Selvili Tepe / Kyparissóvouno 1024m


Publiziert von Sputnik Pro , 14. Mai 2012 um 20:19.

Region: Welt » Zypern » Nordzypern
Tour Datum: 3 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CY 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Zirka 16km (total)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lefkoşa mit Umsteigen in Girne mit Minibussen nach Lapta.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine am Berg. Als Augangspunkt empfiehlt sich Girne mit zahlreichen Pensionen und Hotels am Hafen und in der Altstadt.
Kartennummer:Топографическая карта I-36-31-A (1:50000)

MIT TURNSCHUHEN AUF DEN HÖCHSTEN BERG VON NORDZYPERN.

Nach einigen schönen Urlaubstagen im Griechisch sprechenden Südteil Zyperns wo wir den mit 1952m höchsten Inselberg Όλυμπος - Χιονίστρα (Ólympos - Chionístra) besuchten, wechselten wir nach Norden in die nur von der Türkei und Aserbaidschan als unabhängig anerkannten Türkischen Republik Nordzypern.

Wegen des bisher ungelösten Zypernkonflikt zeichnen sich für die Insel drei Möglichkeiten ab: Nordzypern vereinigt sich mit dem Süden wieder zu einer gemeinsamen Republik Zypern, Nordzypern wird vollständig von der Weltgemeinschaft als eigenständiger Staat anerkannt oder die de-Facto-Situation Nordzyperns mit einer Türkischen Schutzmacht bleibt noch über Jahrzehnte bestehen. Auf jeden Fall waren wir  froh, dass wir einige Urlaubstage im sehr schönen Nordzypern verbrachten. Der Aufstieg auf Nordzyperns höchsten Berg bot auch viel mehr Erlebnisse als der Ólympos. Wie der Status der Türkenrepublik in Zukunft auch sein wird, wir haben den höchsten Berg dort bestiegen!

Selvili Tepe / Κυπαρισσόβουνο:

Der 1024m hohe Selvili Tepe, auf Griechisch Κυπαρισσόβουνο (Kyparissóvouno), ist die höchste Erhebung Nordzyperns und vom Beşparmak-Gebirge. Auf Griechisch heisst das Gebirge Πενταδάκτυλος (Pentadáktylos) und die Deutsche Übersetzung beider Sprachen bedeutet "Fünf Finger". Das etwa 160km lange Beşparmak verläuft parallel der zyprischen Nordküste und ist nur maximal 8km breit. Das Gebirge besteht aus Kalk und entstand durch den Zusammenstoss der Afrikanischen und der Eurasischen Platte. Die Höhen der Gipfel nehmen von Westen nach Osten stark ab und der Beşparmak läuft im Osten sanft auf der Halbinsel Karpaz aus. In Westen steilt sich der Kamm dagegen direkt, leiglich über einige Vorgipfel, zum Selvili Tepe auf. Selvili Tepe heisst auf Deutsch Zypressenberg und so ist der Berg auch vollständig bewaldet. Im Gipfelbereich stehen vier Sendemasten zur Telekommunikation, zwei von ihnen direkt auf dem Gipfel. Der Gipfelbereich ist deshalb auch Sperrgebiet, aber scheint heutzutage kaum mehr überwacht zu werden. Mit dem Risiko verhaftet zu werden, kann man von einem Strässchen weglos und im Schutz des Bergwaldes, von Osten her den Gipfel erreichen.

Reisebericht Nordzypern:

TAGE 1-6 (27.4.-2.5.): Republik Zypern.

Siehe Reisebericht (Süd)-Zypern mit dem Besuch des 1952m hohen Ólympos - Chionístra: http://www.hikr.org/tour/post49683.html

TAG 6 (2.5.): Lefkoşa - Girne.

Wir überquerten die von UN-Truppen überwachte "Green-Line" in Zyperns Hauptstadt wo wir gleich auf der nordzyprischen Seite von der "Kuzey Kıbrıs Türk Cumhuriyeti" einen Stempel in den Pass bekamen. Wir durchwanderten den Nordteil von Lefkoşas Altstadt und gelangten nach hinter der Stadtmauer gleich zum Minibusstand nach Girne. Wenigen Minuten später sassen wir schon im fahrenden Bus der kaum eine Stunde bis Girne benötigt. Dabei überquert man das eindrückliche Beşparmak-Gebirge wo es von der Passhöhe steil hinunter nach Girne an Zyperns Nordküste geht. Im wunderbar am alten Hafen gelegenen White Pearl Hotel deponierten unser Reisematerial und gingen erst einmal etwas an der Hafenmeile essen. Das Restaurant "Canlı balık" ist trotz dem feinen Essen, aber kleinen Teller und einem unfreundlichen nicht zu empfehlenden. Als wir auf dem überdeckten Balkon sassen begann es stark zu regnen so wie wir es eigentlich im sonnigen Süden nie erwartet hätten! Nach der ersten kulinarischen Endtäuschung wollten wir ein im Internet empfohlenes Fischrestaurant ausprobieren. Die Wahl hatte sich gelohnt, denn dort gab's den Tagesfang Fisch und je nach Fang kommt immer etwas anders auf die Menükarte. Mit einem feinen Fisch im Bauch liessen wir den Abend am Hafen mit  nach Minze riechenden Wasserpfeiffe und einigen Bierchen ausklingen

TAG 7 (3.5.): Girne - Lapta - Selvili Tepe - Lapta - Girne.

Nach den eher gemütlichen letzten Tagen sollte es heute endlich wieder einmal etwas sportlicher werden da wir den kaum bekannten Selvili Tepe besteigen wollen. Sogar im Internet auf Türkisch findet man kaum brauchbare Informationen für den höchsten Nordzyprer. Auf einer Karte ist von Lapta her immerhin ein direkter Wanderweg bis zum Strässchen unterhalb des Gipfels eingezeichnet und man erkennt auf dem Satelitenbild einige Pfadspuren. So fuhren wir mit dem Minibus nach Lapta, deckten uns dort mit Essen und Trinken ein und wanderten bis ans obere Ende des Dorfes. Hier trafen wir auf 280m auf eine Infotafel mit abgebildeter Karte und Beschreibung der Natur vom Beşparmak trafen. Der direkte Weg war auf der Infotafel nicht beschrieben denn wir wollten nicht den langen Umweg nehmen den wir als gemütlichen Abstieg planten. So folgten wir einem unbefestigten Fahrsträsschen kurz nach Westen bis man bei genauem Hinsehen ein Saumpfad entdecke welcher direkt bergauf führt. Schon nach den ersten Meter erkannten wir rote Markierungen, also konnten wir nicht wirklich falsch unterwegs sein. In steilen, kurzen Kehren wanderten wir durch lichten Wald bergauf. Nach 150 Höhenmeter Aufstieg über den Bergweg standen wir unter einem Fels wo sich der Weg verzweigte. Wich machten eine kleine Pause und ich schaute mir die linke Variante an. Dort erkannte ich weiter oben wieder eine Markierung und so stiegen wir nach der Trinkpause weiter durch den Zypressenwald. Wir trafen aber bald auf einen Geröllhang wo sich der Weg verlor. Da wir keinen Weg mehr fanden stiegen wir über die Geröllhalde und später durch steilen Wald zur grossen Felsbarriere auf. Hier erkannte ich dass man die Felsstufe nach rechts über einen rampenartigen Aufschwung überwinden kann.  Oberhalb der Rampe standen wir an einem steilen Aufschwung mit mit zahlreichen felsigen Stufen. Für André war es das erste Mal, dass er sich in weglosem, alpinem Gelände bewegt. Er meisterte die Kraxelei bestens, denn er war so schlau die Wanderschuhe mit in Urlaub zu nehmen. Ich war dagegen mit Turnschuhen unterwegs die zwar auf trockenem Fels guten Halt boten doch an feuchten Stellen rutschte ich schon im Gelände herum. So kam es wie es kommen musste und ich purzelte bei einem Tritt ins Moos etwa 1½ Meter herunter und landete unsanft auf einer Steinplatte. Mit etwas mehr Vorsicht und einem Zwicken am Oberschenkel wegen der harten Landung stiegen wir weiter wo sich nun das Gelände auf 700m Höhe zurücklegte. Hier erkannten wir das Fahrsträsschen das nördlich des Gipfels den Selvili Tepe passiert. Das Strässchen erreichten wir vor einer Kehre auf 840m wo wir kurz rasteten. Die anspruchsvolleren Stellen am Berg hatten wir hinter uns und André war froh, nun nicht mehr herumkraxeln zu müssen. Gespannt wanderten wir dem Strässchen entlang nach Osten bis zu einer Abzweigung von der ein Asphaltweg auf den Gipfel führen würde. Da aber der Gipfelbereich Sperrgebiet ist, worauf man an bei der Abzweigung sogar deutschsprachig auf einem Schild hingewiesen wird, spazierten wir dem verbotenen Asphaltweg nur kurz zwei Kehren entlang. Im Schutz von Nadelbäumen getarnt schlichen wir uns die obersten 60 Höhenmeter weglos von der Ostseite zum Gipfel. Dabei wurden wir von einem grossen Militärhelikopter überrascht der in geringer Höhe entlang des Beşparmak-Kammes flog. Um nicht gerade entdeckt zu werden, versteckten wir uns knapp unterhalb des Gipfels unter einer Aleppo-Kiefer. Als die Luft wieder rein war stürmten wir Leise auf den Gipfel gleich neben einer der mächtigen Funkantennen. Nach einigen Fotos stiegen wir gleich wieder ab und konnten uns ausserhalb der Sperrzone bei der Abzweigung die Hände nach der gelungenen Besteigung à la James Bond schütteln. Nun wollten wir über den offiziellen, aber langen Weg zurück nach Lapta wandern. Schon bald kam jedoch ein Kleinlastwagen eines Bauern vorbei der uns einige Kilometer weit mitnahm. So mussten wir nicht auf der Teerstrasse laufen und er fuhr sogar knapp einen Kilometer die holprige Naturstrasse hinunter welche direkt am Ausgangspunkt bei der Infotafel endet. Der Rückweg war landschaftlich sehr schön doch er zog sich in die Länge. Zum Schluss verliefen wir uns noch in Lapta. Als uns ein Bus in der Nähe der Küstenstrasse nach Girne auflas, hatten wir sicher nochmals zwei Extrakilometer zurück gelegt. In Girne genossen wir erstmals ein verdientes Bier am Hafen und liessen den erfolgreichen Tag am Abend bei einem feinen Essen ausklingen.

TAG 8 (4.5.): Girne - Lefkoşa.

Langsam neigte sich unser schöner Urlaub den Ende zu. Wir fuhren von der Küste mit dem Minibus zurück nach Lefkoşa und deponierten unser Gepäck im Hotel. An Nachmittag schauten wir uns den türkischen Teil der Zyprischen Hauptstadt an wo ein feines Essen im Büyük Han nicht fehlen durfte. Nach dem Essen und einer kleinen Shoppingtour erlebten wir am Abend von der Dachterrasse des Hotels einen prächtigen Sonnenuntergang.

TAG 9 (5.5): Lefkoşa - İstanbul - Zürich.

Der letzte Tag war auch der langweiligste denn der Heimflug verzögerte zuerst am nordzyprischen Flughafen Ercan da die Maschine zu spät aus der Türkei kam. In İstanbul mussten wir später nochmals lange warten da auch das Flugzeug nach Basel mit über einer Stunde Verspätung abhob. Nun ist der Zypernurlaub Geschichte und ich kann beginnen, meinen nächsten Landeshöhepunkt in Slowenien zu planen ...

Tourengänger: Sputnik, solnishko


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt: politisch ein Desaster ...
Gesendet am 14. Mai 2012 um 20:38
landschaftlich, touren- und erlebnismässig ein Highlight - gratuliere!
Ich beneide dich schon ein wenig, Andi - umso mehr, als ich doch vor kurzer Zeit noch in der (relativen) Nähe auch gute, ausserordentliche Erlebnisse geniessen konnte.

lg Felix

Sputnik Pro hat gesagt: Zypern
Gesendet am 14. Mai 2012 um 21:45
Salü Felix,

Danke dir! Die Tour hätte dir und Ursula auch gefallen. Die Natur ist im Beşparmak und im Tróodos einmalig und man könnte noch unzählige kleinere und kaum begangene Gipfelchen besuchen. Neben den Bergen lohnt sich eine Reise nach Zypern auch wegen der mediterranen Flora, dem Essen und den archäologischen Stätten.

LG, Andi


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