Klein Matterhorn (3883) hochlaufen September 17-19 2016


Publiziert von getphilipp , 3. Oktober 2016 um 16:44.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:18 September 2016




Diese Tour ist sicher nichts fuer jeden: die einen werden lieber mit der Seilbahn hochfahren, die anderen suchen sich lieber einen weniger zugebauten Berg.

Mir kam die Idee im Juli als wir hochgefahren sind und aufs Breithorn. Da meinte
jemand auf der Klein Matterhorn station er waere alleine die Skipisten hoch gelaufen, die Pistenfahrzeuge kontrollierten regelmaessig auf Spalten. Da dachte ich mit das waer was: Fuegt unserer Breithornbesteigung etwas an Ehrlichkeit zu, vielleicht geile Gletschersichten , - da ich mal wieder keine Partner fand wichtig- relativ geringe Spaltensturzgefahr und mein neuer Hoehenrekord im solo-Bergsteigen.

Samstag der 17.
Also Mittags gings los in Zermatt, vorbei an Am See, Hermetje und den Saeumerweg zur Gandegghuette (30xx m) wo ich reserviert hatte. Wolken runter bis auf 2000, ab da dann zunehmender Niederschlag, erst Regen dann Schnee.
Seit dem Grossglockner vor einem Monat war ich nicht mehr oben, also weiter hoch zur Theodul haette ich an dem Tag akklimatisationstechnisch keine Lust gehabt. Auf der Gandegg fliesst erst noch spaerlich Wasser draussen, dann keines mehr, vielleicht gefroren. Trinkwasser der Liter 10-12(?) Franken.
Kilian der Huettenwart erklaert den Weg zur Klein Matterhornstation so: Ab dem 2. Lift links halten.
Ich zeichne meine Schaetzung auf der Karte ein und zeige sie ihm noch mal.
Er heisst sie im Groben gut.

Sonntag der 18.
Am morgen sollte vor sieben kein Fruehstueck serviert werden, also fruehstuecke ich um 7. Es gibt ca 30 cm Neuschnee und es schneit weiter, keine Sicht. Ich breche mit 2  Englaenderinnen auf die zum Theodulpass wollen. Mit dem Kompass finden wir den Lift, sehen tat man ihn erst im letzten Moment, ein Weg war nicht zu sehen.

Rechts neben dem Lift ist eine Piste freigeraeumt. Hier gehts sich gut. Die beiden meinen sie seien schneller, umarmen mich und ziehen los. Eine Viertelstunde spaeter hole ich sie bei
ihrer Schokoladenpause wieder ein. Am Ende des 1. Lifts muessen sie rechts
weg zum Theodul pass. Ich beneide sie nicht, man sieht fast nichts. Ich hoere
sie noch eine Weile.

 Beim zweiten Lift gehe ich erst auf einer Piste links vom Lift, irgendwann weicht die ab vom Lift mit dicken Spalten dazwischen. Das gefaellt mir nicht, ausserdem sollte ich ja rechts vom Lift bleiben. Also wieder absteigen bis zum Anfang des zweiten Lifts und siehe rechts von diesem geht noch eine Piste. Die fuehrt dann zum Rifugio Testa Grigia  auf 34xx. Kann nicht sagen ob das offen ist.

Da hoert der Lift auf und es zweigen ein paar Pisten ab. Mit dem Kompass waehle ich die richtige. Die fuehrt zu zwei weiteren neben einander liegenden Liften die ich kreuzen sollte. Bloss, jenseits der beiden sieht man gar nichts. Im Nebel auf den Gletscher steht ausser Frage. Also Links oder rechts der Piste entlang und hoffen
dass eine abzweigt. Ich versuche es erst links, ohne Erfolg, Mittagessen,
dann rechts. Und siehe zwei Masten weiter zweigt eine nach Osten ab.
Diese kreuzt durch einen Tunnel eine weitere, die rechts hoch zum Breithornplateau fuehrt. Dies ist das steilste Stueck. Ich gehe uebrigens die ganze Zeit mit Steigeisen, vielleicht nicht notwendig, auf jeden Fall angenehm.
Den Pickel am Rucksack benutze ich auf der ganzen Tour nicht. Hatte ich eigentlich auch erwartet.

Die Piste fuehrt direkt zu P 3899 auf dem Breithornplateau. Ich glaube bei den Italienern hat der Gipfel einen Namen. Ein Umlenkhaus fuer den Lift oder was auch immer kroent den Gipfel. Ob das der kuerzeste Weg ist weiss ich nicht,  geht aber.  Ab da fuehrt ein Lift zur Klein Matterhorn station. 14:20 bin ich da. Ganz schoen lange fuer die 800 Hoehenmeter. Aber habe einige Zeit mit Orientierung verloren.

Ich will Pause machen, dann noch auf den Gipfel und habe irgendwie keine Lust
am abend die Gandegghuette zu suchen. Ausserdem faellt mir ein das in der
Bergsteigerunterkunft hier oben Tee im Preis einbegriffen war (oder so aehnlich).
Also obwohl meine Wechselwaesche auf der Gandegg ist beschliesse ich oben
zu uebernachten. Die Arbeiter in Kueche und am Bau sind Portugiesen an
die ich mich noch vom Juli erinnere. Die fahren mit der letzten Bahn runter,
weitere Uebernachtungsgaeste gibts an dem Tag nicht. Also bin ich ab 5 der einzige oben. Sie lassen mich umsonst die Gandegghuette anrufen und Bescheid sagen.

Auf den Gipfel fuehrt eine Treppe. Der Zugang zu dieser ist durch eine Glastuer
von der Unterkunft. Diese ist gesperrt. Damit von draussen beim Aufmachen kein
Schnee auf den Teppich kommt? Ich bestelle im Restaurant einen Espresso, bevor es um 4 zu macht, warte bis die Arbeiter unten sind und klettere dann abends ueber die verschneiten Felsen ums Haus zur Treppe. War noch ein kleiner Akt (Kurze II-III?). Die fuehrt dann noch mal 60-70 m hoch auf den Gipfel. Oben immer noch keine Sicht. Fernrohre mit Muenzautomaten, Liebesschloesser, Gotteshuldigungen. Sehr zufrieden mit dem Tag steige ich wieder ab zur Unterkunft.

Ich hatte HP bestellt, das heisst sie stellen Spaghetti mit Sausse zum selber waermen und  Salat hin. Es gibt fliessend Wasser, das muss abgekocht werden, dafuer steht ein Kocher da und Teebeutel. Warme Dusche kostet 1 Franke pro Minute. Kalte ist umsonst. Ich mache noch ein paar Uebungen und
lege mich zwischen 7 und 8 hin. Ein Nachteil ist die Luft die durch die nicht vom Gast regulierbare Klimaanlage recht  trocken ist, was ich erst nachts merke.

Montag der 19.
Um 4:20 stehe ich nach einer unruhigen Nacht auf. Um 6 gehts (etwas spaet) los. Die Raeumfahrzeuge sind schon aktiv mit Scheinwerferlicht. Manchmal schimmert der Mond durch den Nebel. Es scheint besseres Wetter zu werden. Ein paar tolle Gletscher - und Felssichten gab es gestern auch, heute sollten es noch mehr werden. Da ich den Weg jetzt kenne geht es Ruckzuck. Einmal musste ich aufpassen: bei steilem Abhang ist das Raeumfahrzeug mit einem langen Kabel von oben gesichert, da sollte man natuerlich nicht dazwischen kommen. Bis ich unten auf Hoehe der Gandegg bin, hat es sich weitgehend aufgeklaert, trotzdem sehe ich keinen Abzweig. Ich will ja nochmal vorbei um meine Tasche abzuholen. Die Felsen sind verschneit. Statt auf eigene Ermessung abzukuerzen gehe ich lieber am Lift entlang runter Richtung Trockener Steg. Kurz vorher sieht man rechts auf dem Felsgrat Pfaehle. Dahin kuerze ich dann doch ab und das ist auch der Weg zur Gandegghuette. Es sind keine Gaeste zu sehen und nach einer kurzen Pause mache ich mich an den Abstieg. Das Wetter wird immer besser, man sieht irgendwann die ganze Umgebung, die Massive Monte Rosa, Dom, Weisshorn, ....Gegen Mittag bin ich unten und goenne mir ein Mittagessen am "See". Einen Abstieg von ueber 2200 m hatte ich noch nie gemacht. Spuerte am Ende etwas die Baender hinten am Knie, aber ging recht gut i. A. Vielleicht hilft der weiche Schnee.

Nachbemerkungen: direkt neben der Piste sieht man oft Spalten, ein(einziges)mal sehe ich ein kleines, aber bodenloses Loch auf der Piste.  Kompass war bei dem Nebel sehr nuetzlich, da es recht viele Pisten gibt. Hoehenmesser waere es bestimmt auch gewesen, den hatte ich aber kurz davor verloren.


Tourengänger: getphilipp



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