Ein neues Mass zur Klassifizierung von Gipfeln: Die Bedingte Ausdehnung
Schon seit langer Zeit wird versucht, Gipfel mit Zahlenwerten zu beschreiben und sie zu klassifizieren. Ob man damit der „Schönheit“ eines Berges in irgendeiner Form gerecht werden kann, sei dahingestellt. Trotzdem ergeben sich für Statistik-Interessierte und „number crunchers“ aufschlussreiche Gipfel-Listen, welche viel darüber aussagen wie freistehend / dominierend ein Berg in Bezug auf seine Umgebung ist.
Die Höhe ist die einfachste Messgrösse um einen Gipfel zu charakterisieren. Daneben sind auch die Schartenhöhe und die Dominanz populäre Masse. Die Schartenhöhe (auch Prominenz genannt) bezeichnet die Höhendifferenz, die abgestiegen werden muss um den nächst höheren Punkt zu erreichen. Die Dominanz ist die Horizontaldistanz zum nächst höheren Gipfel. Diese Grössen sagen schon viel über die „Wichtigkeit“ eines Gipfels in Bezug auf seine Nachbarn aus. Schartenhöhe und Dominanz sind mit einer Karte relativ einfach zu bestimmen. Allerdings liefern diese Masse nur unvollständige Information darüber wie markant – oder sagen wir der „Idealform“ eines Gipfels entsprechend – ein Berg ist: Der Dammastock erreicht beispielsweise Top-Rangierungen in Bezug auf Schartenhöhe und Dominanz, hebt sich allerdings nur undeutlich von seinen nächsten Gipfeln ab. Dagegen ist das Matterhorn – weltweit als Berg in seiner allerschönsten Ausprägung bekannt – in Bezug auf Schartenhöhe und Dominanz nur Mittelmass.
Christian Thöni schlägt auf seiner Website www.gipfelverzeichnis.ch eine zusätzliche Grösse vor, welche sich über die Fläche definiert, die ein Berg eine gegebene Höhendifferenz unter seinem Gipfel bedeckt: die Bedingte Ausdehnung. Bisher konnten allerdings noch keine Daten zu dieser Messgrösse erhoben werden. Mit hochaufgelösten Geländemodellen sowie etwas Computer-Rechenpower lässt sich heute aber auch die Bedingte Ausdehnung auswerten. Dies stellt eine wichtige Erweiterung zu den herkömmlichen Charakterisierungs-Massen wie Höhe, Schartenhöhe und Dominanz dar.
Solche Klassifizierungen machen an sich keinerlei Aussagen darüber wie besteigenswert oder subjektiv „schön“ ein Berg ist, und sollen auch nicht so verstanden werden. Trotzdem sind sie ein interessantes Mittel zur Analyse der unzähligen Gipfel der Schweiz.
Die Bedingte Ausdehnung bezeichnet die Grösse der Basis eines Berges. Eine schlanke Felsnadel hat eine sehr kleine Bedingte Ausdehung, während ein Gipfel mit allseits flach abfallenden Flanken eine sehr grosse Fläche bedeckt. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Charakterisierungs-Grössen wie Schartenhöhe und Dominanz beschreibt die Bedingte Ausdehnung also direkt die Form des Berges und trägt deshalb der subjektiven Empfindung Rechnung, dass Berge mit steilen Wänden und einem spitzen Gipfel als besonders schön und eindrücklich gelten.
Wer interessiert ist, mehr darüber zu erfahren: Hier ist der Link zu meinem kleinen Artikel mit Zahlen und Berg-Ranglisten der "Bedingten Ausdehnung".
Gruss Delta
Comments (14)