Transsibiria - leider nicht geschafft


Publiziert von Janine , 20. Mai 2009 um 23:03.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:17 Mai 2009
Klettern Schwierigkeit: 6a (Französische Skala)
Aufstieg: 180 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ab Brienz Richtung Brünig - Hohfluh. Fahren bis zum Brunnen auf der linken Seite - parkieren rechts bei dem Gebäude. gem. Plaisir/von Känel.

Ich berichte heute von einer nicht geglückten Klettertour in der Region Oberhasli/Meiringen.

Ziemlich spät steigen wir am Sonntag in die Mehrseillänge der Transsibiria/Tschorrenfluh ein. Schon lange wollte ich mal hier hin...schon nur der Aussicht wegen.

Meine Einschätzung des Felsens und mein Bauchgefühl sagen mir: das wird schwierig. Gleich beim Einstieg geht es steil los, und der Fels drückt ...und das von Anfang an.
Zwei andere Kletterer bestätigen mir, dass vorallem die 1. und 3. Seillänge durchgehend happig und knifflig seien.
Dazu kommt, dass seit unserer Ankunft beim Einstieg, schon ein par Mal Steine runtergedonnert sind - von  vorgehenden Seilschaften. Ich fühle mich bereits unwohl hier.

Angelo steigt vor, und sucht nach geeigneten Griffen, schreit ein par Mal "häb mau" zu mir runter...und dann weiss ich schon bestens, was los ist. Mir graut es schon vom  Zuschauen. Was da wohl auf mich zukommt?

Ich steige nach, und muss schon ab dem ersten Meter alles an Kraft in meine Finger und Arme geben. Die Griffe sind abschüssig, schwer zu halten - ich verliere extrem viel Kraft - weil ich die Beine ebenso schlecht belasten kann. Ich schummle wo es geht, und will einfach weg von diesen kräfteraubenden Positionen, und vorallem muss ich doppelt aufpassen, dass die konstant murksenden Bewegungen sich nicht auch noch in den Rücken ausschlagen.
Mindestens 5  x  muss ich ins Seil hängen, ich kann einfach nicht mehr! Meine Arme sind total verhärtet, und es fällt mir schwer bis beinahe unmöglich - die weiteren kniffligen Griffe mit Druck zu belasten. Was ist denn heute los?
Irgendwie würge ich mich den Fels hoch, dazu bläst der Föhn immer stärker um meinen Kopf - und ich stelle Meter für Meter fest: bei mir geht heute einfach gar nichts!  Und dann höre ich wieder Steine knallen...die Abseilereien von oben....

Kurz vor dem Erreichen des 2. Standes liegen meine Kräfte und Nerven dermassen blank, dass ich die letzte Sicherung vor dem Quergang nicht mehr zu öffnen wage. Innerlich sehe ich mich in einem Pendel...(obwohl - es hier überhaupt nicht mehr schwierig wäre..). Mit einer Aktion von Gegenzug und mich ins Seil lehnen - erreiche ich total k.o. die rettende Hand von Angelo.

Wir beschliessen ohne weiteres Zaudern, abzubrechen. Es bestehen bereits zwei suboptimale Voraussetzungen um die Tour weiter zu klettern: erstens bin ich mental total blockiert und physisch entkräftet und zweitens bringt der zunehmende Föhn die dunklen Wolken näher und näher...

Die 1. und 2. SL kann von der Länge her, ohne weiteres in einem durchgezogen werden. Wir hatten das Doppelseil (2x 50m) dabei. Es entsteht aber für den Vorsteiger unangenehmen Seilzug. Vorallem im abschliessenden kurzen Quergang zum 2. Stand, dann sehr ungeeignet. 

Tja - heute gibts kein Gipfelfoto...



 


Tourengänger: Janine



Kommentare (2)


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Maesi hat gesagt: Transsibiria
Gesendet am 21. Mai 2009 um 22:08
Ich beobachte hie und da die Leute in der "Transsibiria" mit dem Feldstecher von unserem Ferienhüttchen aus. Schon X-mal habe ich die Route im Plaisir West studiert, nun weiss ich, dass es nicht ein Zuckerschlecken sein wird! Danke für den Bericht und hoffe, es klappt bei euch bei einem nächsten Versuch!

Liebe Grüsse, Mäsi

Janine hat gesagt: RE:Transsibiria
Gesendet am 25. Mai 2009 um 14:06
Hoi Mäsi
für Dich wird Transsibiria kein Problem sein - du kletterst ja eh im höheren Niveau. Ich warte dann gerne noch ein wenig mit dem 2. Versuch und freue mich auf Deinen Bericht :).
liebe Gruess, Janine


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