Bojin Kuk (1110m), Velebit


Publiziert von Tef , 26. April 2011 um 21:49.

Region: Welt » Kroatien
Tour Datum:17 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: HR 
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Starigrad Richtung Karlobag, unmittlebar nach dem Ortsschild (bis hier auch Bus von Starigrad) Milovici rechts ab auf kleiner Teerstraße bis zum Ort. P vorm Ort bei der Mülltonne
Kartennummer:Paklenica planinarska karta 1:25000 Astroida Verlag

Kroatien bietet eine unglaubliche Vielfalt an Gebirgsgruppen, von von Bären bevölkerten dicht bewaldeten bis zu wüstenhaften, kargen Bergen ist alles geboten.
Das Velebitgebirge erstreckt sich entlang der Küste - in etwa von Rijeka bis Zadar. Der Norden und das Hinterland sind mehr bewaldet, der der Küste zugewandte Teil ist mehr von Macchia und Laubbäumen bestanden. Dazwischen ragen immer wieder teils spektakuläre Karstfelsen heraus, umgeben von fruchtbaren Dolinen. Jetzt Ende April sieht man viele Blumen und frisches helles Grün, welches mit den weißen Karstfelsen sehr schön kontrastiert.


Wir haben uns in Starigrad einquartiert, wo sich auch der bekannteste Teil des Velebit befindet, der Paklenica Nationalpark mit seinen beiden beeindruckenden Schluchten Velika (=Großen) und Mala (=Kleinen) Paklenica. Die große ist touristisch voll erschlossen und hier konzentrieren sich  90% der Besucher (viele davon Kletterer, die hier unzählige Kletterrouten vorfinden). 9.9% schauen noch in die kleine, 0.1% besuchen den Rest.
D.h. wer einsame Touren (tagelang trifft man keine Menschenseele) in wilder, ursprünglicher, ja faszinierender Landschaft mag, wird hier zur Genüge fündig. Man braucht etwas Routengespür, meist auch Kondition, darf keine Berührungsängste mit Gebüsch und Macchia haben und muß immer mit Schlangen auf dem Weg rechnen. Wenn man sich darauf einläßt, wird jede Tour zu einem nachhaltigem Erlebnis.


Noch einige Hinweise:
- die Velika Paklenica kostet Eintritt (40 Kuna, April 2011), die Mala ab Mai auch. Alle anderen Wege (und der Austritt) ins Velebit kosten nichts.
- Starigrad ist von der Lage her natürlich die beste Wahl, aber als Ort eine Enttäuschung. Es ist nämlich ein zusammengewürfelter Haufen von Häusern, ohne richtigen Kern oder gar Hafen. Freunde des romantischen Hafenortes sind hier also fehl am Platz.
- Es gibt eine neue sehr brauchbare Wanderkarte (wir haben sie oft gebraucht und sie hat uns sehr geholfen): Paklenica planinarska karta 1:25000 Astroida Verlag. Der Bereich geht von Stap im Norden bis nach Modric in Süden.
- Es gibt dreierlei Wege:
rote Linien - markierte, meist gut erkennbare Wanderwege;
rot gestrichelte Linien - aufgelassene Wege, die mal markiert waren. Meist sind die Markierungen noch zu sehen, doch oft sind die Pfade verwachsen und besonders in Dolinen nicht mehr erkennbar;
schwarz gestrichelte Linien - nur selten erkennbare, unmarkierte Pfade, geht oft mitten durchs Gemüse.
- Minen: bleibt man auf markierten Wegen (rote Linien), ist man sicher. In der Karte (siehe oben) sind potentielle Minengebiete eingezeichnet. Hier würde ich keinen Schritt abseits des Weges wagen. Aber keine Panikmache, die meisten Gebiete sind "clean
"

Unsere heutige Tour entpuppte sich gleich als phantastische 5*-Tour: tolle Landschaften, schöne Karstfelsen mit leichter Kletterei, viel Aussicht, Blumen überall, ein romantisch wirkendes, verfallenes Dorf und eine Prise Abenteuer bei der Wegfindung.
Sie startet im Weiler Milovici (90m) etwas nordwestlich von Starigrad die küste hoch, führt hinauf ins wilde Karstgebirge der Bojinac-gruppe mit Überschreitung des höchsten Gipfels, dann geht es teils weglos hinab in die Doline Veliki Rujno, ehe es auf verwachsenen Pfaden auf der Südseite wieder zurück zum Ausgangspunkt geht.
Wir gehen die rechte Straße zwischen den paar Häusern hindurch und erreichen bald einen alten Maultierpfad. Diesen Steintreppenpfad geht es nun zügig nach oben, hinten grüßt das Meer und die kahle Insel Pag. Karstgelände, aber auch viele grüne Büsche prägen das Bild, ein Querweg wird ignoriert. Als sich der weg in zwei Teile aufspaltete, nahmen wir den rechten, jedoch wäre es egal gewesen, da beide später wieder zusammenkommen. Der Weg führt nun mehr nach rechts, das Gelände wird karstiger und bald darauf erreichen wir einen kleinen Sattel, wo eine Marienstatue steht.
Dahinter geht es kurz abwärts und danach durch eine nun wilde Karstlandschaft mit zum Teil großen Steinblöcken aufwärts, bis wir plötzlich eine Ebene betreten. Es ist die Doline Veliki Vaganc. Wir kommen zu einer Wegekreuzung und wenden uns nach links an einer niedrigen Steinmauer entlang. Überall blühen hier die Narzissen, doch sonst ist es nicht mehr so üppig grün wie bisher. So geht es nun in nordwestlicher Richtung über die schütter bewachsene Doline aufwärts auf mächtige Felsgestalten zu.
Bei einem kleinem Flachstück führt nach links ein kleiner Pfad ab, der sich durchaus lohnt. Er führt zum Prag genannten Aussichtspunkt: zwischen wilden Felsen hindurch erreicht man einen Felsriegel, von dem man schön hinab zur Küste sieht.
Wieder zurück am Weg, geht es rechts an einer Felswand vorbei zu einem Sattel mit grandioser Aussicht: vor einem liegt eine tiefe Wiesendoline mit markantem Felsfinger Jagin Kuk in der Mitte, dahinter erhebt sich das Felsmassiv des Bojin Kuk. Wir steigen in die Doline ab, durchqueren sie, und gewinnen auf der anderen Seite wieder an Höhe, bis wir zu einer Verzweigung kommen. Rechts geht es hinab in die Veliko Rujno, wir gehen links weiter und kommen bald wieder zu einer Verzweigung.
Rechts geht es zu einer Höhle unterhalb der Felsen des Bojin Kuk, nach links geht es kurz abwärts und dann über faszinierende Karstplatten mit skurrilen Rillen und Löchern bergwärts zu einem Sattel unterhalb der Südwand des Bojin Kuk. Es lohnt, kurz nach links zu einem kleinen Vorgipfel (Kotao, 1009m) aufzusteigen, denn man hat von hier einen tollen Tiefblick zur Küste und zum Meer.
Danach steigen wir wieder zum Sattel ab und folgen der Markierung durch die Südwand. Sie ist teilweise versichert und bei Trockenheit findet man auf den schrägen Platten guten Halt, bei Nässe wird es hier jedoch sehr schnell gefährlich. Nachdem es etwas ausgesetzt um ein Eck ging, kommt man wieder in einfacheres Gelände und problemlos erreicht man den höchsten Punkt des Bojin Kuk.
Der Rundumblick ist wunderschön: neben dem Velebitgipfeln blickt man über die Inseln des Mittelmeeres weit hinaus.
Nach der Pause steigen wir über die einfachere, aber nicht minder schöne Nordwestseite, eine Rinne nutzend, ab in eine wilde Karstlandschaft. Der Weg führt nun über Spalten oder auf messerscharfen Rippen in eine locker mit Bäumen bestandene Doline Veliki Dolac hinab.
Hier treffen wir auf den Pfad, der vom Sattel der Südseite herab führt. Doch dort wollen wir nicht hin und folgen anstatt dessen dem Pfad nach Norden, der aus der Doline heraus auf einen weiteren Sattel führt. Von hier blickt man hinab auf die Veliko Rujno und dem Hauptkamm des Velebit dahinter.
Der Pfad führt nun teils über Schotter steil nach Nordosten hinab und dreht dann nach Osten ein, um wieder zur Höhle auf der Ostseite des Bojin Kuk zurück zu führen. Doch wir verlassen etwa in der Höhe, wo der Pfad wieder zusteigen beginnt den Weg und steigen gerade hinab (in der Karte rot gestrichelt) und erreichen so eine Senke, Liskovi dolac. I
n der Karte ist durch dieses Tal nach Westen schwarz gestrichelt ein Pfad eingezeichnet, der dann später nach Norden abdreht und ins Veliko Rujno hinabführt. Diesem folgen wir, nun ja, zumindest dem, was wir für einen Pfad halten. Geht zunächst ganz gut, doch später ist nichts mehr zu erkennen und das Gelände ziemlich zugewachsen. Wir sind schon dabei, wieder umzudrehen, als es wieder besser wird und wir sogar in freies Gelände kommen. Von einem Felsgupf können wir den Weiterweg zu einem kleinen Haus im äußersten Südwesteck des Veliko Rujno gut einsehen.
So steigen wir über Karstrippen ab, zuletzt muß man einen tiefen Einschnitt auf einem gut sichtbaren Pfad rechts umgehen dann erreicht man das von Narzissenwiesen umgebene Haus. Hier führt ein markierter Pfad nun nach Südwesten rechts an einem kleinen Hügel vorbei.
Es heißt aber aufpassen, da sich der Weg verzweigt. Wir müssen den schwächer ausgeprägten linken Ast nehmen.
Der Pfad dreht nun nach Südosten ein und man verliert nun stetig an Höhe. Die Landschaft ist wild und ursprünglich, der Weg oft zugewachsen.
Etwas überraschend erreicht man plötzlich das verlassene Dorf Mali Ledenik (245m). Manche Häuser sind bereits eingestürzt oder überwachsen. Der Pfad führt in südlicher Richtung hindurch und folgt kurz einem etwas breiteren Karrenweg. Doch bald zweigt nach links unser markierte Pfad ab. Durch mit Büschen bestanden Karstlandschaft mit tollem Blick auf die Küste geht es hinab zum noch kleinen Dorf Cavici. Hier geht es nach links hinüber zu unserem Ausgangspunkt

Tourengänger: Tef


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