Samalm im Sturm


Publiziert von schimi , 16. August 2019 um 17:52.

Region: Welt » Österreich » Südliche Ostalpen » Gailtaler Alpen
Tour Datum:11 Februar 2019
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 870 m
Abstieg: 870 m

Der Spruch des Tages war eigentlich folgerichtig und hat uns am Ende doch sehr amüsiert. Als wir unserer Wirtin Rosemarie am Abend erzählen, dass wir heute auf der Samalm waren, sagte sie nur. Bei dem Wetter gehen nur unsere Touristen auf den Berg. Und sie lachte herzlich.

Das Wetter kommt von der Alpennordseite. Starker Wind mit nur gelegentlichen Auflockerungen und relativer Kälte ist für Osttirol vorausgesagt. Im Tal fühlt sich das am Morgen noch sehr harmlos an, also beschließen wir die Tour auf die Samalm anzugehen; schließlich ist die ja nicht einmal 2000 Meter hoch.

Wir parken unterhalb Xaveriberg und gehen zunächst auf der kleinen Straße hinauf in Richtung der schmucken Häuseransammlung. An der 4. Kehre ziehen wir die Schneeschuhe an, verlassen die Straße und steigen ab dort auf einer vorhandenen Spur bergan. Somit umgehen wir die meisten Häuser von Xaveriberg und kommen schlussendlich an den Waldrand oberhalb des Weilers. Eine Weile noch geht es nun im dichten Wald steiler bergan, und von starkem Wind und andern unangenehmen Ereignissen ist weit und breit nichts zu merken. Es bläst ein kleinwenig von Nordwesten, also genau aus der Richtung in die wir gehen aber das ist keinesfalls unangenehm.

Als wir so im dichten Wald aufsteigen, wird es allmählich flacher und wir beginnen uns schon zu fragen, wer denn hier eine Skitour macht. Fürs richtige Skifahren taugt der Berg eigentlich nicht, unten Dorf mit etwas Wiese darüber aber nur ein paar große Schwünge lang, dann ein dichter Waldgürtel und weiter oben die Samalm sowieso ziemlich flach, das taugt allenfalls für eine Fahrt ohne eine Kurve.

Wir verlassen den geschlossenen Wald. Ab hier stehen die Bäume locker. Der Wind legt gleich kräftig zu was einer gewissen Logik folgt. Der Anstieg ist ab hier nur noch sehr moderat. Es wird fast zu einer Streckenwanderung... Und schon wenig später ist der Wind stürmisch. Wir können nun nicht feststellen, ob der Wind wegen der Höhe zunimmt, oder weil es eben windiger wird. Aber das spielt auch keine Rolle.

So sah das Wetter direkt oberhalb der Waldgrenze aus.
https://youtu.be/TuWb7iGolxU
Wenig verlockend...

Der sanfte Anstieg beginnt anstrengend zu werden, auch weil die schönen Spuren denen wir seither folgen konnten so langsam zugeblasen werden. Schon an der Seewiesenhütte denke ich während ich mich so in der Spur entlangarbeite, ob nicht ein Abbruch der Tour schlauer wäre. Aber wir stapfen erst einmal weiter.

Jetzt, wo es eigentlich nicht mehr weit sein kann, wollen wir das Ding jetzt auch zu Ende bringen. Und so kommen wir auch oben an der Samalm. Einige Meter entfernt vom Wegweiser, der nach rechts zum Tuffbad weist, stehen wir im stürmischen Wind. Ich ziehe einen Handschuh aus, um auf dem Handy die Karte zu checken und begehe einen klassischen Fehler. Ich klemme den Handschuhe unter den Arm und schaue auf die Karte.

Und natürlich gerade jetzt kommt eine heftige Böe und bringt mich aus dem Gleichgewicht. Aber einmal mit den Armen rudern und schon stehe ich wieder sicher – aber der Handschuhe fliegt. Und zwar extrem gut! Ich schaue ihm verärgert hinterher, er landet gut 50 Meter weiter auf einer offenen Schneefläche. Ich versuche mit den Schneeschuhen die Verfolgung aufzunehmen, und habe ihn auch fast erwischt. Es ist wie im Marionettentheater. Kurz vor dem Bücken saust der schwere Winterhandschuh, wie von einer Schnur gezogen weiter den Berg hinab und bleibt wieder liegen. Noch einmal renne ich los, aber dann sehe ich ihn richtig durchstarten. Bye bye lieber Handschuh!

Jetzt wird's kalt an den Fingern. Ich finde im Rucksack die Ersatzhandschuhe nicht. Bin mal wieder schlecht organisiert. Finde aber gleich einen Buff, gut der tut's erst einmal auch. Irgendwie ist uns jetzt aber die Lust auf den unbekannten Abstieg zum Tuffbad vergangen. Die Vermutung liegt zwar nahe, dass der Sturm dort hinunter bald nachlässt. Aber lieber ist uns bei dem Wetter unsere bekannte Route, die wir heraufgekommen sind.

Wir kehren also um und folgen unserer Spur zurück, solange wir sie noch sehen. Mit dem Wind nun im Rücken und leicht bergab, geht's flott voran. Nach einigen Minuten bergab, ist unsere Spur bereits verblasen. Nur noch Reste sind bisweilen zu sehen. Zum Glück ist die Sicht insgesamt nicht so schlecht, weil es keinen Niederschlag gibt. So erreichen wir wegen der widrigen Bedingungen etwas gebeutelt den Waldrand.

Im Wald geht es dann steiler bergab, und der Sturm wird zum zahnlosen Wind. Als wir das Tal erreichen ist es fast wieder... man möchte schon schreiben friedlich. Nicht ganz. Auch hier fegt der Wind und ein paar Schneeverwehungen haben selbst die Hauptstraße zugedeckt. Es ist im Laufe des Tages sehr unwirtlich geworden.

Eine Tour voller Ereignisse geht zu Ende. Bei Sonne und Windstille sicher eine landschaftlich schöne nicht zu alpine Wanderung ohne technische Schwierigkeiten. Heute war es schon eine kleine Challenge. Rosemarie unsere Wirtin, hat es auf den Punkt gebracht mit ihrem einen Satz.
Siehe oben...

Und Leute, klemmt euch keine Handschuhe unter die Achsel!
Jacke auf, Handschuh rein, fertig und sicher.

Tourengänger: schimi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

L
1 Mär 09
Samalm, 1.992 m · mali

Kommentar hinzufügen»