Tadschikistan Teil 2 - Auf nach Camp Vertical


Publiziert von Becks , 1. August 2017 um 15:54.

Region: Welt » Tadschikistan » Fansky Gori
Tour Datum:14 Juli 2017
Wegpunkte:
Geo-Tags: TJ 
Unterkunftmöglichkeiten:Camp Vertical

14.Juli 2017
Endlich geht es in die Berge, doch zu allererst verstoßen wir gegen die Reiseregel: "boil it, peel it, cook it, wash it or forget it!". Am Frühstücksbuffet gibt es Früchte, Nudelsalat mit Mayonnaise, Joghurt und noch viel mehr, und wir probieren einfach mal alles aus.

Um 9 Uhr dann steht Dilja zusammen mit dem Fahrer und einem geländegängigen 290s Musso (nie zuvor von der Marke gehört) vor der Tür. Gepäck rein und ab geht es in nördliche Richtung aus der Stadt heraus. Schon nach 20 Minuten lernen wir die Mentalität der Ordnungshüter kennen. Die Polizei winkt uns heraus, der Fahrer seufzt, greift einen 5 TJS Schein aus dem Mittelfach heraus, reicht es dem Polizisten und wir dürfen weiter. Die Polizisten geben sich nicht einmal die Mühe, uns irgendetwas nachzuweisen. Rauswinken, Geldschein einsammeln, weiterfahren lassen.

Das Wetter an dem Tag hat zudem Vor- und Nachteile. Es ist stark bewölkt und regnet immer wieder, was mir zwar die Fotosesseion versaut, da alle höhere Berge im Nebel stecken, dafür aber die Fahrt erträglicher macht, da wir so nur knapp unter 30°C haben und weniger Staub aufgewirbelt wird. Entsprechend entspannt ist die Fahrt. Selbst ein mehrerer Kilometer langer Tunnel, welcher früher recht abenteuerlich war, ist dank halbwegs neuer Fahrbahndecke nun, abgesehen vom Abgasnebel und ein paar Überholmanöver in der Dunkelheit, sehr entspannt.

Lediglich an einer Stelle zeigt sich, daß der Verkehr nicht immer harmlos ist. Wir halten an einem Geländewagen an, der auf der Beifahrerseite in Längsrichtung bis zur Fahrgastzelle zusammengequetscht ist. Die Windschutzscheibe ist von innen heraus ausgedellt, die Beule ordentlich blutverschmiert. Die Verunfallte (wie hier üblich: kein Gurt) ist bereits auf dem Weg ins Krankenhaus und so bleibt nicht viel zu tun. Nach einer Pause in einem kleinen Ort, wo ein weiterer Bruder von Dilja aussteigt und wir eine Wassermelone für uns kaufen und drei weiteren Stopps, bei denen wir eine Klopause einlegen sowie Vorräte für das Camp einladen bzw. kaufen, geht es bei Pinën endlich weg von der geteerten Straße. Die letzten rund 20km werden dann recht abwechslungsreich, da der Regen den Pfad aufgeweicht hat. Einige Male wird es recht rutschig und an einer Stelle hängen wir letztendlich für eine viertel Stunde fest, da der Wagen in der ausgefahrenen Spur im Schlamm festsitzt und zudem ein größerer Felsbrocken in den Weg gerollt ist und so den Weiterweg versperrt. Mit etwas Mühe bekommen wir den Musso zumindest wieder raus aus dem Dreck, und nachdem ich per Zufall eine mögliche Umfahrung durch die Wiese neben dran entdecke und es unser Auto beim Herausfahren auf diese einmal 90° quer stellt, geht es durch Matsch, Wasser, Schlaglöcher und über allerlei Geröll bis zum Endpunkt in der Nähe des Lake Alaudin - Camp Vertical (2650m).

Das Camp ist recht übersichtlich. Etwa acht Häuser, davon vier Stück mit mietbaren 2- und 4-Bettzimmern, einem "Minirestaurant", der Rest Unterkünfte für die Betreiber sowie die ebenfalls anwesenden Offiziellen von der "Forest control". Das von einem Zaun umschlossene Areal wird von einem Bach durchflossen, in dessen Nähe Zelte aufgeschlagen werden können. Alles in allem weitaus schlichter und weniger durchorganisiert als im Bezengigebiet, wo wir einige Jahre zuvor unterwegs waren.

Schon kurz nach der Ankunft werden wir von Alexander (Kreizberg), dem Leiter des Camps, begrüßt, bekommen ein Zweibettzimmer zugeteilt, und sitzen nach einem kurzen Rundgang über das Gelände bereits bei Tee und Knabberzeug bei einer russischen Truppe unter dem Tarp, während es immer wieder leicht regnet.

Irgendwann brechen wir dann zu einem ersten Rundgang Richtung Alaudinseen (2800m) auf, um die Beine zu vertreten und einen Blick auf die Umgebung werfen zu können. Beim Aufstieg treffen wir dabei auf eine Trekkinggruppe, welche zusammen mit Eseln von den Mutnye Lakes herunter kommt. Nach ein paar Bildern geht es wieder zurück ins Camp, und hier erwartet die erste Überraschung. Einer der Guides der Truppe spricht sehr gut deutsch (er ist Deutschlehrer in Tadschikistan) und kennt nicht nur die Schweiz vom Hörensagen, sondern war in St.Gallen unterwegs. Schon etwas seltsam, wenn einem am ersten Tag vorgeschwärmt wird, wie gut Appenzeller Käse sei. Die Deutschen selbst sind etwas mürrisch bzw. schlecht gelaunt, was durchaus verständlich ist. Vor knapp 3 Tagen eingetroffen, im Dauerregen zum See (Mutnye Lake, 3500m) hoch, dort ungefiltert Wasser getrunken, worauf sechs der sieben Teilnehmer Brechdurchfall und Fieber bekam, und dann das Ganze wieder runter im Regen.

Wir genießen zunächst einmal unser Abendessen (O-Ton Roxana: "da fliegt man um die halbe Welt und was bekommt man zum Essen? Rumänische Küche..."), fotografieren den Sonnenuntergang und verschwinden ins Bett.

Tourengänger: Becks


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