach den Majlant-Teichen passiere ich das Areal der býv. cukrovar Peruc (einstige Zuckerfabrik Peruc), deren Produktionsanlagen heute verschwunden sind. Das Direktionsgebäude hat als Hotel/Restaurant überlebt. Die Zuckerfabrik war zwischen 1879 und 1910 durch eine etwa 2 km lange, in 600 mm Spurweite ausgeführte Feldbahn mit dem 100 m höher liegenden Bahnhof Peruc verbunden. Die mit Rüben beladenen Wagen rollten vom Bahnhof aus per Schwerkraft von je einem Bediensteten handgebremst talwärts - ein etwas heikles Betriebsverfahren. Die Leerwagen wurden mit Ochsen hinauf zum Bahnhof zurückgezogen. Nun gehe ich weiter talwärts. Es herrscht eine üppige Vegetation vor, an Feuchtstandorten Laubegehölze und Büsche, am trockeneren Hang eher Kiefernmischwald. Der Weg wechselt die Talseite, passiert einige Quellen und eine talquerende Trasse von verschiedenen Leitungen chemischer Zwischenprodukte, wie der C2-Fraktion (Ethylen) und der C4-Fraktion (Propan/Butan), die die Raffinerien Litvínov und Kralupy nad Vltavou verbinden.
Unmittelbar nach dem Abbiegen des Lehrpfades liegt am weiterführenden gelb markierten Talweg ein Areal, das einst dem Prager Prämonstratenserstift Strahov gehörte. Dieser ließ ab 1783 ein in der hiesigen geologischen Verwerfungszone Ohře entdecktes Kohlevorkommen durch drei Stollen, den štola sv. Václava, štola sv. Jana und štola sv. Josefa abbauen. Da die geförderte Kohle, vermutlich durch mineralische Beimengungen, schlecht brannte und nur geringen Heizwert hatte, wurde der Abbau bereits 1787 aufgegeben. Der Talhang aus Sandsteinen, Tonsteinen und Konglomeraten geriet um 1934 nochmals in den Blickpunkt von Bergbauaktivitäten als im Tagebau cenomanischer schwarzgrauer Tonstein, der sich zur Erzeugung von Feuerfestwaren eignete, abgebaut wurde. Zur Erkundung des Vorkommens wurde dazu ein Stollen, der štola Havírna in den Hang getrieben. Dieser ist, gegenüber den Vorgängern zum Kohleabbau, heute noch fahrbar vorhanden, ist jedoch wegen überwinternder Fledermäuse als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Am Stollen lege ich eine Frühstücksrast ein. Zurück auf dem Weg verlasse ich das Bachtal Débeřské údolí und komme in den Ort Stradonice. Von hier aus laufe ich am Rand eines Sträßchens nach Levousy. An der ersten größeren Kreuzung im Ort biege ich rechts und gehe auf einem Flurweg bergwärts. Auf der Hochfläche liegt dann unmittelbar das Areal des frühmittelalterlichen Burgplatzes Hradiště Levousy. Dieser erstreckt sich über drei Geländeabschnitte und hat die sagenhafte Größe von 12,1 ha. Die historischen Spuren sind jedoch von der Landwirtschaft bereits arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Auf einem als Radweg markierten Flurweg halte ich auf die Waldkante zu und biege dort nach links. Auf einem Pfad geht es nun bis zur Ruine eines Ferienheimes. Vom Kulturhaus sind nur noch Keller und Bodenplatte sowie ein Schornstein vorhanden. Hier pirsche ich nach rechts hinunter und scheuche dabei eine Ringelnatter auf. Vorbei am völlig eingewachsenen Bettenhaus tauche ich am Hang in filziges Grün ein und muss dabei auf unzählige Weinbergschnecken achten. Der Boden ist lehmig und feucht und fällt steil ins Egertal ab. Ein künstlicher Hügel kennzeichnet den Standort der Burgruine Hrad Šebín. Die Anlage wurde erstmalig 1362 als Besitz eines Jan ze Šebína urkundlich erwähnt. Später gelangte sie an die Familie Hazmburk und wurde vermutlich im 15. Jh. aufgegeben. Der Burghügel lässt heute nur noch an zwei Stellen Reste von Mauerwerk erkennen. Ich arbeite mich durch den tückischen Dschungel wieder zum Feldrand hinauf und laufe nach Levousy zurück.
Am Ortsausgang begegnen mir zwei Radfahrer mittleren Alters, die begleitet von einer ausladenden Geste über die Landschaft, ungeniert in einem Dialekt westdeutscher Provenienz darüber parlieren, wie schön man es doch im „alten Deutschland“ gehabt hätte. Ahhh so, wieder etwas dazugelernt! Um mich vor weiteren Fremdschäm-Anlässen zu bewahren, flüchte ich am Friedhof nach links von der Straße und wandere auf einem Flurweg weiter. Dieser verläuft dann aussichtsreich entlang der Waldkante bis zum Friedhof von Stradonice. Hier wechsele ich auf einen gelb markierten Wanderweg und strebe aufwärts. Auf der Hochfläche komme ich zum keltischen Burgplatz Hradiště Zadní Valy/hradiště Stradonice. Dieser datiert aus der späten Hallstattzeit (HaD) zwischen 550-450 v. Chr. und diente keinen Schutz- oder Wohnzwecken sondern Festen und Versammlungen, also eine Art früher Freizeitpark. Von einem Aussichtsturm hat man einen schönen Blick auf die Bergkette des Böhmischen Mittelgebirges. Nach einer kleinen Pause laufe ich auf dem gelb markierten Wanderpfad weiter zum Weiler Chrastín. Ab hier folge ich einer blauen Markierung und Weg folgt der Talkante. Im Holzhäuschen des Aussichtspunktes Krásná vyhlídka lege ich die wohlverdiente Mittagsrast ein. Gestärkt setze ich die Wanderung fort. Im Verlauf biege ich an einer Straße nach rechts und gehe leicht abwärts. Nach kurzer Zeit treffe ich am Ortsrand von Peruc auf das Baumdenkmal Oldřichův dub. Die Eiche hat ein Alter zwischen 800-1000 Jahren. Jüngere Untersuchungen tendieren eher zur unteren Altersgrenze, die Mythologie bringt den Baum aber mit dem Přemsyliden-Fürsten Oldřich in Verbindung. Der Stammumfang beträgt derzeit 7,90 m und die Höhe 32 m. Auf stärker steigendem Weg komme ich hinauf ins Zentrum von Peruc. Vorbei an Schloss und Kirche gehe ich zum Bahnhof zurück.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h 15 min. Die absolvierte Runde ist auf ⅔ des Weges als Wanderweg markiert. Die Schwierigkeit ist auf weiten Strecken als T1 zu bewerten, die Erkundung des Areals štola Stradonice und der Zugang zur Burg hrad Šebín mit T2
Ein prächtiger Maitag bildet heute den Rahmen für eine größere Unternehmung in der Landschaft Dolnooharská tabule (in etwa: Untereger-Tafel). Was zunächst unspannend anmutet, erweist sich auch hier bei näherer Betrachtung als abwechslungsreich, denn die an sich flache Region ist zwischen Peruc und Stradonice von einem tief eingekerbten Tal durchzogen. Im Tal und an seinen Rändern finden sich intakte Natur und historische Spuren menschlicher Nutzung während diese auf den intensiv bewirtschafteten Ebenen einer Großfeldlandwirtschaft gewichen sind. Als Themengewässer habe ich mir den Bach Débeřsky potok ausgesucht, einen rechten Nebenfluss der Ohře (Eger). Eine zeitige und entspannte Anreise bringt mich nach Peruc, einem hübschen městys (Minderstadt) auf der Hochfläche der Tafel. Der Ort erhielt 1873 Bahnanschluss durch die k.k. privilegierte Prag-Duxer Eisenbahn. Ich parke am Bahnhof, der an der heutigen Bahnrelation Louny - Kralupy nad Vltavou liegt, und begebe mich zu Fuß stadteinwärts. Geleitet von einer roten Wanderwegmarkierung verlasse ich das Siedlungsgebiet und gehe in einer Schleife ins Tal des Débeřsky potok hinunter. Unten angelangt, treffe ich auf den sehenswerten Komplex der Débeřsky mlýn (Mühle). Unmittelbar danach führt der Weg wieder an der Flanke des Tales hinauf. Beim Weiler Débeř biege ich auf den schmalen Lehrpfad NS Perucko (grüner Schrägstrich) ab und gelange wieder zum Talboden. Hier nutzt der Weg einen Flurweg. Wegen zurückliegender Regenfälle und einer kalten Nacht führt die heutige Sonneneinstrahlung zu einer fast mystischen Dampfentwicklung im Tal. Nach den Majlant-Teichen passiere ich das Areal der býv. cukrovar Peruc (einstige Zuckerfabrik Peruc), deren Produktionsanlagen heute verschwunden sind. Das Direktionsgebäude hat als Hotel/Restaurant überlebt. Die Zuckerfabrik war zwischen 1879 und 1910 durch eine etwa 2 km lange, in 600 mm Spurweite ausgeführte Feldbahn mit dem 100 m höher liegenden Bahnhof Peruc verbunden. Die mit Rüben beladenen Wagen rollten vom Bahnhof aus per Schwerkraft von je einem Bediensteten handgebremst talwärts - ein etwas heikles Betriebsverfahren. Die Leerwagen wurden mit Ochsen hinauf zum Bahnhof zurückgezogen. Nun gehe ich weiter talwärts. Es herrscht eine üppige Vegetation vor, an Feuchtstandorten Laubegehölze und Büsche, am trockeneren Hang eher Kiefernmischwald. Der Weg wechselt die Talseite, passiert einige Quellen und eine talquerende Trasse von verschiedenen Leitungen chemischer Zwischenprodukte, wie der C2-Fraktion (Ethylen) und der C4-Fraktion (Propan/Butan), die die Raffinerien Litvínov und Kralupy nad Vltavou verbinden.
Unmittelbar nach dem Abbiegen des Lehrpfades liegt am weiterführenden gelb markierten Talweg ein Areal, das einst dem Prager Prämonstratenserstift Strahov gehörte. Dieser ließ ab 1783 ein in der hiesigen geologischen Verwerfungszone Ohře entdecktes Kohlevorkommen durch drei Stollen, den štola sv. Václava, štola sv. Jana und štola sv. Josefa abbauen. Da die geförderte Kohle, vermutlich durch mineralische Beimengungen, schlecht brannte und nur geringen Heizwert hatte, wurde der Abbau bereits 1787 aufgegeben. Der Talhang aus Sandsteinen, Tonsteinen und Konglomeraten geriet um 1934 nochmals in den Blickpunkt von Bergbauaktivitäten als im Tagebau cenomanischer schwarzgrauer Tonstein, der sich zur Erzeugung von Feuerfestwaren eignete, abgebaut wurde. Zur Erkundung des Vorkommens wurde dazu ein Stollen, der štola Havírna in den Hang getrieben. Dieser ist, gegenüber den Vorgängern zum Kohleabbau, heute noch fahrbar vorhanden, ist jedoch wegen überwinternder Fledermäuse als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Am Stollen lege ich eine Frühstücksrast ein. Zurück auf dem Weg verlasse ich das Bachtal Débeřské údolí und komme in den Ort Stradonice. Von hier aus laufe ich am Rand eines Sträßchens nach Levousy. An der ersten größeren Kreuzung im Ort biege ich rechts und gehe auf einem Flurweg bergwärts. Auf der Hochfläche liegt dann unmittelbar das Areal des frühmittelalterlichen Burgplatzes Hradiště Levousy. Dieser erstreckt sich über drei Geländeabschnitte und hat die sagenhafte Größe von 12,1 ha. Die historischen Spuren sind jedoch von der Landwirtschaft bereits arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Auf einem als Radweg markierten Flurweg halte ich auf die Waldkante zu und biege dort nach links. Auf einem Pfad geht es nun bis zur Ruine eines Ferienheimes. Vom Kulturhaus sind nur noch Keller und Bodenplatte sowie ein Schornstein vorhanden. Hier pirsche ich nach rechts hinunter und scheuche dabei eine Ringelnatter auf. Vorbei am völlig eingewachsenen Bettenhaus tauche ich am Hang in filziges Grün ein und muss dabei auf unzählige Weinbergschnecken achten. Der Boden ist lehmig und feucht und fällt steil ins Egertal ab. Ein künstlicher Hügel kennzeichnet den Standort der Burgruine Hrad Šebín. Die Anlage wurde erstmalig 1362 als Besitz eines Jan ze Šebína urkundlich erwähnt. Später gelangte sie an die Familie Hazmburk und wurde vermutlich im 15. Jh. aufgegeben. Der Burghügel lässt heute nur noch an zwei Stellen Reste von Mauerwerk erkennen. Ich arbeite mich durch den tückischen Dschungel wieder zum Feldrand hinauf und laufe nach Levousy zurück.
Am Ortsausgang begegnen mir zwei Radfahrer mittleren Alters, die begleitet von einer ausladenden Geste über die Landschaft, ungeniert in einem Dialekt westdeutscher Provenienz darüber parlieren, wie schön man es doch im „alten Deutschland“ gehabt hätte. Ahhh so, wieder etwas dazugelernt! Um mich vor weiteren Fremdschäm-Anlässen zu bewahren, flüchte ich am Friedhof nach links von der Straße und wandere auf einem Flurweg weiter. Dieser verläuft dann aussichtsreich entlang der Waldkante bis zum Friedhof von Stradonice. Hier wechsele ich auf einen gelb markierten Wanderweg und strebe aufwärts. Auf der Hochfläche komme ich zum keltischen Burgplatz Hradiště Zadní Valy/hradiště Stradonice. Dieser datiert aus der späten Hallstattzeit (HaD) zwischen 550-450 v. Chr. und diente keinen Schutz- oder Wohnzwecken sondern Festen und Versammlungen, also eine Art früher Freizeitpark. Von einem Aussichtsturm hat man einen schönen Blick auf die Bergkette des Böhmischen Mittelgebirges. Nach einer kleinen Pause laufe ich auf dem gelb markierten Wanderpfad weiter zum Weiler Chrastín. Ab hier folge ich einer blauen Markierung und Weg folgt der Talkante. Im Holzhäuschen des Aussichtspunktes Krásná vyhlídka lege ich die wohlverdiente Mittagsrast ein. Gestärkt setze ich die Wanderung fort. Im Verlauf biege ich an einer Straße nach rechts und gehe leicht abwärts. Nach kurzer Zeit treffe ich am Ortsrand von Peruc auf das Baumdenkmal Oldřichův dub. Die Eiche hat ein Alter zwischen 800-1000 Jahren. Jüngere Untersuchungen tendieren eher zur unteren Altersgrenze, die Mythologie bringt den Baum aber mit dem Přemsyliden-Fürsten Oldřich in Verbindung. Der Stammumfang beträgt derzeit 7,90 m und die Höhe 32 m. Auf stärker steigendem Weg komme ich hinauf ins Zentrum von Peruc. Vorbei an Schloss und Kirche gehe ich zum Bahnhof zurück.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 6 h 15 min. Die absolvierte Runde ist auf ⅔ des Weges als Wanderweg markiert. Die Schwierigkeit ist auf weiten Strecken als T1 zu bewerten, die Erkundung des Areals štola Stradonice und der Zugang zur Burg hrad Šebín mit T2
Tourengänger:
lainari

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