Zahnkofel (3001 m) - Normalweg


Publiziert von Stirml , 25. Januar 2020 um 16:33.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:14 August 2018
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 800 m

Letzter Tag im Sommerurlaub und wir wollen zum Abschluss noch eine gemütliche Klettertour machen - also eine Tagestour mit geringen Schwierigkeiten und ohne Trubel. Unsere Wahl fällt auf den Normalweg des Zahnkofels, da dieser schnell vom Sellajoch erreichbar ist, lediglich Kletterschwierigkeiten im III. Grad aufweist und aufgrund des rustikalen Dolomitenambientes (geröllige Zustiegsrinne zur östlichen Plattkofelscharte sowie nicht optimale Felsqualität) eher wenig besucht wird. Ansporn war aber, dass nach Goedeke/Kammerer '3000er der Dolomiten' es sich um den "hagersten Dolomiten-Dreitausender" handeln soll.

Nicht allzu früh starten wir von unserer Unterkunft am Sellajoch. Richtung Langkofelmassiv steigt lediglich eine weitere Seilschaft auf – diese hat sich allerdings den Innerkoflerturm vorgenommen. Wir greifen also als einzige Seilschaft die Rinne zur östlichen Plattkofelscharte an. Die Rinne wird ihrem schlechten Ruf gerecht: wenig verfestigtes Geröll, Schneereste, zum Teil auch eine echte Sandgrube. Mit etwas alpinem Können aber auch kein Hindernis. Irgendwie gehört das zu dem Gesamterlebnis einer urigen Dolomitentour dazu. Mitte der Rinne verengt sich diese und ein riesiger Klemmblock versperrt den Weg. Gemäß dem Topo führt der Weg direkt über den Klemmblock im III. Grad. Oberhalb soll ein Haken sein, der aufgrund der hinterlassenen Schlingen wohl auch zum Abseilen dient. Wir folgen nicht dieser Route, sondern steigen kurz vorher auf einer offensichtlichen Rampe/Stufe in die rechte Rinnenflanke hoch, um oberhalb der Rinne in leichtem (ca. I.-II. Grad) Gelände über geröllbedeckten Fels parallel zur Rinne weiter aufzusteigen. Schließlich müssen wir aber auch wieder in der Rinne aufsteigen. Zum Teil handelt es sich hier um äußerst brüchiges Gelände mit Sandgrubencharakter. Die östliche Plattkofelscharte ist etwas unübersichtlich. Rechter Hand über einen Felskopf steigend erreichen wir aber den Einstieg der Klettertour, wo wir uns anseilen und die Rucksäcke zurücklassen. Die markante Rinne, in der die 2.-3. Seillänge verlaufen soll, ist von hier nicht auszumachen.

Gemäß dem Topo führt die erste Seillänge schräg rechts hoch. Nach ca. 10 Metern über sehr guten Fels öffnet sich dann auch die markante Rinne und der weitere Weg ist nicht mehr zu verfehlen. Am Ende der markanten Rinne steilt diese auf und man muss ein erstes IIIer-Wandl überwinden. Der Fels dieses Wandls ist eher schlecht, eine gelbe Stelle zeigt uns, dass hier vor kurzem etwas ausgebrochen ist. Zuverlässige Sicherungen können hier nicht gelegt werden; im anschließenden Kamin befindet sich allerdings ein Haken und Klemmkeile lassen sich unterbringen. Das folgende zweite IIIer-Wandl bildet die Schlüsselstelle der Tour: steil, keine Haken, ungünstige Griffe, z.T. auch moosig. Damit wird aber der Weg zum Gipfel frei. Leichter, über Felsstufen und einem dritten, diesmal sehr schön zu kletternden IIIer-Wandl erreichen wir den Gipfel. Die Sicht ist wegen den Wolken etwas eingeschränkt. Der Blick zur Santnerpsitze, auf der wir vor zwei Tagen waren, ist aber frei.

Den Abstieg klettern wir wieder runter, nur über die drei IIIer-Wandln sowie die Einstiegsseillänge seilen wir ab. Die Rinne zur östlichen Plattkofelscharte bringen wir auch gut hinter uns; wir wählen wieder die Variante über die Rinnenflanke und können das Seil im Rucksack lassen.

Resumee:
Leichte Klettertour auf den niedrigsten und ‚hagersten‘ Dolomitendreitausender. Kaum Sicherungen im Fels, die Abseilstellen sind jedoch dolomitenmäßig eingerichtet.

Tourengänger: Stirml


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Kommentare (2)


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bergteufel hat gesagt: Klein aber fein
Gesendet am 26. Januar 2020 um 21:42
Servus Stirml,
gratuliere dir zu diesem 3000er der Dolomiten. Guter Bericht, vielleicht erhält er jetzt ein wenig mehr Besuch.
Ich kann dir gut nachvollziehen, wenn du ein wenig spitzig von "rustikal", "äußerst brüchig", "ungünstige Griffe" und "dolomitenmäßig eingerichtet" schreibst. Klasse.
Wenn dir die Kletterei am Zahnkofel leicht fällt, dann nimm doch die Pichl Führe am größeren Nachbarn gegenüber ins Visier, eine pfiffige Tour.
Ich gratuliere auch deinem Kumpel, tolle Leistung. Schreib weiter so,
Grüße Bergteufel

Stirml hat gesagt: RE:Klein aber fein
Gesendet am 27. Januar 2020 um 07:55
Hallo Bergteufel,
danke für den netten Kommentar. Mir machen solche Touren - auch wenn sie nicht mehr "in" sind - viel Spass. Die Pichl-Führe am großen Nachbarn wäre natürlich eine Sache, aber auch ein ganz anderes Kaliber. Sie steht auf der Liste. Mit großen Interesse lese ich deine Berichte über die klassischen, aber selten beschriebenen, Dolomitenführen.
VG
Stirml


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