Jiekkevárri, 1834m: Top of Lyngen inkl. Abfahrtsjuwel


Publiziert von danski , 11. Mai 2016 um 19:46.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:21 April 2016
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Brentberget - Holmbuktinden 1666m - Jiekkevárri 1834m; Abfahrt via Blaisen bei P. 1510m

Das Wetter gönnt uns nach der fantastischen 10 Stunden Tour am Nállangáisi keinen Ruhetag und so "müssen" wir am Folgetag dem Jiekkevárri, 1834m einen Besuch abstatten. Dieser Berg gehört einfach in unser Lyngen Portfolio, auch wenn er bestimmt nicht zu den schwierigsten zählt, aber doch der mit Abstand Höchste ist. Wie wir noch herausfinden werden, hält er neben dem Höhenrekord eine der besten Abfahrten bereit.

Es ist Donnerstag und so ist unser Auto das einzige, das beim Parkplatz auf uns warten wird. An Wochenenden kann es hier schon mal hoch zu und hergehen, denn der Jiekkevárri ist so etwas wie der Mont Blanc Lyngens und deswegen entsprechend populär. Tromsö ist etwas mehr als eine Stunde entfernt, was sich ebenfalls auf die Besucherzahlen auswirken dürfte. Ganz zufrieden mit unserer Einsamkeit machen wir uns zum ersten Zwischenziel Holmbuktinden, 1666m auf. Ich kenne den Weg bereits und weiss um die Mühen des Anstiegs durch die breite Südwestrinne. "Dank" der Exposition ist die vorhandene Spur sogar mit Harscheisen rutschig, so dass es angenehmer ist, neben ihr zu gehen. Abgesehen davon kommen wir zügig voran und schon bald befinden wir uns auf dem Nordgrat des Holbuktinden, der unter den hervorragenden Verhältnissen vollständig mit Skis begangen werden kann. Die Tiefblicke vom gleissend weissen Grat hinunter auf den tiefblauen Sörfjorden sind imposant. Nach 4 Stunden ist sein Gipfel unser alleiniger Pausenplatz, den wir ausgiebig geniessen. In alle Himmelrichtungen schweifen die Blicke, nur der Jiekkevárri erhebt sich noch höher im Osten. Eine kurze, schöne Abfahrt bringt uns 200HM tiefer auf den vergletscherten Verbindungsgrat zum Jiekkevárri. Es sind noch rund 2.5 Kilometer bis zu dessen Gipfel. Ältere Spuren sind komplett zugeweht und so dürfen wir eine neue elegante Spur legen. Die Schönheit dieses Ortes ist überwältigend. Makellos weiss und blau präsentiert sich die Welt von hier oben. Im Schlussaufstieg zum höchsten Punkt auf 1834m bewegt man sich so lange auf den weissen Horizont zu, bis dieser sich langsam senkt und die Sicht Richtung Osten frei gibt. Wir sind uns ziemlich sicher, auf dem höchsten Punkt angekommen zu sein. Das GPS betätigt unsere Annahme. Bei Nebel ist der Gipfel nicht zu empfehlen, so flach es hier oben ist, so steil fällt der Jiekkevárri auf alle Seiten ab. Wir sind natürlich in bester Stimmung und überaus glücklich, einen weiteren Gipfelerfolg verbuchen zu können. Völlig ungestört geniessen wir das Gipfelgefühl eine ganze Weile, bis wir uns sattgesehen und gegessen haben.

Die Abfahrtshöhenmeter auszurechnen ist einfach. Sie entspricht ziemlich genau der Gipfelhöhe. Wir finden das genial! Noch geht es in grossen Bögen in bestem Pulver über den unverspurten Gletscher, bevor der Charakter der Abfahrt schlagartig ändert und richtig seriös wird. Vom Gipfel des Holmbuktinden haben wir nämlich zwei ziemlich freche Linien erspäht, die über einen perfekten 400m hohen Nordhang hinab zum Blaisengletscher ziehen. Zum Startpunkt zu gelangen ist allerdings alles andere als trivial. Zuerst folgen wir einem immer schmaler werdenden, schwindelerregenden Grat, bevor nach einigen Metern exponiertem abrutschen in den Steilhang hinüber unter den P. 1510 gequert werden muss. Der Schnee ist wie so oft an den windgepeitschten Graten mal pulvrig, dann wieder eishart. Puh, das hätte ich mir etwas weniger nervenaufreibend vorgestellt. Doch jetzt befinden wir uns über diesem herrlichen Hang der mit über 45° abfällt, bevor er leicht abflacht und abrupt auf dem Blaisengletscher endet. Ich gönne ihn mir zuerst und komme schnell in Fahrt. Wohooo, das ist wieder mal Skifahren auf höchstem Niveau! Nach dem Ritt bestaunen wir auf dem flachen Gletscher unsere Linien. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend und so bieten auch die folgenden Höhenmeter noch einmal Fahrspass vom Feinsten. Rechtshaltend umfahren wir entlang eines Eisfalls die Séracs des Blaisengletschers und müssen noch einen Nassschneerutsch passieren lassen, bevor wir wieder freie Fahrt haben. Ganz zum Schluss kurven wir auf Supersulz durch den Märchenwald von Brentberget und sind nach ziemlich genau 8 Stunden zurück beim immer noch einsamen Auto. Zum guten Glück hat Tom zwei Biere kaltgestellt...

Auch an den folgenden Tagen war das Wetter fast ausnahmslos schön, bzw. immer besser als prognostiziert. Folgende sehr empfehlenswerte Gipfel konnten wir in Top-Pulverbedingungen während unserer verbleibenden Zeit besteigen:
  • Rasmustinden, 1224m: ZS+ via NE-Flanke. Sehr schöner Aussichtsgipfel mit kürzestem Zustieg und sehr schönen Abfahrten.
  • Postdalstinden, 1363m: ZS - SS. Lohnender Ausflug ins Tamokdalen, leider verunmöglichte Nebel am Gipfel die Abfahrt via sehr steile NW-Flanke
  • Store Russetinden, 1405m: S via NW-Flanke. Steiler Zahn direkt über Nordkjosbotn. Ein grossartiger Skiberg mit perfektem Skigelände und lichtem Wald bis ca. 150m. Der perfekte Abschluss unseres Lyngen-Trips 2016!

Tourengänger: danski


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WS S+
1 Apr 15
Toppturer og Fiske 2.0 · danski

Kommentare (2)


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Matthias Pilz hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 13. Mai 2016 um 09:28
Ihr habt eure Lyngen-Zeit ja wirklich bestens ausgenutzt! Voll coole Touren! Aber dort gibt es ja noch genug zu tun....

danski hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 17. Mai 2016 um 22:50
Das Potential rechtfertigt einen weiteren Ausflug im 2017... ;)


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