Pic de l‘Étendard (3464 m) – Normalweg


Publiziert von Stirml , 5. November 2017 um 15:30.

Region: Welt » Frankreich » Savoie
Tour Datum: 5 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m

Der Pic de l’Étendard ist der nördliche Kulminationspunkt des Massivs der Grandes Rousses, das als das westlichste bedeutende Gletschermassiv der Alpen gilt. Insofern ist er zu „Pause-Ehren“ gekommen und in das Buch „Klassische Alpengipfel“ aufgenommen worden. Das Massiv der Grandes Rousses ist dabei eigentlich nur ein Gebirgskamm, der vom Col de la Croix de Fer im Norden ziemlich exakt nach Süden bis oberhalb von Alpe d’Huez zieht. Am südlichen Ende soll der höchste Gipfel der Grandes Rousses sein, der um 1 Meter höhere Pic de Bayle (3465 m), welcher dank Seilbahnhilfe ohne viel Aufwand erreicht werden kann. Bemerkenswert ist, dass früher der Pic de l’Étendard als höchster Gipfel der Grandes Rousses galt.

Obwohl es sich um eine Gletschertour handelt und das Refuge de l‘Étendard günstig für die Besteigung liegt, haben wir die Besteigung als Tagestour durchgeführt. In Pauses „Klassische Alpengipfel“ wird eine späte Ankunft am Gipfel durchaus in Erwägung gezogen, damit das Alpenpanorama, welches im Osten liegt, nicht im morgendlichen Gegenlicht verschwimmt.

Ausgangspunkt für die Besteigung des Pic de l’Étendard ist das Col de la Croix de Fer (2067 m), das wir aufgrund von weiträumigen Baustellenumleitungen erst um 8:15 Uhr erreichten. Vom Col de la Croix de Fer verfolgt man den etwas uninteressanten Fahrweg bis zu einem Sattel und in weiteren 10 Minuten erreicht man den Lac Bramant, an dem auch das Refuge de l‘Étendard liegt. Zu allem Überfluss sind auf dem Fahrweg einige Geländewagen mit Wanderern an uns vorbeigefahren.

Ab dem Sattel wird die Tour aber interessanter und der weitere Anstieg zum Glacier de Saint-Sorlin wird sichtbar. Vorbei an den beiden schönen Seen Lac Bramant und Lac Blanc zieht der Weg bis zu einem weiteren Sattel vor dem Gletschervorfeld des Glacier de Saint-Sorlin. Von hier aus sieht man den weiteren Gletscheraufstieg. Zu unserer Überraschung sahen wir weit oben, dicht vor dem Gipfel eine sehr lange „Kette“ von Bergsteigern. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um eine Ausbildungseinheit für Offiziere der französischen Armee, der auch zwei deutsche Offiziersanwärter angehörten.

Der im unteren Bereich flache Glacier de Saint-Sorlin ist nahezu spaltenfrei (beim Rückweg sind uns hier zwei Mountainbiker entgegen gekommen, die auf dem Gletscher in Richtung Col des Quirlies fuhren). Im steilen Gletscherarm, der zum Gipfel hinaufzieht, trifft man insbesondere im oberen Teil auf ernstzunehmende Spalten. Zudem ist die Steilheit nicht zu unterschätzen, die im aperen Zustand des Gletschers gehörig die Knöchel beansprucht. Aufgrund des Gletscherrückgangs ist der steile Gletscherarm, der zum Gipfel hinaufzieht, mittlerweile von großen Felsinseln durchzogen.

Den Gipfelaufbau erreicht man an seinem nördlichen Ende und quert diesen ansteigend im steilen Eis oberhalb des Bergschrunds nach Süden. Insgesamt ziemlich unangenehm, da wir unter der sehr dünnen Neuschneeschicht von wenigen Zentimetern hartes Eis mit nicht sichtbar eingelagerten Steinen vorfanden und eine ausgeprägte Spur nicht vorhanden war. Das Bisschen, was an Spur vorhanden war, wurde durch die lange Reihe der Offiziersanwärter benutzt, die am eigens angebrachten Fixseil wieder abstiegen, so dass wir daneben aufstiegen. Im Abstieg haben wir hier zweimal eine Eisschraube gesetzt. Nach der Querung erreicht man im Schrofengelände in wenigen Minuten unschwierig den Gipfel.

Das Panorama Richtung Osten war dann tatsächlich aufgrund der relativ späten Gipfelankunft und der spätsommerlichen, fast schon herbstlichen Klarheit, fantastisch. Vom Montblanc im Norden über die Vanoise, Aiguilles d’Arves bis zur Dauphiné im Süden. Im Westen die Kette der Belledonne sowie weiter hinten das Vercors.

Resumee:

Wunderbarer Aussichtsgipfel und ein „klassischer Alpengipfel“, den wir bei besten spätsommerlichen Wetterbedingungen ersteigen konnten. Der hier angegebene Schwierigkeitsgrad L entspricht der gängigen deutschen und französischen Führerliteratur, ist aber aufgrund des Gletschers, insbesondere wenn er aper ist, mit Vorsicht zu genießen: bis zu ca. 35 Grad steil und durchaus spaltig.


Tourengänger: Stirml


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