DAV Winterbiwakkurs


Publiziert von kleopatra , 31. Januar 2014 um 15:39.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:18 Januar 2014
Ski Schwierigkeit: L
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW ins Stubaital

Schon lange wollte ich mal im Winter draußen im Schnee übernachten, aber bisher fehlten dazu immer die strapazierfähigen Tourenpartner bzw. auch das mulmige Gefühl man könne beim Bau der Behausungen etwas falsch machen. Dem wurde nun mit einem Schulungswochenende beim DAV ein Ende gesetzt.

Allein der Stapel an Ausrüstung am Vorabend ließ sich blicken, passte aber dann dank großteils Daune doch in einen 55l Rucksack. Vollbepackt standen dann 6 Mann und Frau am Start im Stubaital, wo wir aufgrund von Regen noch einen Einkehrschwung und Lagebesprechung einschoben. Dann ging es los, mal 3 Stunden durchs Gelände um ausreichend Höhe zu gewinnen und dem Regen zu entgehen und gleichzeitig noch einen geeigneten Biwakplatz zu finden. Auf einer recht windumtobten Ebene fanden wir diesen dann auch.

Sogleich wurden eifrig Lawinensonden und Schaufeln gezückt. Zuerst wollte unser Leiter eine Hauptbehausung in Form eines Panzerknackerbiwaks bauen. Gesagt und 5h später getan :o. Da hatten wir uns wohl etwas in der Dimension verschätzt.

Alles der Reihe nach. Zuerst wurden die Rucksäcke auf einen Berg gehäuft und mit Biwaksäcken abgedeckt. Darauf häuften wir nun Schnee, der immer wieder kompaktiert wurde. Ein Spass für den der drauf rumtrampelt, zum Heulen für alle die den mühsam aufgeschaufelten Schnee wieder runterrutschen sehen. Irgendwann war der Hügel dann so hoch wie die Enden der Lawinensonden, so ca. 3 Meter und es wurde mit dem Aushöhlen begonnen. Eine ziemlich enge und schweißtreibende Angelegenheit für den Frontwühler und eine nicht enden wollende Sysisphusarbeit für die nachgeschalteten 'Kettenschaufler'.

Da zwei Kettenschaufler ausreichend waren, begannen drei Mann mit dem Bau des zweiten Biwak, einem sogenannten Schachtbiwak. Wie der Name sagt, zuerst einen Schacht ausheben, dann Schi drüber und das ganz unten noch schön birnenförmig aushöhlen. Dieses Biwak wurde dann die Honeymoon-Suite getauft.

Nach einiger Zeit in der Rolle des Kettenschaufler wechselte ich den Frohtwühler ab und verbrachte ab da den restlichen Nachmittag in diesem Schneehaufen. Toll, wie man sich hier gestalterisch austoben kann. Nach einiger Zeit konnten wir zu zweit drin hocken, dann irgendwann stehen und irgendwann hatten wir Sitzbänke, Kochplatz, Schlafplatz für mindestens 4 Personen, einen komfortablen Eingang und Beleuchtungsnischen. Ein professionelles Iglu kann wohl auch nicht komfortabler sein.

Während wir zu zweit im Luxushotel wühlten, wurde draußen noch ein drittes Biwak nach der Technik des Luxushotels erbaut, nur um die Hälfte kleiner. Darin hätten auch nochmals 3 Mann Platz gehabt, wurde dann aber dem stärksten Schnarcher gerne überlassen.

Wie gesagt, nach 5h Arbeit streiften wir dann unsere nassen Kleider ab und begannen das verdiente Abendessen zu richten. Auch das sorgte nochmals für Unterhaltung, da sich das Luxushotel innert weniger Minuten (v.a. durch gewissen Benzinbrenner, die dem Antrieb eines Düsenjets glichen) in ein römisches Dampfbad verwandelte (+5°C). Naja, einmal gut durchlüften und wir reduzierten das ganze auf ein Hamam (+3°C). Nach ausreichend Geköchel und Schnapserl aus Halbliterflaschen (nicht dass er noch ausgeht!) noch einmal in den Schneesturm raus und ab in die Federn!

Nachdem wir leider ein Fenster in unserem Luxushotel vergessen hatten wurde am nächsten Morgen erst um 9:00 aufgestanden und ich war sehr froh, dass ich nicht als erste durch die Schneemauer am Eingang tauchen musste. Unglaublich, was in der Nacht an Schnee gefallen war und wir hatten drin überhaupt nichts davon mitbekommen. Nach einem gemütlichen Frühstück mussten wir die Kollegen im Schachtbiwak erst mal ausschaufeln.

Anschließend übten wir noch den Bau eines Notbiwaks. Gar nicht so einfach, wenn man nicht zur Rasse des kanadischen Snowfox zählt und gerne kopfüber im Schnee steckt. Nachdem wir dann noch immer nicht genug hatten, versuchten wir uns noch an einem Iglu. Dieses wurde dann aber mangels weiterer  Schneesägen, schlechter Schneequalität und leichten Problemen in der Grundfeste bei der zweiten Ziegelreihe abgebrochen. Naja, genug geschaufelt hatten wir ja auf jeden Fall und wir wollten doch noch bei Tageslicht im Tal sein.

So watschelten und schoben wir wieder zurück, wo wir am Schluss leider noch in den Regen kamen. So war dann endgültig alles nass.

Learnings:
- auch in einer Notsittuation lieber fürher als später mit dem Bau beginnen, es dauert!
- beim Bau des Schachtbiwaks bleibt man am trockensten, dafür zieht es in diesem wesentlich mehr
- die Hälfte Wäsche reicht auch, da drin geht die Temperatur kaum unter 0°C geht
- 3 Paar Wechselhandschuhe und Wechselunterwäsche mitnehmen
- Stirnlampe mit frischen Batterien mitnehmen  :o
- Dampfsperre in den Schuhen verwendet ... wer eine wirklich funtionierende Methode weiß, bitte melden, bei mir war erster Versuch mit Plastiksäcken nicht erfolgreich

Tourengänger: kleopatra


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Kommentare (8)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 31. Januar 2014 um 18:10
Hoi Kleo,

Genialer Bericht, stellte mir das Ganze beim Lesen gerade live vor :-) Sehr amüsant aber auch sehr lehrreich.

Bis bald,
Bombo

steindaube hat gesagt:
Gesendet am 1. Februar 2014 um 18:31
Tolle Sache und sehr anschaulich beschrieben! :-)

kleopatra hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Februar 2014 um 21:32
Dankeschön, vielleicht wird nächstes Jahr noch der Iglubau erlernt. Damit man dann wirklich für alles gerüstet ist.

obsi hat gesagt: Tough!
Gesendet am 1. Februar 2014 um 18:46
Die Bilder sehen mir eher nach einer Lawinenverschüttetensuchübung aus ;-)
Mit mir bitte NIE (!) biwaken, höchstens auf dem Balkon... lg und bis bald!

kleopatra hat gesagt: RE:Tough!
Gesendet am 1. Februar 2014 um 21:32
ja perfekt, dann beginnen wir doch mal am Balkon ;)

TeamMoomin hat gesagt: Scheint
Gesendet am 3. Februar 2014 um 23:12
ja eine gelungene Aktion gewesen zu sein, trotzdem bin ich immer noch der Meinung im Zelt ists schöner ;-)

Lg Oli und Moomin

kleopatra hat gesagt: RE:Scheint
Gesendet am 3. Februar 2014 um 23:22
hm, das müsste ich dann erst mal ausprobieren ... vom Himmel tropfts ja irgendwann in beiden Fällen ;)

TeamMoomin hat gesagt: RE:Scheint
Gesendet am 4. Februar 2014 um 23:01
Naja aber bei einem guten Zelt duaerts schon etwas länger, jedenfalls meine Erfahrung...


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