Es wird immer wieder und ich glaube zu Recht diskutiert, ob Hochtouren im Alleingang sicherheitstechnisch zu verantworten sind oder nicht. Ich denke, auf diese Frage gibt es keine endgültige Antwort, es hängt immer von der Person (Wissen und Erfahrung), der Ausrüstung und vor allem den konkreten spezifischen Bedingungen am betreffenden Berg ab, ob ein Alleingang zu verantworten ist.....
Mit solchen Gedanken im Hinterkopf fuhr ich also mit der ersten Bahn zur Station "Mittel Allalin" - über meine Erfahrungen und Ausrüstung wusste ich bescheid, die Bedingungen (Wetter, Schnee, Spaltenzonen, eventuelle Aufstiegsspuren) sind ganz konkret erst am Berg sichtbar.
Und was soll ich sagen - gelohnt hat es sich in jedem Fall. Abweichend vom eigentlichen Normalweg, welcher erst nach rechts auf den Gletscher und dann über einige wirklich große Spalten gerade nach oben zum Feejoch führt (den hätte ich vermutlich angesichts der Spalten im nicht angeseilten Zustand nicht genommen), gab es eine schon oft benutzte "Trasse" (in diesen Tagen offensichtlich der neue "Normalweg"), welche direkt unterhalt der Allalinhorn-Flanke (also links am Berg) oberhalb des weithin sichtbaren Gletscherabbruches auf direktem Weg zum Feejoch führt. Die einzige Schwierigkeit hier ist die Querung des steilen Firnfeldes direkt über dem Gletscherabbruch (ca 45°) - meist ist der Weg aber hier wohl schon von vielen Füssen gespurt und daher recht wenig heikel......
Am Feejoch angekommen ging es noch mäßig steil in Serpentinen zum Schnee-Gipfelgrat und dann war`s geschafft - und da ich mich zum Glück etwas beeilt hatte, waren wir anfangs auch nur mit 5 Personen auf dem Gipfel - Gelegenheit also, sich an der strahlenden Sonne zu wärmen, den Blick schweifen zu lassen und die Wunder der Bergwelt in Ruhe zu genießen - das Allalinhorn bietet einen phantastischen Ausblick auf die Walliser Bergwelt - nur der Blick in Richtung Saas Fee ist aufgrund des zerschundenenen Berghanges (Skipisten und Lifte allerorten) recht unschön....
Bei Ankunft der ersten größeren Gruppe (eng wurde es plötzlich am Gipfel) räumte ich das Feld und begann den Abstieg auf dem gleichen Weg, auf dem mir nun recht viele meist von Bergführern geführten Gruppen begegneten - wobei ich mir beim Betrachten mancher zahlenden Gäste schon die Frage stellte, ob man aus finanziellen Gründen denn nun wirklich jede Person, welche dies wünscht, auf einen 4000er bringen muss...
Zum Thema Gletscherspalten am Allalin: Auf dem eigentlichen Normalweg unangeseilt eventuell eine durchaus nicht ungefährliche Angelegenheit - auf dem von mir beschriebenen anderen Weg waren nur sehr wenige komplett mit festem Schnee verfüllte Spalten sichtbar (also mit Erfahrung und entsprechender Ausrüstung solo machbar, denke ich...). Auffallend war jedoch, dass alle Seilschaften den ganzen Weg (auch das steile Stück) komplett angeseilt gingen - bezüglich eventuell möglicher Mitreissunfälle beim Abrutschen/Stürzen auch nicht ungefährlich.
Und zum Schluss noch einkleiner Tipp: Gehen an einem Wochentag und sehr frühes Losgehen (und schnelles Vorankommen) kann das oft beschriebene Gefühl des "Massenbergsteigens" verhindern und einige sehr ruhig-besinnliche Gipfelminuten ermöglichen.
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