Siwerbenhorn - einsame Grattour im Urner Oberland


Publiziert von Zoraya , 24. Februar 2019 um 21:07.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:23 Februar 2019
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Lucendro   Gruppo Pizzo Centrale 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2010 m
Abstieg: 1900 m

Zur Zeit glänzen die (Urner) Alpen nicht gerade mit Pulverschnee. Wie auch. Seit 2 Wochen herrschen frühlingshafte Verhältnisse. Bei solchen Aussichten kann man sich getrost auch mal Touren aussuchen, bei denen nicht die Abfahrt im Vordergrund steht sondern das "Rundherum". Diese eher wenig begangene Grattour bietet viel Höhenmeter, einige Kilometer und einen traumhaften Panoramablick in die Urner-, Berner-, und Tessineralpen. 

Unser Ziel, das Siwerbenhorn ist wohl ein sehr unbekannter Gipfel. Im Sommer wie im Winter erhält er wenig Besuch. Er ist höchstens bekannt als "Gipfel zwischen Winterhorn und Lucendro". Die Grattour vom Winterhorn zum Lucendro geniesst ebenfalls eher wenig Besucher, da sie konditionell doch einiges abverlangt, dafür wird man mit Einsamkeit und grandioser Aussicht belohnt.

Wir starteten um halb 7 Uhr beim Parkplatz in Hospental und stiegen auf zum ersten Gipfel, Winterhorn. Ich erspare mir eine Wegerläuterung, da die Tour sehr häufig begangen wird. Am Winterhorn herrschen derzeit pistenähnliche Verhältnisse. Harscheisen benötigten wir allerdings nicht, da es in der Früh schon ziemlich warm war und der Aufstieg ist auch nirgendwo steil. Um diese Zeit stiegen wir alleine auf und genossen den Sonnenaufgang, welcher den Galenstock in rote Farbe hüllte. Nach ca. 2.5 Stunden erreichten wir das Winterhorn, wobei wir auf die letzten paar Meter verzichteten und im Sattel gleich weiter zogen. Die Südflanke des Winterhorns traversierend marschierten wir weiter zum Pizzo d'Orsirora. Vorwiegend bleibt man auf dem Grat. Eher unscheinbar wirkt der Gipfel mit einem Steinmannli als Gipfelkreuz. Danach folgte die erste von vielen kleinen Abfahrten zum Passo d'Orsirora. Weiter dem Grat entlang zum dritten Gipfel Pizzo dell'Uomo, welcher weniger Unscheinbar wirkt, wie sein Nachbar. Einen steilen Gipfelaufschwung gilt es zu meistern, welcher am besten nordwestlich begangen wird, danach die Ostflanke querend zum Gipfel. Wir montierten die Harscheisen. Der Nordwesthang ist ziemlich verblasen, eisig und um die 35°. 
Wer den Pizzo Lucendro anpeilt, sollten an diesem Punkt den Gratverlauf verlassen und die Osthänge queren. Wir blieben auf dem Grat um zum Siwerbenhorn zu gelangen. Kurz vor dem Gipfel errichteten wir ein Skidepot und stiegen zu Fuss auf den Gipfel mit einem Holzpflock am höchsten Punkt. Einsames Ziel, wunderschöne Aussicht. Unser Rast war kurz, wir hatten noch ein grossen Stück vor uns. Vom Siwerbenhorn fuhren wir hinunter Richtung Lagi di Lucendro bis ca. P. 2600. und gelangten so wieder in die Route zum Pizzo Lucendro. Die steilen Osthänge (35°) querend hielten wir zwischen Siwerbenhorn und Stegenhorn an und verfolgten eine Abfahrt zum Lagi di Lucendro. Nach kurzer Beratung entschieden wir uns für das steile Couloir zwischen Siwerbenhorn und Stegenhorn. Ein guter Entscheid. Luftig leichter Schnee empfing uns. Über steile Hänge, eher etwas östliche gehalten, erreichten wir Alpe di Lucendro. 

Nun folgte ein weiterer Aufstieg zur Vallettalücke. Mit bereits etwas müden Beinen, motivierte mich der Aufstieg weniger. Laut Karte waren vor allem die letzten Hm zur Lücke ziemlich steil (32°). Naja gut, gemütlich hochlaufen, dann klappt das schon. Wir fellten also wieder an und stiegen zuerst auf Richtung Passo di Lucendro. In der Mulde hielten wir uns links zur Valettalücke. für die letzten 150 Hm mussten wir wiederum Harscheisen montieren. Mit schweren Beinen erreichten wir unser letztes Ziel, fellten ein letztes Mal ab und fuhren hinunter zum Gotthardpass. Diese Abfahrt war nicht wirklich ein Genuss. Viel Bruchharsch, eisige Stellen und brennende Oberschenkel. Trotzdem erreichten wir alle mit viel Freude den Gotthardpass und durften nun die gesamte Passstrasse mit Skier hinunterfahren. Tatsächlich bin ich den Gotthard noch nie mit dem Auto gefahren, dafür nun zum ersten Mal mit meinen Skier. Definitiv die bessere Variante. Nach rund 10 Stunden erreichten wir wieder den Parkplatz in Hospental.

Die Tour verlangte mir doch einiges ab. 2000 Hm sind zu bewältigen, noch dazu war es zum Teil extrem warm. Mir fällt das Laufen im kühlen Schatten wesentlich leichter. Auch muss man sich bewusst sein, dass man drei mal ab- und anfellen darf. Dafür geniesst man eine wirklich sehr einsame Tour. Besonders die Abfahrt zum Lago di Lucendro wird höchst selten gemacht. Die Aussicht ist grandios. Man könnte meinen, man blickt über die gesamte Schweiz. Für mich galt diese Tour zwar als die längste und anstrengendste bisher, dafür aber als die schönste.

Tourengänger: Zoraya


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Kommentare (4)


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maenzgi hat gesagt: Geniale Touren
Gesendet am 25. Februar 2019 um 19:34
Wow was für wunderbare Touren unternimmst du zur Zeit.

Ich wünsche dir weiterhin wunderschöne, unfallfreie Touren.

Liebe Gruss

Manu

Zoraya hat gesagt: RE:Geniale Touren
Gesendet am 1. März 2019 um 08:40
Hoi Manu

Danke schön. Vielleicht schaffen wir es ja endlich mal zusammen auf eine Tour zu gehen.

Grüsse aus Uri
Sarina

Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. März 2019 um 07:56
gewaltig!
ich ziehe den Hut - vor dieser Leistung ;-)
lg Felix

Zoraya hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. März 2019 um 08:41
Vielen lieben Dank, Felix :-).

Lg aus dem Ürnerland
Sarina


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