Via Ferrata Todra - Der einzige Klettersteig Nordafrikas


Publiziert von pame , 27. Dezember 2014 um 07:19.

Region: Welt » Marokko » Hoher Atlas
Tour Datum:20 Dezember 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 1:00
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
Strecke:sollte klar sein
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Marrakesch auf der N9 ueber den Tizi-n-Tichka-Pass (2260m) nach Ouarzazate, dann auf der N10 nach Tinerhir, dann R703 in die Todraschlucht. Dort grosser Parkplatz direkt hinter der engsten Stelle der Schlucht. Hier Ausgangspunkt des Klettersteiges (Schild in der Wand). Insgesamt 1 Tag Anreise von Marrakesch.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Viele Hotels und Auberges in der Schlucht und in Tinerhir. Ich habe im Hotel Valentine (ca. 1km suedlich vom Klettersteig) uebernachtet (ca. 40€ mit HP - zu teuer fuer die Gegend).

Wie der Zufall so will: Ich bin im Internet auf eine Seite von Aventures Verticales (www.escalade-au-maroc.com) ueber einen Klettersteig in Marokko gestossen. Da auf hikr noch kein Bericht darueber angelegt war, dachte ich mir, da muss ich doch mal hinfahren, um den allerersten Bericht ueber afrikanische Klettersteige zu posten :-).

Meine diesjaehrige Winterreise fuehrte mich diesmal in den Sueden Marokkos, nachdem ich letztes Jahr dieses tolle Urlaubsland nur kurz kennenlernen konnte. In Tanger hab ich mir einen Mietwagen besorgt (einen ziemlich robusten Dacia Duster - eine Art Zwischending zw. einem richtigen Allradfahrzeug und einem normalen Strassenauto - fuer die rauhen, marokkan. "Strassen" perfekt geeignet). Damit bin ich in mehreren Tagesetappen bis in die Gegend suedlich des Atlasgebirges gefahren.

Fuer die ganz hohen Berge im Atlas lag mir dann doch zuviel Schnee, bzw. sind die Bergdoerfer nur sehr schwierig zu erreichen, aber auf 1500 bis 2500m sind Trekking- und Klettertouren absolut kein Problem. Es war trocken, die Sonne schien jeden Tag und die Tageshoechsttemperaturen auf 1500m Hoehe bewegten sich so um die 15 Grad - ideal fuer Outdooraktivitaeten.

Nachdem ich Merzouga/Erg Chebbi in der Sahara besucht habe, bin ich nach Tinghir (oder Tinehir) gefahren, das als Ausgangs- und Stuetzpunkt vieler Trekkingtouren (z.B. Jebel Sahro *Wüstentrekking - Djebel Saghro N-S mit Djebel Kouaouch (2592 m)) und Kletteraktivitaeten in der benachbarten Todraschlucht gilt. Von Tinghir geht's nochmal ca. 15km ueber eine Teerstrasse in die Todraschlucht. Kurz vor der eigentlichen Schlucht liegt das winzige Dorf Tizgui, wo ich "en famille" im Hotel Valentine uebernachte. Dabei mache ich natuerlich einen Anfaengerfehler: Ich komme im Dunkeln an (ganz schlechte Idee!). Nachdem ich mittels GPS endlich die ungefaehre Position des Hauses gefunden habe (etwas abseits der Strasse), suche ich einen Parkplatz. Da steht eine Gruppe junger Maenner. Ich frage ob hier das Hotel Valentine ist (noch ein Fehler). Sie sagen ja und winken mich in die Garage rein. War natuerlich eine glatte Luege: die Garage gehoert nicht zum Hotel und kostet 30Dh (fuer 2 Naechte). Naja, was soll's. Das Hotel ist nur ein paar Dutzend Meter entfernt und eine Garage zu haben ist ja auch nicht so schlecht. 

Das Hotel ist - sagen wir - sehr "urig". Die Dusche ist nur ein Schlauch in der Wand. Dafuer hat die Dachterrasse eine tolle Aussicht ueber das palmenbestandende Tal. Ich bin der einzige Gast und werde dementsprechend umsorgt. Vor allem taucht jeweils morgens und abends der Schwager (oder Bruder/Kumpel/Kollege?) des Besitzers auf und lenkt, nach der ueblichen Fragerei (woher kommst du? erstes mal in Marokko? usw.), das Gespraech immer wieder auf irgendwelche lokale Werkstaetten (nein, interessiert mich nicht), wo ich den Frauen beim Arbeiten zuschauen koennte (nein danke, ich bin zum Wandern hier), und er koennte mir ja einen Guide vermitteln (nein danke, ich hab schon einen), und ausserdem waere da noch die Frauenkooperative (nein!!!)...Das Abendessen ist gut, also ignoriere ich ihn so gut es geht.

Wie auch immer, ein paar Meter vom Hotel entfernt finde ich, nachdem ich ein paar aufdringliche Kinder, die mir ihre kleinen Basteleien aus Grashalmen verkaufen wollten, weggescheucht habe, auch schon das Buero von Aventures Verticales. Der junge Besitzer, Allal, ist auch da. Der Laden hat alles, was das Kletterherz begehrt (Helme, Gurte, Seile, etc.), und wir werden uns auch gleich einig: 150Dh (=14€) fuer ein komplettes Klettersteigset (Miete von Helm + Klettersteigset + Gurt) ist mehr als fair. Er schlaegt vor, fuer 50Dh extra, auch die Fuehrung zu uebernehmen. OK, am Klettersteig braeuchte ich zwar keinen Bergfuehrer, aber 1. ist das wirklich billig, 2. hab ich nix dagegen, einen lokalen Bergfuehrer zu unterstuetzen, und 3. kann er dann die Fotos machen. Perfekt!

Wir treffen uns dann ein paar Stunden spaeter an seinem Stand in der Naehe des Klettersteiges und machen uns gleich auf den Weg. Zum Steig selber gibt's nicht viel zu sagen (siehe Fotos). Er ist sehr kurz, aber der naechste Abschnitt ist fuer Mitte 2015 geplant, incha'allah. Der Steig wurde von franzoesischen Experten perfekt angelegt, in Bezug auf Linienfuehrung und Material. Im obersten Bereich hat man die Moeglichkeit, einen kleinen Umweg ueber eine Dreiseilbruecke zu machen (kann umgangen werden).

Das Beste am Steig ist ganz klar die landschaftl. Qualitaet. Man befindet sich hoch ueber der beruehmten Todra-Schlucht an einer Flussbiegung. Somit hat man auf dem Steig tolle Ein- und Ausblicke in die Schlucht, die selbst die Kletterer an den benachbarten Waenden nicht haben. Ausserdem ist da das Bewusstsein, dass man auf einem von nur zwei Klettersteigen in ganz Afrika unterwegs ist. Fuer den anderen Klettersteig muesste man ans andere Ende des Kontinents fliegen. Der andere Klettersteig befindet sich naemlich in den Drakensbergen in Suedafrika (ausserdem gibt es noch eine mit Stahlkabeln abgesicherte Route am Mt.Kenya auf ca. 5000m Hoehe).

Tourengänger: pame


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