Des Wilhelm Tell's Gletscher in Svalbard

Ein spannender Ausflug in der Dämmerung Spitzbergens

Auf Spitzbergen gibt es eine Region etwa 30 Kilometer von der Zivilisation in Lonyearbyen entfernt, wo sich offenbar zu Zeiten Schweiz herumgetrieben hatten, als Gletscher und Berge noch namenlos waren. Dies ist in Svalbard kaum 100 Jahre her. Ob allerdings mein Gros-Onkel, der vor rund einem halben Jahrhundert eine Expedition (damals waren die Zeiten noch anders!) nach Spitzbergen unternommen hatte, der Schweizer Namesgeber war, scheint doch eher unsicher. Auf jeden Fall findet man einen Gletscher, der nach "Helvetia" benannt ist, sowie einen für den Wilhelm Tell. Letzterer ist bei den Glaziologen recht bekannt und war das Ziel des Wochenend-Mess-Ausfluges.

Mit den Schneetöffs geht es in der Halbdunkelheit durch die endlose Landschaft, die im Winter keine Farben kennt - nur schwarz und weiss sind vorhanden. Wir machen einen kurzen Halt bei einem "Pingo", eine interessante Permafrost-Form, die sich aus der Ebene erhebt. Wo das Gelände zu unserem Gletscher hin anzusteigen beginnt verlieren sich die vorhandenen Snowscooter-Spuren und bald hat sich eine Maschine in eine Wächte eingefressen. Nach rund 2 Stunden harter Arbeit können wir das Gefährt befreien - ehrlich gesagt ist es kein besonders gutes Gefühl in der Eiswüste, 30km von der nächsten Siedlung festzustecken... Genau dies hat aber ein "Wilder" selbst gewählt, der aus einer Eishöhle blickt als wir auf dem Gletscher ankommen. Der Mutige überwintert ganz alleine am Gletscher, hat sich im Herbst mit ca. 100kg Essen dort aussetzen lassen. Und hat keinen anderen Gefährten als ... einen riesigen Plüsch-Eisbär im Zelt - soll's schützen.

Als wir mit den Messungen oben am höchsten Punkt des Gletschers beginnen ist 14 Uhr und damit schon ziemlich dunkel. Zieht man die Messgeräte mit dem Töff, geht das aber doch deutlich schneller als mit Ski, so wie ich mir dies gewohnt bin. So können wir bald zusammenpacken und rasen durch die Dunkelheit in die Zivilisation zurück.