E3-Wanderung im Isergebirge mit Jizera (1122 m)


Publiziert von ju_wi , 25. April 2009 um 14:45.

Region: Welt » Tschechien » Jizerské hory / Isergebirge
Tour Datum:13 April 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 510 m
Abstieg: 690 m
Strecke:21,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit der Tschechischen Eisenbahn von Josefův Důl über Smržovka, Liberec, Zittau, Varnsdorf, Rybniště zum Bahnhof Jedlová (4x Umsteigen)
Unterkunftmöglichkeiten:Lesní chata in Bedřichov
Kartennummer:KČT 20-21 Jizerské hory

Der letzte Tag unserer 4-tägigen Osterwanderung durch Böhmen auf dem Europäischen Fernwanderweg E3 führt uns durch das Isergebirge (Jizerské hory) und auf seinen dritthöchsten Berg, den Jizera (1122 m). Diese letzte Etappe mit dem höchsten Punkt der 4 Tage führt uns praktisch noch komplett durch Schnee.

Das nach dem Fluss Iser benannte Isergebirge ist ein sanftes Mittelgebirge mit Höhen meist zwischen 800 und 1130 m, das weite Hochmoorflächen und viel Wasser besitzt. Das Isergebirge liegt auf beiden Seiten der tschechischen und polnischen Grenze und verbindet auf dem westlichen Sudetenkamm das Lausitzer (und Jeschken-) Gebirge im W mit dem Riesengebirge im O. Die Iser entspringt an dem mit 1124 m höchsten Berge des tschechischen (und zweihöchster des gesamten) Isergebirges, dem Smrk (dt. Tafelfichte) und ist im Oberlauf Grenzfluß Polen-Tschechien. Der höchste Berg des Isergebegirges liegt auf polnischem Boden und ist der 1127 m hohe Wysoka Kopa. Das Granit-reiche Isergebirge ist durch Verwitterung reich an Quarzsand, was die Ansiedlung von Glashütten in dieser Gegend (generell ist Böhmen dafür berühmt) begünstigt hat. Schon früh wurden für die Sandschmelze dafür die Laubwälder abgeholzt und mit Fichtenmonokulturen aufgeforstet. Diese fielen im letzten Jahrhundert vor allem in den Oberlagen dem sauren Regen zum Opfer und werden inzwischen wieder aufgeforstet.

Der Jizera - unser Tagesziel - trägt übrigens den furchtbaren deutschen Namen Siechhübel - wohl wegen der Moore.

Frühmorgens brechen wir um 6:50 Uhr nach kurzem Frühstück auf dem Zimmer von der Lesní Chata am Ortsrand von Bedřichov auf. Die Hütte liegt direkt am E3, der in der Folge zunächst gelb markiert ist und uns etwas abwärts zu einer sehr professionell gespurten Langlaufloipe führt, der wir nun für mehrere Stunden folgen werden. Tatsächlich ist selbst so früh hier schon recht viel Langlaufbetrieb, mit dem wir uns die Strecke teilen. Es versteht sich, dass wir nicht die geschnittene Spur betreten. Wegen der Schneesicherheit, dem kontinentalen Klima und dem sanften Bergrelief ist das Isergebirge für Langlauf auch praktisch ideal.

Durch ein schönes Waldstück gelangen wir in einer knappen Stunde nach Nová Louka (797 m), einer alten Glashütte mit sehenswertem Umgebindehaus, das heute als Hotel genutzt wird. Eine sehr schöne und einsam gelegene Anlage, die im Morgenlicht sehr reizvoll wirkt. Weiter folgen wir der Spur und stoßen bald auf den Rybnik-See, der noch halb zugefroren mit seinem Moorwasser an dem windstillen Sonnentag schöne Spiegelungen zeigt. In der Folge wandern wir stundenlang durch dichten Wald in recht flachem Terrain, das uns nur langsam bergan führt. Wir überqueren die Kamenice (Kamnitz) und nähern uns langsam aber sicher dem Jizera. Auf ca. 960 m ü NN ändert die Landschaft schlagartig ihr Gesicht: Hier - im oberen Bereich - gibt es keine größeren Bäume mehr, da sie alle den lokalen Braunkohlewerken des Zittauer Becken zum Opfer gefallen sind. Seit 1990 wird zwar allmählich wieder aufgeforstet - aber diese jüngeren Nadelbäume sind natürlich noch klein. Trotz der traurigen Entstehungsgeschichte wirkt die - nun offene Landschaft - keineswegs trostlos. Der Jizera liegt nun vor uns - rechts dahinter sehen wir an diesem klaren Tag sogar deutlich das Riesengebirge mit der Schneekoppe (1602 m) und ihrem charakteristischen Bautenaufbau, dem höchsten Berg Tschechiens.

Am Wegkreuz Rozmezi erreicht die E3-Führung mit 997 m ihren höchsten Punkt (zum Jizera führt uns später ein Abstecher vom Weg). Durch eher flaches Terrain wandern wir weiter zur Wegverzweigung am Naturdenkmal Na kneipě, wo man den Jizera süd- oder nördlich umgehen kann. Mit dem E3 biegen wir auf die nördliche Route ab und verlassen diese zur Besteigung des Berges nach gut 500 m nach rechts (Hinweisschild - gelb markiert). Der Abstecher führt uns durch hohen Schnee. Es sind jedoch viele Trittspuren vorhanden und zum Glück trägt uns der Schnee doch relativ gut - ein paar tiefe Einbüche mit Rausklettern gibt es aber auch. Geradlinig führt uns der Stichweg zum 1,5 km entfernten Gipfel, der oben von mächtigen, weithin sichtbaren Granitfelsen bedeckt ist. Der Jizera ist ein schöner Berg. Nach steilerem Schlussstück kommen wir zu einer Hütte. Ein tschechisches Pärchen hat hier oben geschlafen und will uns schon zum Frühstück einladen - doch wegen der langen Rückreise müssen wir leider weiter. Wir gehen an der Hütte vorbei und nähern uns von links dem Gipfelfelsen - was falsch ist, wie wir merken, da der Weg rechts um die Felsen führt und mit Treppe und Drahthilfe den Fels erklimmen hilft. Wir wollen aber nicht zum Beginn der Treppe hinabsteigen und so gelangen wir mit einer kurzen Klettereinlage im Granit zu einem Eisenplateau auf halber Höhe des Aufstiegswegs. Von hier nutzen wir das Drahtseil und klettern zum höchten Punkt am Jizera (1122 m) mit Gipfelkreuz.

Es ist ein sehr schöner Ort, der bei diesem Traumwetter herrliche Fernblicke in alle Richtungen bietet - insbesondere das schon erwähnte Riesengebirge zeigt sich uns. Auf gleichem Weg steigen wir wieder ab zum E3 und wandern auch hier zurück Richtung Bedřichov. Kurz hinter der Abzweigung an der Hütte Zimni kiosek - bei der nun eine ganze Reihe Langläufer in der Sonne sitzen - biegen wir am Wegweiser auf die blau markierte Route Richtung Josefův Důl ab.

Den Luxus der Langlaufloipe haben wir nun nicht mehr. Dennoch ist das erste Stück zwar holprig, aber in festem Schnee noch gut zu gehen. Auch ein paar Skispuren stabilisieren hier die Festigkeit. Nach ca. 1 km biegen wir dann aber von den Trittspuren in einer Kurve geradeaus ab und sind nun in deutlich schwierigerem Schnee, was Einbrechen angeht. Auch psychologisch bildet die kilometerlang vor uns liegende Gerade (auf der Karte mit Morska cesta bezeichnet), die überraschenderweise auch überhaupt kein Gefälle aufweist, für uns, die wir in Eile sind einen frühen Zug zu erreichen, einen Dämpfer. Mühsam quälen wir uns allmählich auf ihr Ende zu und kurz vor einer Kurve weist uns endlich ein Wegseiser rechts ab in den Wald. Auch hier ist alles noch tief verschneit, aber es gibt schon Trittspuren, denen wir folgen können und mit denen wir gut auf Markierungen im Schnee achtend den Weg finden. Erstaunlicherweise treffen wir hier oben und in der Folge bis Josefův Důl nun auf eine ganze Menge Menschen, die einen Ostermontag-Ausflug an diesem Vormittag unternehmen. Es geht zwar nun steiler bergab, dennoch nimmt die Schneebedeckung nur sehr langsam ab und in dem rutschigen - z.T. vereisten Terrain ist das Gehen mit Rucksack gar nicht so einfach. Bei uns wären die Sonntagswanderer, die wir hier treffen, sicher nicht so leidensfähig... Der Weg führt durch sumpfiges Gelände zu einem Sturzbach, mit dem wir nun schnell Höhe verlieren. Er führt in das idyllische, zunehmend tief eingeschnittenes Tal des Baches Jedlová. Bis fast an den Ortsrand auf 600 m Höhe laufen wir durch Schnee - erstaunlich, denn in den ersten drei Tagen der Wanderung war bis über 800 m eigentlich kein Schnee mehr, hier liegt also deutlich mehr.

Kaum 10 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt unserer ersten Zugverindung erreichen wir Josefův Důl. Wir glauben nicht, dass wir den Zug noch bekommen, beeilen uns aber dennoch zum Bahnhof zu gelangen. Praktisch auf die Minute der Abfahrtszeit treffen wir dann doch ein und steigen sofort in den kleinen roten Zug ein, der nur 1 Waggon besitzt. Nach Abfahrt kann man hier in Tschechien im Zug das Ticket lösen - eine Schaffnerin geht umher. Die Fahrt ist extrem billig - nicht mal 4 Euro pro Person für 3,5 Stunden Fahrt - auch wenn wir für die Strecke Liberec - Varnsdorf wg Nutzung der Sächsichen Eisenbahn dann nochmal (ebenfalls lächerliche) ca. 2 Euro pro Person zahlen müssen. Nur in Varnsdorf haben wir 30 Minuten Aufenthalt und nehmen in Bahnhofsnähe noch ein Getränk.

Am Waldbahnhof Jedlová steigen wir schließlich aus und gehen zu unserem geparkten Auto. Uns war klar, dass es etwas unvorsichtig ist, das Auto hier einfach an einem einsamen Waldbahnhof in Tschechien 4 Tage einfach stehen zu lassen. Als wir uns nähern bemerken wir jedoch, dass wir blöderweise den Wagen auch noch offen gelassen hatten :-( Tatsächlich sind dann auch ein paar Dinge verschwunden - obwohl wir natürlich nicht viel daringelassen hatten. Margit's Arbeitsklamotten, die sie vor der Wanderung gewechselt hatte und eine Briefmappe von mir - denn wir sind Do direkt von der Arbeit losgefahren - sind mit Äpfeln und Wasserflaschen aus dem Kofferraum entwendet. Meine Wechselsachen sind hingegen noch da ! Na ja, selbst schuld und wir können den Verlust verkraften - dennoch kein Abschluss wie man ihn sich für die schöne Wanderung wünscht. Wenigstens kommen wir nach ein paar Stauausweichern und einem Abstecher in Franken zum Abendessen im Gasthaus dann noch recht gut am Ostermontag nach Haus.

Tourengänger: ju_wi


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