Solotour auf die Iztaccihuatl (5.256m)


Publiziert von PicoIzta , 3. Mai 2012 um 22:57.

Region: Welt » Mexiko
Tour Datum: 2 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Zeitbedarf: 2 Tage 9:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:Artista del Sol (Aufstieg), Glaciar Ayoloco (Abstieg)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Puebla - San Nicolas de los Ranchos - Paso de Cortés - La Joya
Unterkunftmöglichkeiten:Grupo de los Cien, Ayoloco

Schon zwei Mal zuvor war ich an diesem Berg gescheitert. Einmal bekam mir die Höhe nicht und wir mussten auf dem Gletscher umkehren, das andere Mal sah man vor Nebel die Hand vor Augen nicht und wir mussten bei der Hütte Grupo de los Cien abwarten, bis wir wieder heil hinabsteigen konnten.

Das letzte Mal war eine Woche vor dem jetzigen Versuch und ich hoffte daher, noch gut akklimatisiert zu sein, was zu meinem Erstaunen auch der Fall war.

Am 01.03.2012 machte ich mich also abends von Puebla (ca. 2200 m) aus auf zum Paso de Cortes (ca. 3700 m). Die Strecke von ca. 50 km legt man in gut 1 1/2 Stunden zurück. Aufgrund der "Straßenverhältnisse" (unbefestigte Straßen mit vielen Schlaglöchtern) ist ein Jeep oder Geländewagen zu empfehlen. Ich hatte einen Chevrolet Suburban und mit diesem keinerlei Probleme. Man sieht auch immer wieder normale Kfz zum Paso de Cortes fahren, aber das ist nur zu empfehlen, wenn einem der Unterboden des Fahrzeuges egal ist.

Um mit dem Kfz zum Parkplatz bei La Joya zu gelangen, muss man sich bei der Nationalparkverwaltung auf dem Paso de Cortes anmelden http://iztapopo.conanp.gob.mx/acceso.php. Die Wegschranke wird nach der Registrierung (in der Regel möglich von 7-20 Uhr) geöffnet. Die weiteren 10 km legt man in ca. 30 min. zurück, wobei die Straße nicht besser wird.

Gegen 19 Uhr kam ich pünktlich zum Sonnenuntergang bei La Joya, einer kleinen Holzhütte auf 3800 m an. 

Um 4.15 Uhr am darauf folgenden Tag begann ich den Anstieg über die Route Artista del Sol. Gegen 5 Uhr erreichte ich den ersten Sattel, 30 min später  den zweiten Sattel in noch schneefreiem, aber gefrorenen Gehgelände. Nun begann die erste heikle Passage - die Querung der ersten gefrorenen Schneefelder unterhalb der Felswand, welche zu den "Pies" (Füßen) gehört. Steinschlag war aufgrund der noch kalten Witterung keiner zu befürchten. Dies ist ab der Mittagszeit aber anders.

Vom dritten bis zum vierten Sattel war der Weg schnee- und eisfrei. Dort konnte ich den wunderschönen Sonnenaufgang über Puebla genießen, mit Blick auf La Malinche (4500 m) und Pico de Orizaba (5700 m), welche ich schon im Jahr zuvor erklommen hatte. Gegen 6.45 Uhr erreichte ich die Hütte Grupo de los Cien auf ca. 4780 Metern. Bis dato machte mir die Höhe keine Schwierigkeiten, da ich 2 Wochen zuvor schon auf La Malinche (3100 m), bei La Joya (3800) und auf eben dieser Hütte (4780 m) übernachtet hatte. 

Ab der Hütte steigt der Weg immer steiler werdend zum ersten Gipfel "Las Rodillas" (Die Knie) an. Der Anstieg im langsam weicher werdenden Schneefeld war mehr und mehr mühsam. Ich hielt mich rechts in der Flanke. Auf dem Sattel angelangt beginnt die Kletterei im unteren II. Grad. Links der deutlich sichtbaren Rinne, welche sich rechts des Sattels befindet, kletterte ich wenige Meter zu einem gut sichtbaren Kreuz. Von dort aus hielt ich mich leicht links und erreichte über kleinere Schneefelder und Felsstufen "Las Rodillas" (5050 m) gegen 7.40 Uhr. Inzwischen raubte die Höhe den Sauerstoff und jeder Meter Höhe wurde ein mühsamer Kraftakt. Nach einer ausgiebigen Pause machte ich mich gegen 8 Uhr auf den Weg zum Hauptgpipfel "El Pecho" (Die Brust). 
Direkt von Las Rodillas aus steigt man Richtung Nord-West über eine Felsstufe (die auch links umgangen werden kann) hinunter auf den Grat. Der Weg querte gut sichtbar weiter durch die inzwischen sonnendurchflutete Süd-Ost-Flanke des Kraters hinauf auf den nächsten Sattel. Von dort aus auf dem Grat geht der Weg wieder ca. 100 hM hinauf, bevor man durch die Nord-Ost-Flanke zum  Ayolocogletscher "La Panza" (Der Bauch) hinabsteigt (ca. 150 hM). 
Ich querte den flachen spaltenlosen Gletscher Richtung Nord-Ost und erreichte den Grat zum Vorgipfel. Nun wieder eisfrei ging es durch Geröll in einfachem Gehgelände den Grat hinauf (ca. 300 hM). Die Höhe machte sich immer mehr bemerkbar, so dass die Gehgeschwindigkeit deutlich nachließ und die Lunge brannte. Zwei kurze Steilstufen waren zu überwinden, welche den Puls auf gefühlte 220 hinaufschraubten und den letzten Sauerstoff aus den Lungen raubten. Kurz darauf erreichte ich den schneebedeckten Vorgipfel. Von dort aus ging ich ca. 50 hM hinab Richtung Nord-West auf den Gipfelgletscher und über diesen in derselben Richtung ca. 100 hM hinauf zu "El Pecho", welchen ich gegen 9.45 Uhr erreichte.

Im Abstieg wählte ich den Weg über den Ayolocogletscher, da dieser Weg direkter ist und keine Gegenanstiege hat. Wo man in den Gletscher einsteigt ist relativ egal. Ich wählte die erste und nördlichste Möglichkeit, direkt nach dem Abstieg vom Vorgipfel. Recht schnell kommt am Ende des Gletschers, auf einer Moräne, die Ayoloco-Hütte in Sicht. Ich stieg nicht zur Hütte ab, sondern querte weiter oben den Gletscher und stieg über Geröllfelder, immer links am Hang haltend, weiter ab. Der Weg ist spärlich durch Steinmänner gekennzeichnet. Über Moränen geht es weiter hinab, wobei der Weg immer quer zum Hang Richtung Süden verläuft. Unterhalb einer Felswand steigt man den Hang weiter durch ein  Geröllfeld hinab und gelangt in ein Tal, welches sanft Richtung Süd-West ausläuft. Nun kam der schwierigste Teil des Abstiegs, die Passage durch die Felswand, welche Richtung La Joya hinabfällt, auch "Boca del Tiburon" (Haifischmaul) genannt. Nachdem ich eine halbe Stunde im mittleren Teil eine Passage gesucht hatte und immer wieder an senkrecht und überhängenden Felsen scheiterte, stieg ich weiter hinauf und fand im oberen Teil der Wand eine Querungsmöglichkeit und von dort den Abstieg. Die Querung ist extrem ausgesetzt und nur auf einem schmalen Streifen begehbar.
Schließlich gelangte ich völlig ausgepumpt am Fuß der Wand an und machte mich durch mannshohe Disteln und Büsche auf den Weg ins Tal und von dort aus zum letzten Anstieg (ca. 200 hM) hinauf zu La Joya.
Gegen 13.15 Uhr erreichte ich den Parkplatz und erfreute mich an einer Dose Cola, die ich im Chevi vergessen hatte.

Als Fazit kann ich den Abstieg über den Ayolocogletscher nur eingeschränkt empfehlen. Die Wegfindung ist nicht einfach, die Suche nach der Passage durch die Felswand ist heikel und der Abstieg ins Tal und der Gegenanstieg zu La Joya sehr mühsam. 

Die Route Artista del Sol ist wesentlich schöner und abwechslungsreicher, Wegfindung einfacher.

Das nächste Mal werde ich eventuell den Aufstieg über die Ayoloco-Route versuchen und über Artista del Sol absteigen.

Insgesamt ist die Izta (von den Mexikanern teilweise "La Volcana" - die Vulkanin genannt) ein sehr schöner Berg, schöner noch und vor allem abwechslungsreicher als der Pico de Orizaba wie ich finde, wenn auch nicht so hoch.
Wer in Mexiko ist sollte sich diese Tour jedenfalls nicht entgehen lassen.

Ich werde den Bericht bei Gelegenheit weiter überarbeiten und Fotos für die Wegfindung einarbeiten.

Tourengänger: PicoIzta



Kommentare (4)


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MicheleK hat gesagt: cool
Gesendet am 3. Mai 2012 um 23:54
congrats und muchas gracias fuer die beschreibung. ich freue mich schon auf die bilder.
ich hab vulkane in mexico schon lange auf der liste...

gute touren,
michele

simba hat gesagt: Was lange währt...
Gesendet am 4. Mai 2012 um 07:43
...wird endlich gut! Schöner Bericht. Freu mich auch auf die Fotos!
Gruß
Si

kaufmann1 hat gesagt: Super schöner Treck
Gesendet am 7. Februar 2014 um 11:41
Hallo

Ich habe es auch erst im 3. Anlauf geschafft. Das erste Mal bin ich auch an der zu dünnen Luft gescheitert. Das 2. Mal nach gründlichem Akklimatisieren hat es mich Schneefall zum Umkehren gezwungen.

Im Januar 2014 hat es endlich geklappt. Die Luft war wirklich sehr dünn. Der Weg von Vorgipfel zu Vorgipfel den du sehr schön beschrieben hast ist wirklich anstrengend und zeitraubend. Jeder neue Sattel kostet viel Kraft.

Super schöner, präziser und ausführlicher Bericht. Finde ich toll.

Peter

mm1001 hat gesagt: RE:Super schöner Treck
Gesendet am 3. Februar 2015 um 14:06
Hallo Peter,
wo und wie lange habt Ihr Euch auf die Höhe eingestellt?
Ich gedenke die Tour diesen Sommer zu machen.
VG
Martin


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