Avalanche Peak (3221 m) - Bergsteigen im Yellowstone Nationalpark


Publiziert von gero , 2. Oktober 2016 um 17:46.

Region: Welt » United States » Wyoming
Tour Datum:20 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:P Eleanor Lake - Avalanche Peak (7,4 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Fishing Bridge am Nordufer des Yellowstone Lake fährt man auf der East Entrance Road nach Osten, bis man am Eleanor Lake einen kleinen P erreicht; hier Beginn des Trails (Ww).
Kartennummer:National Geographic Nr. 201 (Yellowstone NP 1:126.000)

Yellowstone Nationalpark - dieser Begriff steht eigentlich für unendliche Wälder, blubbernde Geysire, Bisonherden und Bären. An seinem östlichen Rand erhebt sich aber die Absaroka Range, eine durchaus bemerkenswerte Berglandschaft mit Dreitausendern. Mit am besten erreichbar ist der Avalanche Peak, dem unser heutiges Interesse gilt.

Am kleinen Eleanor Lake (2645 m) beginnt der Bergsteig, dem wir folgen; er ist mit einem Wegweiser und im folgenden guten Markierungsfähnchen kenntlich gemacht. Das Bärenspray hängt griffbereit am Gürtel und täuscht einen Hauch von Sicherheit vor - ob es im Ernstfall gegen einen Grizzly hilft, mag dahingestellt sein. Jedenfalls fühlen wir uns, damit gewappnet, nicht ganz so nackt (mehr zur Bärengefahr am Ende meines Berichtes).

Gleich am Beginn des Weges steht eine Registration Box: im Vorbeigehen trägt man sich auf einem Zettel ein - und wenn man nach der Tour zurückkomt, vermerkt man die Rückkehr. Zumindest ist dies der Sinn, ähnlich den Gipfelbüchern bei uns in den Alpen. Es könnte ja sein, dass man ein Bear Encounter mit tragischem Ausgang hatte, dann wüßte der Ranger wenigstens, wo gesucht werden müßte. Als wir uns gegen 9 Uhr eintragen, sehen wir, dass wir nicht die ersten Berggänger sind: bereits um 7:30 ist vor uns ein anderes Paar aufgestiegen. In diesen einsamen Gegenden ist es ein beruhigendes Gefühl, nicht völlig allein zu sein.

Es geht durch zunächst dichten Wald aufwärts, rechts und links undurchdringlicher Baum- und Buschbewuchs. Bei jedem Knacksen im Unterholz ein kleiner Schreck: kommt jetzt der Grizzly? Die Tiere sind ja hier nicht scheu, sondern eher neugierig und im ungünstigsten Fall sogar durch das unsinnige Verhalten anderer Menschen (achtloses Wegwerfen von Abfall) sogar "angefüttert". Aber wir machen uns erfreulicherweise unnötige Sorgen - wir haben kein Bear Encounter, nur einmal läuft kurz vor uns ein Deer davon. Je höher wir kommen, desto lichter und damit übersichtlicher wird der Wald. Kurz unter der Dreitausendmeter-Marke erreichen wir nach einer Stunde Marschzeit den Waldrand: wir stehen am Beginn eines Amphitheaters mit Geröllwänden, hoch droben ist der Gipfel unseres Berges zu erahnen.

Es geht für uns im Aufstiegssinn links hinauf: später werden wir an dieser Stelle von rechts her zurückkommen, denn wir werden die Überschreitung des Avalanche Peaks machen. Hinsichtlich etwaiger Lawinen brauchen wir uns übrigens keine Sorgen zu machen: noch liegt kein Schnee, aber lange wird hier oben der spätherbstliche Zustand nicht mehr anhalten.

Nach einiger Zeit kommen uns die eingangs erwähnten Berggänger entgegen: das Ehepaar aus Wisconsin ist bereits im Abstieg, wir kommen ins Gespräch. Sie wohnen in einem Bärengebiet und wissen, dass man vor Schwarzbären eher keine Angst zu haben braucht, angeblich sind diese scheu und meiden menschliche Kontakte. Mit Grizzlies sei dies schon anders, die Biester sind unberechenbar. Naja, haben wir wieder ein klein wenig dazu gelernt.

Den Wald haben wir nach einiger Zeit unter uns zurück gelassen, es geht über scharfkantiges Geröll, aber auf gutem Steig weiter bergauf. Jetzt ohne den Windschutz des Waldes, umtobt uns ein wahrer Höllensturm. Gelegentlich müssen wir uns breitbeinig dagegen anstemmen, um nicht umgeblasen zu werden. Einigermaßen scharfe Fotos werden zum Geduldsspiel. Der Wind hat aber auch sein Gutes: er erhält uns das im Prinzip schöne Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein.

Schließlich haben wir den Gipfel des Avalanche Peak (3221 m) nach gut 2 Std. Aufstieg erreicht. Ein phantastischer Aussichtspunkt, höher als alle Berge in unmittelbarer Umgebung. Auf dem weiten, flachen Gipfelplateau gibt es einige Storm Shelters, windgeschützte Mulden innerhalb runder Mauern aus zusammengehäuftem Blockwerk. Hier läßt sich einigermaßen bequem Rast machen, auch ganz nette Fotos gelingen mir nun.

Südostwärts geht es dann wieder hinab, wir machen eine kleine Überschreitung des Berges. Der Steig führt durch Blockwerk abwärts und erreicht einen namenlosen Sattel zwischen dem Avalanche Peak und seinem südöstlichen Nachbarn, dem Hoyt Peak. Schließlich erreichen wir wieder den oberen Waldrand, sofort sind wir vor dem Toben des Sturmes geschützt. In einer weiteren Stunde haben wir absteigend den Ausgangspunkt unserer Wanderung am Lake Eleanor erreicht. Dabei kommen uns nun auch etliche andere Bergsteiger entgegen - wir sind nicht mehr ganz so einsam wie zu Beginn der Tour und können darauf hoffen, dass etwaige Bären schon durch das Rumoren der anderen Menschen vertrieben worden sind.

Anmerkungen:

- Punkte mit touristischem Interesse sind im Yellowstone NP heillos übervölkert - vor allem, wenn sie mit dem Auto erreichbar sind (Geysir Basins wie am Old Faithful etc.). Verläßt man sie aber auf einem der vielen Wanderwege, so ist man sofort in absoluter Einsamkeit.

- Die ständige Sorge einer Begegnung mit Bären lastet schon nach kurzer Zeit auf dem Gemüt: es gibt Schwarzbären und Grizzlies. Beide sind keineswegs träge, sondern bewegen sich mit unerwarteter Schnelligkeit und können bis zu 60 km/h erreichen. Weglaufen also sinnlos - notfalls ist der einzige Schutz in der Verwendung von Bärenspray zu sehen. Dieses bekommt man für knapp 50 Dollar in allen Visitor Centers zu kaufen, dazu gibt es auch eine umfassende Einweisung zur Verwendung bzw. hinsichtlich des Verhaltens von Bären. Jedenfalls sollte man von Bären mindestens 100 m Entfernung halten - jede Annäherung ist lebensgefährlich.

- Man sollte beim Wandern immer für einen gewissen Geräuschpegel sorgen, um Bären nicht zu überraschen, wenn denn eine Begegnung unvermeidlich ist (z.B. im unübersichtlichen Gelände, nach einer Wegbiegung etc.). Wir haben dies durch ständiges Klatschen und Singen getan, dabie habe ich mich an so manches "Sauflied" aus der Schulzeit erinnert ;-)

- Die Bisons des Yellowstone Nationalparks nimmt man schon nach kurzer Zeit kaum noch wahr: sie sind überall, meist aber in größerer Entfernung. Auch von ihnen sollte man größeren Abstand halten - mindestens 30 m sind unbedingt anzuraten. Auch diese Tiere sind gefährlicher, als man bei ihrem pelzigen Aussehen und dem normalerweise trägen Bewegungsablauf erwarten würde.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 32217.gpx Der Avalanche Peak im Yellowstone Nationalpark

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2016 um 12:58
eindrücklich!

lg Felix


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