Lieberoser Wüste


Publiziert von klemi74 , 16. Oktober 2016 um 21:36.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:15 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 1:45
Aufstieg: 10 m
Abstieg: 10 m
Strecke:ca. 8km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:B186 Peitz - Lieberose. Westlich, in Richtung Lieberose links, befindet sich mitten in dem riesigen Waldgebiet, durch das die Straße führt, ein beschilderter Parkplatz. Das ist der Sukzessionspark.
Ausgangspunkt für den Marsch zur Wüste ist woanders, nähere Angaben mache ich nicht, aus der Tourbeschreibung ergibt sich der Grund.

Großflächige Kiefernwälder auf sandigen Moränenböden der vergangenen Eiszeiten prägen weite Gebiete im südlichen Brandenburg. Touristisch sind sie wenig attraktiv, spöttisch wird die Landschaft auch als "Land der drei Meere" bezeichnet - namentlich wären das Waldmeer, Sandmeer, nix mehr!
Doch auch einige überraschende Ecken gibt es in den Waldgebieten, so z.B. die heute von mir besuchte Lieberoser Wüste, die größte Sandwüste Deutschlands. Entstanden ist sie 1942 durch einen Waldbrand, der wegen des laufenden Krieges keine hohe Priorität hatte und somit nicht gelöscht wurde. Nach dem Krieg erkannte die Rote Armee, dass dieses kahle Gebiet einen vortrefflichen Übungsplatz für Panzereinheiten abgibt... Also wurde rund um Lieberose ein riesiger Truppenübungsplatz eingerichtet, die Kahlfläche wurde über Jahrzehnte hinweg wieder und wieder von Panzerketten umgepflügt, so dass sich auf mehreren Quadratkilometern keinerlei Vegetation entwickeln konnte. Heute wird das Gelände nicht mehr militärisch genutzt, eine Folgenutzung ist wegen der unzähligen Munitionsreste und Blindgänger teilweise nicht abzusehen. Die Wüste selbst ist mittlerweile großflächig mit Silbergras bewachsen, auch erste Kiefern wagen sich in die noch immer offene ehemalige Sandfläche. Die kleinen Wanderdünen wandern längst nicht mehr, Sandstürme auf der nahen Landstraße gehören der Vergangenheit an. Was werden wird, ist unklar, die Tendenzen gehen weit auseinander: Aufforsten, natürliche Sukzession zulassen, den (unnatürlichen) Ist-Zustand erhalten - so die möglichen Szenarien.

Lange Vorrede, kurzer Bericht:
Man parkt an der B186 und geht durch den neu angelegten Sukzessionspark zur alten Beobachtungstribüne, von der aus man das Treiben auf der Schießbahn beobachten konnte. Ein kleiner Rundweg erläutert den Ablauf der Sukzession, dabei braucht es ein bisschen Vorstellungskraft des Besuchers: als Endzustand wird "Mischwald" abgegeben, genau diesen gibt es hier natürlich noch lange nicht...
Nun, halbwegs interessant, aber die falsche Straßenseite und auch nicht die Wüste. Zu der gehe ich im Anschluss

Wie man zur eigentlichen Wüste kommt, beschreibe ich an dieser Stelle nicht - sie ist nämlich nur dann zu erreichen, wenn man das eine oder andere Schild (siehe Bild 5), welches ein Betretungsverbot ausspricht, ignoriert. Nur soviel: Markierungen oder Wegweiser gibt es nicht und man sollte strikt darauf achten, nur dort an den Warnschildern vorbeizumarschieren, wo anhand von Fuß- oder Reifenspuren eindeutig zu erkennen ist, dass dies auch schon andere getan haben. Restrisiko unbekannt, in den Bergen passiert auch immer wieder mal was. Auf gleichem Weg gehe ich die gut 3,5km zurück zum Auto.
Wie man anhand der Bilder erkennt, ist von offenen Sandflächen kaum noch was zu erkennen, ich bin ein paar Jährchen zu spät dran! Wer die Minimap öffnet und die Satellitenansicht wählt, erkennt im Südosten der unbewaldeten Fläche rund um meinen Wegpunkt weiße Stellen, also Sand. Genau dort war ich bei der Aufnahme von Bild 8, von leuchtend weißem Sand war nichts zu sehen.

Fazit:
Definitiv in gewisser Weise einzigartig, aber lohnend??...

Tourengänger: klemi74


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Kommentare (7)


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scan hat gesagt:
Gesendet am 17. Oktober 2016 um 08:04
Ich würde mal tippen, wenn man sich genug gestritten hat, was man nun mit dem Gebiet macht, einigt man sich darauf, eine Einkaufsmall draufzusetzen... :-)

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Oktober 2016 um 09:36
Ich glaub jetzt grundsätzlich mal viel, aber das nicht... Dazu ist die Gegend zu dünn besiedelt, und ein möglicher Investor kann nicht einfach mal mit den Bauarbeiten beginnen, sondern muss erst gscheit aufräumen (lassen).
Was ich mir schon eher vorstellen könnte, wäre ein riesiger Solarpark, knapp östlich der Wüste gibt es auf einer Freifläche schon eines der größten Solarfelder Deutschlands.

Schneemann hat gesagt:
Gesendet am 17. Oktober 2016 um 13:05
Es gibt also Wüsten in Deutschland - wusste ich noch gar nicht ;)

Kleine Frage: Auf den Satellitenbildern sieht man etwas südlich dieser Freifläche so ein seltsames quadratisches Gelände, ziemlich überwachsen. Wirkt fast wie ein Inka-Überbleibsel. Weisst du zufällig worum es sich dabei handelt?

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Oktober 2016 um 17:29
Kann ich Dir leider nicht sagen, nur mal spekulieren:

Ich tippe, dass da mal irgendwelche Funktionsgebäude des Übungsplatzes standen, die abgerissen wurden und deren Standorte so langsam zuwuchern. Dagegen spricht, dass sich andernorts keine alte Sau um den Abriss gekümmert hat.

Vor Ort aufgefallen sind mir die Formen übrigens nicht, ich müsste eigentlich recht nah dran vorbeigegangen sein.

Gruß,
Karsten

lainari hat gesagt:
Gesendet am 17. Oktober 2016 um 21:54
Ich war vorgestern grad in einem ähnlichen Areal unterwegs - dem VVP Ralsko in Tschechien. Dort ist etwas mehr Wald und es gibt sogar Berge, was es etwas spannender und lohnender gemacht hat ;-)
Bericht folgt in nächster Zeit...

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Oktober 2016 um 09:09
Ist das das große Sperrgebiet grob westlich von Liberec?


lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Oktober 2016 um 20:53
Genau, wobei der größte Teil nach der Munitions-Beräumung mittlerweile frei zugänglich ist.
Aufpassen muss man freilich trotzdem...


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