La Mesola (2727m) - Via delle Trincee - La Mesolina (2642m)


Publiziert von gero , 20. Februar 2009 um 11:47.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 August 2008
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 570 m
Abstieg: 570 m
Strecke:Porta Vecovo - La Mesola - Via delle Trincee - Biwak Bontadini - Porta Vescovo
Kartennummer:Freytag&Berndt WKS 5 - Cortina d'Ampezzo, Marmolada, St. Ulrich

Zunächst Geografisches: beim Eintragen des Wegpunktes bin ich schwer ins Grübeln gekommen: liegt die Mesola (ital.: Sass de Mezdi) in Südtirol oder Venetien? Glaubt man der Darstellung in der Minimap (vor allem bei starker Vergrößerung), dann erkennt man, daß die Grenze genau über den Kamm nördlich des Fedaja-Stausees verläuft, um am Ostende des nachfolgend beschriebenen Klettersteiges nach Süden umzubiegen. Arabba - Talstation der Seilbahn und damit  Ausgangspunkt - liegt in Venetien, die Porta Vescovo (Bergstation der Seilbahn) liegt genau auf der Grenze, das Bivacco Bontadini - Endpunkt des Klettersteiges - liegt wenige Meter in Venetien, der südseitige Rückmarsch zur Seilbahn-Bergstation erfolgt durch Südtiroler Gebiet. Ich habe mich endschlossen, deshalb als Region "Südtirol" einzutragen.

Man gönnt sich zunächst die Seilbahnauffahrt von Arabba (1601m) zur Porta Vescovo (2418m) - erfreulich preiswert, Berg- und Talfahrt zusammen für 10 Euro, das will ich mal gar nicht weiter kommentieren. 800Hm nimmt einem die Seilbahn ab - und man benutzt sie am Schluß dieser Rundtour recht gern!

Der Kamm besteht aus vulkanischem Gestein - der Charakter der Kletterei ist ein gänzlich anderer, als man es sonst von den kalkigen Dolomiten gewöhnt ist; Platten, Verschneidungen und Risse prägen das Bild, manchmal fühlt man sich ein wenig in das Urgestein der Westalpen mit der dortigen Reibunskletterei versetzt.


Noch ein paar weitere Anmerkungen gleich zu Beginn, die mein subjektives Empfinden wiedergeben:
Der Steig ist länger, als man meint; die Schwierigkeiten größer und anhaltender, als es das türmereiche Gelände vermuten läßt; immer wieder ist die Kletterei ganz ordentlich ausgesetzt; gelegentlich muß man durchaus auch nicht unschwierige Passagen abklettern.
Insgesamt habe ich den Trincee-Klettersteig als anspruchsvoller empfunden als den Pößneckersteig! Eine Unternehmung, die in üblicher Weise durchaus alpine Erfahrung verlangt und nicht unterschätzt werden sollte, obwohl alle Klettereien bestens mit Fixseilen abgesichert sind.
Ich habe hier den Schwierigkeitsgrad S- vergeben - nochmals: MEIN subjektives Empfinden!
Geländebedingt gliedert sich der Steig in 3 Teile; dazwischen kann jeweils problemlos auf das südseitige Wiesengelände abgestiegen werden.


Ausgangspunkt ist also die Porta Vescovo. Man benötigt etwa 20 Minuten, um den Beginn des Klettersteiges zu erreichen, und er startet mit dem technisch schwierigsten Stück: es geht mit Hau und Ruck eine knackige Einstiegsverschneidung hinauf (frei geklettert sicher V); nach wenigen Dutzend Meter Drahtseilhangelei wird die Kletterei aber etwas leichter. Man gewinnt auf diese Weise die Höhe des Kammes - zwischendurch wird mal recht imposant eine exponierte Platte gequert -, und nun hat man schon ein paar Mal ganz ordentlich Luft unter den Sohlen gehabt!

Man folgt immer dem Fixseil, es erübrigt sich, hier jeden Meter detailliert zu beschreiben. Schaustück ist eine Hängebrücke über eine Scharte, auf beiden Seiten geht es ganz ordentlich hinunter! Einige Zeit danach klettert man die Ostflanke des letzten Turmes dieses ersten Gratabschnittes ab und könnte nun steil, aber wohl problemlos rechts hinunter auf den Wanderweg, der südseitig unter dem ganzen Kamm verläuft und den wir am Schluß der Tour wieder zurückgehen werden.


Nun beginnt das zweite Teilstück des Klettersteiges; man drehe sich aber zuvor kurz um und betrachte andächtig die Wand des Turmes, wo man eben heruntergeklettert ist! Sieht komplizierter aus, als es war ...

Auch im zweiten Teilstück folgt man immer dem Fixseil. Erste Überreste von Kriegsstellungen tauchen auf, danach geht es mal ganz schön ausgesetzt etliche Dutzend Meter am Seil abwärts. Man kommt danach zum Ende des zweiten Abschnittes, hier hat man vorübergehend ausgesetztes Grasgelände nordseitig des Kammes zu queren. Zwischendurch sollte man auch einen Blick auf die vergletscherte Nordseite der Marmolata werfen, sie liegt schließlich unmittelbar und recht eindrucksvoll gegenüber.


Der zweite Abschnitt des Steiges endet mit den Überresten etlicher Kriegskavernen; danach könnte man wieder auf den südseitigen Wanderweg absteigen. Das dritte Teilstück des Steiges beginnt mit einem etwas ausgesetzten Wandstück, bevor zusehends Tunnel aus Kriegszeiten zu begehen sind; die klettertechnischen Schwierigkeiten sind jetzt zu Ende. Eine Taschenlampe ist in diesen Tunneln nahezu ein Muß - trotz gelegentlicher Seitenstollen mit Lichteinfall sind immer wieder längere, dunkle Tunnelbereiche zu begehen.

Der Steig endet ostseitig am Bivacco Bontadini, einem gemauerten Natursteinunterschlupf, der innen recht ordentlich eingerichtet ist und einen sauberen Eindruck machte.


Der Rückweg führt nun zunächst abwärts über Schrofen zum Passo Padon (2369m), hier bewegt man sich für 20 Minuten vollständig in Venetien. Südseitig folgt man dann dem mehrfach zitierten Wanderweg über Wiesengelände zurück zur Porta Vescovo - und damit der Seilbahn-Bergstation.


Ich darf mir erlauben, etliche Bilder anzuhängen, die durchaus einen persönlichen Charakter haben. Ein Klettersteig lebt aber von "Action" und damit von der Darstellung kletternder Bergsteiger - nur Landschaftsbilder ohne menschliche Akteure würden die prickelnde Spannung eines derartigen Steiges nur ungenügend vermitteln.

Tourengänger: gero


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