Mont Blanc du Tacul (4248m) Nordwand - Chèré Couloir


Publiziert von pete85 , 5. November 2017 um 10:27.

Region: Welt » Frankreich » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:31 Oktober 2017
Hochtouren Schwierigkeit: S+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 15:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m

Wie schon in der Vortour beschrieben, herrschen aktuell katastrophale Verhältnisse in den Rinnen und Nordwänden in Chamonix - wie fast überall in den Alpen nach dem trockenen und warmen Sommer/Herbst.
Dennoch wollten Philipp und ich es heute wissen und entschieden uns für das Chèré Couloir am Mont Blanc du Tacul. Eigentlich mit D bewertet, bot die Tour heute eine Schwierigkeit um D+ oder eher noch TD-.
Anstatt die Schwierigkeiten in den 4 SL des eigentlichen Couloirs anzutreffen, begannen die Schwierigkeiten schon davor und setzten sich weit über das Couloir hinaus fort.
Der 45° steile "Schneekegel" z.B. war ein blanker 45° steiler Gletscher, den wir in 2 SL überwanden. Zuvor musste aber erst einmal der tiefe Bergschrund über eine der wenigen noch vorhandenen Spaltenbrücken überwunden werden.
Die 4 Hauptseillängen (heute WI3/M2, WI 4, WI3+ und WI2) befanden sich noch im besten Zustand der gesamten Route (natürlich wenig Eis, ca. 2-4 Sicherungsmöglichkeiten auf 40m, aber insgesamt gut zu klettern und darauf kommt es ja an). Während des Kletterns in der Route schaffte es bereits am Vormittag eine Seilschaft, die über eine andere Route den Triangle du Tacul erreichte, bei diesen aperen Verhältnissen auf dem oberen Teil (oberhalb des Couloirs) abzuseilen und so teils massiven Stein- und Eisschlag auf uns und die 6 nachfolgenden Seilschaften auszulösen. Im Anschluss gab es auch nur 2 Seilschaften die das Ende des Couloirs erreichten - uns, die wir weiterkletterten und eine italienische Seilschaft (Bergführer), die nach dem Couloir abseilte.
Der Bergführer erzählte uns dann auch, dass er das Couloir zum ca. 15. Mal macht, die Verhältnisse aber noch nie so schlecht waren.
Nach dem Couloir zeigte sich kein leichtes Schnee- und Mixedgelände bis max. M2, sondern bockharter Firn wenn man Glück hatte. Meist blankes Eis, teils brüchiger Fels und Gelände bis zum 3. Grad sorgten dafür, dass wir noch einmal 7 SL bis zum "Firngrat" sichern mussten.

Der so genannte "Firngrat" (wir setzten die Stirnlampen auf, da die Sonne bereits unterging) zeigte sich ebenso blank wie große Teile der Route. Das Seil wurde eingepackt und sich auch mal über kurze Strecken mit 2 Pickeln am ausgesetzten Grat entlanggearbeitet (nach Osten ein wenig Firn bei bereits angerissener Wechte erlaubte das setzten der Pickel, die Frontalzacken der Steigeisen fanden auf Blankeis nach Westen hin halt bei bis zu 60° steilem Gelände).
Zum Gipfel waren es am Ende zwar nur noch 80 Hm, wir entschieden uns aber direkt für den Abstiegsweg - es war ja sowieso dunkel und an eine vernünftige Aussicht nicht zu denken.

Der Abstiegsweg selbst führte über den Normalweg des Mont Blanc du Tacul - leider kann ich aufgrund der Dunkelheit keine Bilder präsentieren, sehenswert wären diese allemal gewesen.
Wir haben uns im Firn bis zu 45° steile Flanken nach unten gepickelt, unten häufig mit einer Spalte garniert, welche übersprungen werden musste (ca. 3-4 mal mussten wir Spalten überspringen). Einmal war die Sache zu unsicher, so dass wir oberhalb der Spalte 2 T-Anker gruben und ich mich vorsichtig herantasten konnte, bevor wir die Spalte überquerten. Nach Überwindung der Tacul Nordflanke mit ihren Spalten und Seracs, erfolgte nur noch der kurze Rückmarsch über den planen Gletscher zur Simond Hütte. Morgen wird ein kürzerer Tag folgen, der Cosmiques Grat ist geplant mit anschließender Rückfahrt.


Zeit Bergschrund bis Ende des Couloirs:               4:45 h
Zeit Bergschrund - "Schneegrat"                              9:15 h
Zeit Hütte - Hütte:                                                     15:30 h


Wir hatten heute ein 50m Doppelseil mit (in meinem Führer wird das als ausreichend angegeben). Für die 1. SL sollte jedoch ein 60m Seil vorhanden sein, oder man muss einen Zwischenstand in der Rinne (oder an den Seiten) beziehen.

Tourengänger: pete85


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