Mahya Dağı - Höchster Berg im europäischen Teil der Türkei "by fair means"


Publiziert von pika8x14 , 20. Januar 2017 um 02:20.

Region: Welt » Türkei
Tour Datum:29 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: TR 
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:Evciler Göleti - Mahya Dağı - Evciler Göleti
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Pkw nach Evciler und ggf. weiter über eine unbefestigte Straße zum Evciler Göleti (Stausee), nördlich des Dorfes. Die Anreise nach Evciler kann z. B. über die Kreisstadt Pınarhisar erfolgen (Pınarhisar - Yenice - Evciler).

… glaubt man den wenigen Berichten im Internet - erfolgt die „Besteigung“ dieses türkischen Berges in der Regel so: Man lässt sich mit einem Taxi fast bis zur höchsten Stelle fahren, macht schnell einige Selfies und rollt dann wieder zu Tale.

Wir möchten es einmal anders versuchen und haben einen verwegenen Plan: Auf- und Abstieg erfolgen zu Fuß, dafür verzichten wir auf das Selbstbildnis am Gipfel des


Mahya Dağı.

Dieser wird häufig auch als Mahya Tepe bzw. Mahyatepe bezeichnet und liegt unweit der Grenze zu Bulgarien, wo weitere landessprachliche Namen existieren (Голяма Махиада, Махиада, Махия).

Mit 1.031 m gilt er als die höchste Erhebung im europäischen Teil der Türkei. Darüber hinaus ist der Berg die „Nummer 1“ im Strandscha-Gebirge (türkisch: Istranca Dağları bzw. Yıldız Dağları, bulgarisch: Странджа). In der Region existierte 1903 kurzzeitig sogar die unabhängige Republik Strandscha.

Auf dem Mahya Dağı befindet sich eine eingezäunte Radarstation, etwas unterhalb davon stehen etliche Sendemasten. Das Gipfelareal ist deshalb militärischer Sicherheitsbereich und wird von einer gut ausgebauten, schmalen Pflasterstraße erschlossen.

Zusätzlich durchziehen unzählige breite und schmale Wege die bewaldeten Berghänge, welche offenbar auch als Weide genutzt werden.

Die nächsten Orte sind die kleinen Dörfer Evciler und Yenice, etwa südlich des Hügels gelegen und jeweils ca. 15 - 20 Autominuten von der Kreisstadt Pınarhisar entfernt.


Unsere Tour

28.09.2016, Anreise über Istanbul nach Kırklareli


Im Anschluss an die Besteigung des *Olymp und eine letzte Übernachtung in Griechenland geht’s am Morgen per Flugzeug von Thessaloníki nach Istanbul. Im Mietwagen stürzen wir uns dann in den chaotischen Verkehr der türkischen Hauptstadt und geraten dabei zwischendurch an den Rand des Wahnsinns…

Als wir die Peripherie der Metropole erreichen, wird’s merklich ruhiger auf der Autobahn, und wir juckeln friedlich in Richtung Edirne. Nur einige - bisher noch nicht identifizierbare - Geräusche lassen uns immer wieder kurz stutzen…

Irgendwann biegen wir nach Kırklareli ab und kommen nachmittags dort an. In Zentrumsnähe beziehen wir unser Zimmer im Hotel Lozengrad - so lautet im Übrigen auch der frühere/bulgarische Name für Kırklareli.

Dann schlendern wir eine ganze Weile durch die Universitäts- und Provinzhauptstadt. In einigen Geschäften sowie auf dem gerade stattfindenden Markt decken wir uns mit etwas Proviant ein. Und im guten Restaurant „Şölen Et Mangal“ gibt’s das Abendessen.


29.09.2016, Mahya Dağı und Dupnisa Mağarası

Nach dem Frühstück brechen wir in Kırklareli auf und fahren ostwärts. Dabei hören wir bald wieder seltsame Klänge. Ein Blick unter das Auto bringt Gewissheit: Tatsächlich ist der Unterfahrschutz lose, flattert deshalb mal mehr, mal weniger laut und droht, langsam abzufallen. Da wir bisher praktisch nur auf der Autobahn bzw. sehr guten Landstraßen unterwegs waren, kann es nur ein „Vorschaden“ sein. Weil wir heute und vor allem in den nächsten Tagen aber noch viele Kilometer zurückzulegen haben, suchen wir vorsichtshalber erst einmal einen „Oto Servis“. Den finden wir dann auch schnell in Pınarhisar.

In der Werkstatt sprechen leider alle nur türkisch, trotzdem ist unser Problem sofort klar. Kurzerhand wird die Reparatur an einem Polizeiwagen abgebrochen, und unser „Oto“ behandelt. Zwei Mechaniker beheben den Schaden - mit guten Ratschlägen unterstützt vom wartenden Polizisten, einem weiteren Kunden und uns…

Nach einer knappen Stunde ist „Oto“ wieder gesund, und wir bekommen die Rechnung präsentiert: umgerechnet 2,50 Euro. Wir überlegen kurz, was eine solche Aktion zu Hause gekostet hätte - und runden entsprechend auf.

Total begeistert setzen wir die Fahrt fort und sehen jetzt immer wieder unser heutiges Bergziel, das durch seine Radarkuppel weithin gut erkennbar ist. In Yenice legen wir einen Foto-Stopp ein - und später auch bei Evciler.

Dann schlängeln wir uns noch zum nördlich des Ortes gelegenen Stausee, Evciler Göleti (ca. 417 m) - diesen haben wir im Vorfeld als vermeintlich schönen Ausgangs- und Endpunkt für unsere Tour ausgesucht. Hier parken wir und beginnen „Dreiviertel 11“ bei herrlichem Sonnenschein unsere Wanderung - der Mahya Dağı befindet sich von uns aus ziemlich genau im Norden, und das ist auch unsere grobe Richtung für den Aufstieg.

Zuerst folgen wir noch dem Schotter-Sträßchen entlang des östlichen Ufers. Nach der kleinen Brücke über den Zufluss zum See biegen wir rechts ab. Noch immer folgen wir einer breiten Piste, abwechselnd vorbei an Wiesen, Feldern und Bäumen. Auf ca. 475 m passieren wir landwirtschaftliche Gebäude, und bald geht’s endgültig in den Wald.

Gemütlich dackeln wir weiter vor uns hin, nach wie vor geht’s grob nordwärts und im Zweifelsfall „nach oben“. Dabei überqueren wir zwischendurch auch breite Forstpisten (z. B. bei ca. 560 m und 680 m). Später wird unser Weg immer schmaler, und wir müssen uns stellenweise durch dichtes Gestrüpp pirschen.

Zur Abwechslung treffen wir nun ab und zu Ziegenherden, die hier wohl ihre Waldweide haben. Leider sieht man die dazugehörigen Schutzhunde vor lauter Bäumen erst auf den letzten Drücker. Freundlicherweise knabbert uns aber keiner an…

Auf ca. 850 m erreichen wir bei einer kleinen Lichtung abermals eine breite Forstpiste. Auf diese biegen wir nun ab - „nach rechts“. Einen guten halben Kilometer folgen wir annähernd höhehaltend dem Weg, bevor wir ihn „nach links“ verlassen: Nun beginnt sozusagen der Schlussaufstieg.

Auf einem ziemlich zugewachsenen Pfad schleichen wir stetig nach oben. Kurz vor Ankunft am Gipfel des Mahya Dağı (1.031 m) können wir von schönen Felsen weit in die dunstige Ebene blicken. Nun packen wir auch unsere Kameras in den Rucksack, denn selbstverständlich ist das Fotografieren direkt an der Radarstation weder ratsam noch erlaubt.

Anschließend gehen wir direkt am Zaun, der die Anlage umgibt, entlang. Als wir die Zufahrt zur Station passieren, kommt sofort ein junger Soldat zu uns. Wir müssen angeben, woher wir kommen und was wir hier wollen. „Trekking“ wird als Grund akzeptiert, und zum Glück sehen wir auch entsprechend aus ;-).

Nach einigen Notizen werden wir weggeschickt, benutzten dürfen wir nur die offizielle Straße - das wollen wir aber ohnehin;-). Ein Stück unterhalb des Gipfels passieren wir einen Helikopter-Landeplatz mit wiederum guter Weitsicht.

Dann spazieren wir das Plastersträßchen hinunter. Auf einer Höhe von knapp 900 m erreichen wir einen Wegabzweig: Hier befindet sich auch ein unmissverständliches Schild, das auf die militärische Sicherheitszone hinweist - an unserem Aufstiegsweg haben wir zuvor keins vorgefunden.

Wir biegen „nach rechts“ ab, weiter westlich müssten wir so bald auf die vom Hinweg bekannten Abschnitte der Piste treffen.

Dazu kommt es aber nicht, denn wir beschließen spontan, für den Rückweg eine neue Strecke zu testen: Bevor wir bekanntes Terrain erreichen, zweigen wir also bereits von der Piste ab. Damit gehen wir etwas weiter östlich zu Tale - als zuvor im Aufstieg. Natürlich sind wir auch so in schönem Wald unterwegs. Über die in einer Höhe von etwa 560 m verlaufende breite Piste kehren wir wieder zum Aufstiegsweg zurück.

Zum Abschluss unserer Wanderung umrunden wir noch den Evciler Göleti: Von seinem nördlichen Zipfel aus folgen wir dem westlichen Ufer (mit etlichen Anglern), dann dem südlichen. Über den Staudamm erreichen wir zu guter Letzt unser Auto am östlichen Rand des Sees.

Als wir dort losfahren, ist es mittlerweile ca. 15.45 Uhr. In Evciler halten wir kurz am kleinen Dorfladen. Anschließend begeben wir uns - unter anderem über Yenice, Babalan und Sarpdere - zu einer der größten Sehenswürdigkeiten der Region: Dupnisa Mağarası - die Dupnisa-Höhle.

Nach Zahlung der kleinen Eintrittsgebühr schauen wir uns die zugänglichen Teile des Höhlen-Systems an - als offenbar einzige Gäste. Auch dabei sind noch etliche Höhenmeter zurückzulegen, denn es gibt verschiedene Etagen.

In der Abenddämmerung fahren wir dann zurück nach Kırklareli. Dort lassen wir den Abend wieder im Restaurant „Şölen Et Mangal“ ausklingen.


Fazit

Im Vorfeld überlegen wir ernsthaft, ob sich ein Besuch des Mahya Dağı überhaupt lohnt: Zugegeben - dieser ist zwar die höchste Erhebung im europäischen Teil der Türkei, im Vergleich zum Landeshöhepunkt *Ararat  aber mutmaßlich ein völlig uninteressantes Ziel?

Tatsächlich erleben wir eine entspannte Wanderung bei herrlichem Wetter, in wirklich schöner Landschaft - mit dem Evciler-Stausee, den Höhlen von Dupnisa…

Oder anders gesagt: An vermeintlich viel attraktiveren Bergen haben wir schon deutlich unangenehmere Tage verbracht.


pika8x14 sind diesmal: A. + A. 


PS: Alle Foto- und GPS-Zeiten sind in MESZ angegeben, vor Ort ist es also bereits jeweils eine Stunde später.
 

Tourengänger: pika8x14


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Kommentare (6)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 21. Januar 2017 um 15:13
Hallo zusammen,

interessanter Bericht, auch wenn das Gipfelfoto fehlt ... ;-))

> Im Vorfeld überlegen wir ernsthaft, ob sich ein Besuch des Mahya Dağı überhaupt lohnt
Diese Frage ist wirklich berechtigt ...

Wenn überhaupt, würde ich diesen Abstecher höchstens dann in Betracht ziehen, wenn ich wieder mal geschäftlich in Istanbul wäre und dann auch noch einen halben Tag frei hätte ...

Trotzdem, schöne Bilder!

Gruss,
Richard

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Januar 2017 um 00:28
Hallo Richard,

trotz der ursprünglichen Skepsis haben wir den Besuch des Mahya Dağı definitiv nicht bereut. Wie im Bericht erwähnt - war es insgesamt ein wirklich gelungener Tag in einer sehenswerten Landschaft.

Wenn es also um einen Schönheitspreis ginge, würden uns spontan einige "Europäische Höhepunkte" einfallen, die wir klar hinter dem Mahya Dağı einordnen würden;-).

Viele Grüße, Andrea + André.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 24. Januar 2017 um 14:16
doch, so kann man es auch machen ;-)

Bravo!

lg Felix

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Januar 2017 um 21:24
... und es hat uns richtig gut gefallen ;-).

Danke für Deinen Kommentar und viele Grüße,
Andrea + André.

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 30. Januar 2017 um 06:49
Hallo Zusammen,

Toll dass ihr den Mahya Dağı noch an eure Balkanreise angehängt hat. Gratuliere euch zum Gipfelerfolg, wenn auch ohne Beweisfoto :-)

LG, Andi

pika8x14 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Januar 2017 um 22:25
… besten Dank, Andi.

Der Abstecher zum Mahya Dağı bot sich am Ende unseres Urlaubs an und hat uns wirklich gut gefallen. Außerdem konnten wir in der Türkei gleich noch einen weiteren Berg von unserer "Wunschliste" besuchen (Bericht folgt)…

Viele Grüße, Andrea + André.


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