Via Bärenpfad gen Innerthal, zuvor Tierberg (mit Übernachtung auf Bockmattli)


Publiziert von Wanderer82 , 3. Dezember 2012 um 22:01.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:17 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Obersee - Hinter Ahornen - Tierberg - Bockmattli - Furgge - Schiberg - Hohfläschen - Almismatt (Bärenpfad) - Schwarzenegg - Gwürzwald - Innerthal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ab Näfels per Privatbus zum Obersee (Reservation nötig)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto ab Siebnen

Im Titel ist der Bärenpfad gerade anfangs genannt, da in Hikr über diesen nicht (mehr?) signalisierten Pfad wenig zu finden ist. Auch Fotos fehlen. Darum werde ich später genauer darauf eingehen. Einige Fotos dokumentieren die Situation.

Nun, der regnerische und eher kühle Juli verabschiedete sich langsam und das musste natürlich sofort für die erste Tour dieses Jahres genutzt werden. Auch meine Kollegin hatte frei und somit planten wir den 2-tägigen Ausflug. Der Uri Rotstock wurde leider vor Kurzem nochmal leicht eingeschneit, deshalb sollte es was anderes werden. So kam es, dass ich gerade dort meine Wandersaison startete, wo sie letztes Jahr aufgehört hatte: nämlich in der Bockmattli-Gegend, wo im Oktober 2011 auf dem Schneeschmelzi-Pfad leider schon zu viel Schnee lag und ich deshalb direkt zum Obersee absteigen musste. Dieses Versäumnis wollte ich nachholen und gleichzeitig den spannenden Tierberg-Grat und geheimnisvollen Bärenpfad entdecken.

Tags zuvor wurde der Privatbus organisiert (30 Franken pauschal bis 3 Personen). Dieser wartet auch schon geduldig am Bahnhof Näfels auf uns. Zügig und kurvig braust das Gefährt die gut 500 Höhenmeter hinauf zum Obersee. Wir marschieren auf der flachen, breiten Fahrstrasse, welche mehr oder weniger nah dem See entlang führt. Am Ende des Sees überquert man den Sulzbach um kurz darauf mit erneuter Überquerung bei der Stafelbrücke die Abzweigung nach Ahornen zu nehmen. Jetzt geht's etwas unangenehm steil einen immer noch breiten Waldweg hoch. Im Wald wird momentan ziemlich geholzt und gearbeitet, wovon grosse, herumstehende Maschinen zeugen. So ähnlich sah es auch letzten Oktober aus bei meinem Abstieg. In Ahornen sitzen gerade ein paar Leute vor dem Haus und wir kommen ins Gespräch. Freundlicherweise bemerkt einer der Männer, dass meine Begleiterin wohl vor mir oben sein wird und spielt damit wohl auf meine nicht ganz schlanke Linie an. Die Leute kennen sich aus und so geben sie z.B. bereitwillig eine fundierte Wetterprognose ab. Der Himmel sieht - noch - ansprechend aus, aber es wartet eine Übernachtung unter freiem Himmel auf uns und die Wetteraussichten waren eigentlich weniger gut als sich das Wetter präsentiert.

Wir gehen weiter, helfen beim nächsten Wegweiser einer Frau den Stöpsel aus einem Holzbrunnen zu ziehen, damit sie letzteren putzen kann und nehmen eine Stärkung zu uns, bevor wir den Tierberg erklimmen. Nun auf alpin markiertem, meist gut sichtbarem Pfad steigt man durch reiche Wiesen, streckenweise auch höheres Gesträuch und kleine Tannengrüppchen den (erst beim Zurückschauen) doch sehr steilen Grashang hoch. Für uns waren die angegebenen Zeiten übrigens deutlich zu tief angegeben. Wir benötigten bis zum Tierberg knapp 2 Stunden mit Pausen (angegeben 1h 20min). Kaum oben angekommen, nebelt es auch schon hübsch die Nordseite hoch. So können wir die Tiefblicke nur beschränkt geniessen. Vielleicht auch besser so, denn es geht rechter Hand sehr steil s'Loch abe. Hingegen kann ich T5-Bewertungen nicht nachvollziehen. Der Pfad ist fast immer deutlich zu sehen, man kann sich nicht verlaufen, auch ist der Grat nicht extrem schmal. Schwindelfrei sollte man aber schon sein, denn auch links ist der Wiesenhang zwar psychologisch harmloser, aber ebenfalls sehr steil. Ich verteile eine gute T4. Grundsätzlich empfehle ich, möglichst auf dem Grat zu gehen. Der Pfad führt manchmal leicht links davon durch, für meinen Geschmack eher weniger angenehm. Jedoch gerade bei den 1, 2 Stellen, wo der Grat für ein paar Meter sehr schmal und felsig wird, suche man den Pfad, der die Stellen umgeht, wenn man Mühe hat. Ich habe erst rückblickend gesehen, dass es manchmal Ausweichmöglichkeiten hat. Nach einem steileren Kurzabstieg trifft man auf die zweite, direktere Aufstiegsmöglichkeit zum Bockmattli von Ahornen, die den Tierberg-Grat umgeht, jedoch gerade im Abstieg sehr unangenehm zu begehen ist. Ab hier geht's nochmal hoch auf teils sehr schmalem, kleinwurzeligem Weglein durch die dazugehörenden Büsche (Achtung, es geht auch hier noch recht steil runter). Kurz vor dem Plateau unterhalb des Bockmattlis hilft ein (an anderen Orten wohl sinnvoller einzusetzendes) Seil die letzten Höhenmeter hoch. In der Zwischenzeit ist es später Abend geworden, der Nebel dichter, der Wind stärker und die Temperatur tiefer. Angesichts dieser Umstände verzichten wir für diesen Tag auf den Schlussaufstieg zum Bockmattli und steigen rasch runter zur grossflächigen, grasigen Ebene. Wir entdecken eine Mulde, die uns in der Nacht etwas vor der Kälte und dem Wind schützen sollte. Geplantes Nachtessen ist Polenta. Leider war der Gaskocher meiner Kollegin nicht auffindbar bei ihr zuhause, so wurde eben ein Fondue-Rechaud missbraucht. Also schnell das Wasser hinein und ... -  ja eben leider passiert nicht viel. Doch, es wird dunkel und noch kälter! Das Wasser hingegen will nicht sieden. Vielleicht klappt's ja trotzdem, deshalb geben wir guten Mutes trotzdem das Maisgriess hinzu. In der Zwischenzeit schlagen wir das Nachtlager auf. Kein Zelt, nur Iso-Matte und Schlafsack. Zum Glück hat meine Kollegin zwei Wolldecken dabei, so bin ich gerade an der Kältegrenze mit Kurzarm-T-Shirt, Fleecepullover und Schlafsack als Decke. Wir hatten kein Thermometer dabei, aber die Temperatur dürfte um 5° gewesen sein. Da die Sache mit der Polenta doch noch etwas dauern könnte, betten wir uns vorläufig schon mal zur Nachtruhe. Etwa eine Stunde später tauche ich mit grosser Vorfreude die Gabel ins Pfännlein und - oh weh - die Polenta ist noch immer körnig. Na gut, kann man auch so essen ;-) Wenigstens etwas im Magen. Dann rasch wieder unter die Decke und den Schlafsack. Schlafen kann ich immer schlecht draussen ohne Matratze und so liege ich auch diesmal die grösste Zeit der Nacht wach. Irgendwann gegen Morgen hin bemerke ich - sogar ohne Brille -, dass sich am Nachthimmel etwas verändert hat. Tatsächlich - sternenklar! In Erwartung einer morgendlichen Begrüssung durch die Sonne gehen auch die letzten Stunden vorbei und diesmal bleibt es nicht nur bei der Vorfreude. Schon um halb 8 wärmt die Sonne tüchtig, ein wunderschöner Tag bricht an, der für die nächtlichen Strapazen entschädigt (habe ich den Angriff einer Schnecke auf das Gesicht meiner Kollegin erwähnt?) ;-) Wir sind allerdings nicht die einzigen, die so früh beim Bockmattli sind. Der erste Berggänger von Richtung Innerthal lässt nicht lange auf sich warten. Wir tun es ihm gleich und folgen ihm in gut 10 Minuten auf den Gipfel des Bockmattli.

Auf dem gleichen Weg zurück und noch etwas weiter hinab steigen wir bis zum Einstieg zum Schneeschmelzipfad Richtung Furgge. Der Weg steigt wieder stark an und es gilt ein paar kleine Kraxeleinheiten auf rutschig-feutchem Untergrund zu bewältigen. Dann kommt die Hangquerung, wo letztes Jahr im Oktober wegen Schneefeldern für mich Schluss war. Rückblickend betrachtet sieht der Hang sehr steil, der Weg recht ausgesetzt aus. Die Schwierigkeiten bleiben aber im T4- -Bereich, der Weg ist ausgeprägt, nicht stark geneigt und auch die eine kurze Kraxeleinlage ist einfach. Auf der Furgge pausiert gerade ein junger Mann mit MP3-Player und ohne das Bedürfnis uns zu grüssen. Ein Leistungsguru, so scheint's.

In 10 Minuten soll man angeblich oben auf dem Schiberg stehen... ?? Also wir rechnen von nun an immer etwa Wegweiser mal Zwei in diesem Wandergebiet. Rot-weiss-rot, Rucksack deponiert, gut 100 Höhenmeter im steilen Gelände nach oben. Dafür entschädigen der fantastische Ausblick und das silberne Gipfel"kreuz", durch dessen ausgestanzte Sternmuster man z.B. den Grossen Mythen ins Visier nehmen kann. Im einfachen Abstieg zur Hohfläschenmatt beginnt mein Auge zu brennen und es gehen uns die Trinkvorräte aus. Zum Glück gibt es einen Brunnen neben der verlassenen Hütte. Leider ist dieses hier nur mit Vorbehalt geniessbar. Also schnell weiter zur nächsten Auffüllgelegenheit. Am Besten doch gleich die kleine Alphütte unterhalb Hohfläschen anpeilen, wo ich mal mit einem Kollegen eingekehrt war. Es handelt sich dabei nicht um die Hohfläschenhütte, sondern um die Alphütte bei Pt. 1450. Unterwegs dahin halten wir noch einen Schwatz mit einem uninformierten Pärchen, das einfach mal so drauflos gewandert ist und jetzt erst nach einem in Reichweite liegenden Gipfelziel Ausschau hält. Da müssen wir die Beiden leider enttäuschen, sind doch die Varianten entweder zu schwierig oder zu weit. Sie würden noch etwas weiter dem Weg folgen und dann wieder umkehren, sagen sie. Wir dursten uns weiter zielstrebig der Alphütte entgegen. Doch je näher wir kommen, desto deutlicher wird, dass die Leute ausgeflogen sind. Bei Pt. 1475 (Hohfläschen) keimt Hoffnung auf. Ein Haus, in dem getrunken wird. Leider nur privat. Dafür gibt's einen Brunnen, der nun frisches Wasser führt. Auf intensivstes Zureden meiner Kollegin, doch auch meine Flasche aufzufüllen, auch wenn ich pures Wasser meide, tue ich es ihr gleich. So schlecht schmeckt's gar nicht :-)

Kurze Mittagsrast - es ist ziemlich warm geworden. Der spannendste Teil liegt noch vor uns. Doch zuvor kann ich es nicht lassen, im Privathaus nach etwas Süssem zum Trinken zu fragen. Freundlicherweise erhalte ich einen kräftigen Gutsch Zitronensirup in meine Wasserflasche und schon ist der Nachmittag gerettet. Für die letzte Etappe, den Bärenpfad, behändige ich meine ausgedruckte Karte.

Der Einstieg, der nach rechts wegführt, ist relativ gut zu sehen. Ein breites Band Wiese führt in einer Linkskurve des Wanderwegs nach rechts weg, leicht ansteigend in einem Linksbogen in Richtung einer kleinen "Waldschneise". Man kann es nicht verfehlen. Etwa am obersten Punkt gilt es noch eine Holzabschrankung zu übersteigen. Danach geht's durch etwas höhere Vegetation, ein Weglein ist allerdings deutlich rausgemäht oder runtergetreten. Kurz darauf sieht man auch schon eine erste Markierung. Eine alte rot-weisse, die mit blau-weiss übermalt wurde, aber auch wieder verwittert ist. Und ab hier die grosse Überraschung: der Weg ist ab jetzt ziemlich durchgehend neu rot-weiss-rot markiert worden (ich habe in Hikr jedenfalls noch nichts von deutlichen Markierungen gelesen). Ab jetzt kann man den Weg bis kurz vor der Schwarzenegg kaum mehr verfehlen. Es hat zwar immer wieder Abschnitte, wo der Wegverlauf unklar ist, aber die Route ist meistens ziemlich zwingend und bald taucht auch wieder eine Markierung auf. Aber Eins ums Andere: Als Nächstes muss ein Dreifach-Stacheldraht beim Waldrand überstiegen werden (Markierungen von Weitem sichtbar, der Weg dahin weniger gut). Ab hier wird der Pfad schmaler, führt kurz durch den Wald und dann wieder auf die offene Wiese. Abwärts gerichtetes, langes Gras auf dem ziemlich steilen Hang macht das Gehen ungemütlich, man muss aufpassen. Die Markierungen etwas weiter weg geben Sicherheit. Es folgt eine kurze, steile Passage den Wald oder die Wiese (die Stelle ist am Waldrand) hinunter und zwar eher weglos. Markierungen wieder zahlreich, aber da ist ziemlich was in Bewegung an diesem Hang. Bäume und Erde stürz(t)en hier runter und rissen das knappe Weglein mancherorts mit sich. Man suche sich selber den besten Weg über und unter den quer liegenden Bäumen / Baumstämmen. Jetz heisst es nochmal allen Mut zusammennehmen, meine Kollegin "eilt" voraus. Einen sehr steilen Grashang gilt es zu queren. Ich zögere lange... Hier ist keine wirkliche Spur vorhanden, viel Vorsicht ist angesagt, denn es ist wirklich steil und man kann kaum gerade stehen in den hohen Gräsern (ich finde, das ist schon fast mehr als ein T4+). Auch Brennesseln können sehr reizvoll sein, wortwörtlich ;-) Wenn dies geschafft ist, sind die Schwierigkeiten grossteils vorüber. Über grobe Steine, Wiese und durch Wald findet der "Pfad" seine Fortsetzung. Der "grosse" Abstieg über die Felsstufe (auch viel Gras) ist sehr gut mit Drahtseilen ausgerüstet und machte keine Probleme. Man muss auch nirgends klettern. Nochmal ein etwas steilerer Grashang, dann findet man sich irgendwo im Wald und ohne weitere Markierungen wieder. Dank Karte und Höhenmesser wissen wir, dass noch etwas aufgestiegen werden muss. Hier ist einem der Weg freigestellt... rechts halten, es geht jetzt über Kuhweiden, etwas unangenehm, aber schon in Kürze sieht man die Schwarzenegg, wo an einem Hausfundament noch eine letzte (oder erste) blau-weisse Markierung prangt.

Wir sind froh, angekommen zu sein, denn der Weg hat uns mehr Zeit gekostet als geplant (2 3/4 Stunden - okay, wir waren recht langsam unterwegs). So wird es also wieder ein zügiger Abstieg durch den leider ziemlich ausgedünnten Gwürzwald (hatte ihn anders in Erinnerung), damit wir das letzte Postauto ohne Stress erreichen. Ich habe nämlich noch etwas vor. Einmal dem Gwürzwald entronnen, darf man sich die letzten Schritte noch auf geteertem Boden antun. Es zieht sich doch noch. Der kleinen Kirche von Innerthal statten wir einen Besuch ab. Vom letzten Jahr weiss ich, dass man auch hinauf auf die Empore kann. Und auch diesmal ist die Kirchenorgel zugänglich, der Schlüssel steckt. Also gibt's zur Feier des Tages noch ein kleines Ständchen von mir gespielt. Anschliessend im Restaurant noch was zum Abkühlen und Erfrischen.

Ziemlich müde lassen wir uns von Postauto und Eisenbahn der Heimat entgegen chauffieren.

Tourengänger: Wanderer82


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