Pfade auf der Uetliberg-Westseite II


Publiziert von 1Gehirner , 1. März 2016 um 23:21.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:27 Februar 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 400 m
Strecke:3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SZU bis Uetliberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Busse der ZVV

Nicht ganz so unbekannte Pfade auf der Uetliberg-Westseite

Morgens sah das Wetter ja ziemlich deprimierend aus, der versprochene Sonnenschein versteckte sich hinter grauen Hochnebelschwaden. Wir statteten daher dem Flüchtlingsheim Regensdorf einen Besuch ab und knüpften dort ein paar Kontakte. Wer mit blasiert-arroganten Sprüchen á la "das Boot ist voll" oder "2000 CHF im Monat sind viel zuviel" die physische Leere seiner Hirnschale der Welt kundtut, soll sich einfach mal eine Stunde nehmen und an einem der Container klopfen. Gastfreundlich, nett und offen sind die Flüchtlinge, alle, die wir bisher getroffen haben, wir wurden immer gleich hereingebeten und oft zu Tee oder sogar Essen eingeladen, aber in solche engen, freudlosen Löcher hätte ich mich damals nicht mal als Student quetschen lassen. Wer mit Familie acht Jahre dort lebt, kann keine grossen Ansprüche haben.

Mittags kam dann noch die Sonne raus, so dass ich Frau und Kind daheim liess (selbstverständlich mit ihrer Erlaubnis) und auf den Uetliberg fuhr, um ein paar weitere unbekannte Pfade abzugehen. Mit der SZU fuhr ich bis zur Endhaltestelle Uetliberg. Beim Kinderspielplatz gegenüber dem Restaurant nahm ich den kleinen Pfad auf der WSW-Rippe zum Coiffeurweg, der Einstieg ist dank einiger Holzstufen gut zu finden.

Rutschig ist es hier, ich hab zwar die Chainsen dabei, aber noch im Rucksack. Als ich glücklich unten ankomme, hole ich sie direkt heraus, ohne ist es mir heute zu heikel.

Ein Stückchen weiter nach Süden, bei der nächsten Rippe, zweigt links der SSW-Aufstieg ab. Er ist schlechter als der WSW-Aufstieg, steiler auch und mit weniger natürlichen Griffen. Mehr als einmal muss ich die Stöcke aus der Hand legen und eher kletternd als gehend arbeite ich mich aufwärts. Besonders heimtückisch sind oft die störrischen Büsche, aber sie bieten auch zuverlässige Griffe. Rechts und links geht es recht steil hinunter. Immer wieder wechselt sich das knifflige Gelände mit flacheren Passagen ab. Ich würde ein T4 geben, aber da ich nicht bei Idealbedingungen unterwegs bin, wird es wohl nur T3+ sein.

Recht bald schon bin ich wieder oben. Die letzten paar Meter sind noch mühsam, der buschfreie Teil links ist mir zu rutschig und bietet keine Griffe, so dass ich mich rechts durchs Unterholz schlage. Dann bin ich da. Irgendwie hatte ich das nicht einkalkuliert, aber natürlich ist fast die gesamte Plattform eingeländert. Ich komme an einer kleinen Treppe mit grünem Teppich heraus, schwinge mich übers Geländer - und sehe erst jetzt dort, wo ich hochgekommen bin, das "Warnung vor dem Hunde"-Schild...

Jetzt geht's zivilisiert weiter auf der Strasse zum Kulm, allerdings folge ich ihr weiter und statte dem Aussichtsturm heute keinen Besuch ab. Bei P. 816 zweigt mein nächster Pfad rechts ab. Verwundert nehme ich zur Kenntnis, dass die neue LK hier zwei Pfade zum Coiffeurweg zeigt, meine alte geizt hier mit Informationen. Ich nehme den linken, der laut LK wieder auf einer Rippe bis fast hinunter nach Sellenbüren führt. Er endet auf der Karte am Gipfel oberhalb der Ortschaft.

Zunächst passiere ich einige grosse Nagelfluhbrocken, in die einige Übereifrige sogar Bohrhaken gesteckt haben. Dann kommt ein Ferienhäuschen mit Pförtnerloge und Gartentor. Lange überlege ich, ob hier Privatgrund anfängt, aber die LK zeigt klar einen Weg am Haus vorbei. Also pirsche ich mich, ganz der Hundephobiker, vorsichtig am Haus vorbei. Keine Menschen- oder Hundeseele weit und breit, natürlich.

Unterhalb des Hauses wird der Weg kurz unangenehm - schlammig, steil, rutschig, ohne natürliche Griffe. Schnell ist das vorbei und ich gehe den Rest bis zum Coiffeurweg auf einem gut erkennbaren, angenehmen Pfad.

Danach sieht er dem Weg auf der nördlichen WSW-Rippe zum Verwechseln ähnlich, lässt jedoch dessen Abwechslungsreichtum vermissen. Dafür führt er auf einen kleinen Gipfel am Ende der Rippe (P.690), wo anscheinend eine alte Befestigung erkennbar ist. Für mich sieht sie eher aus wie zwei Löcher von entwurzelten Bäumen, Wikipedia beharrt aber auf der Höhenburg aus dem 11. Jahrhundert.

Links des Hügels führt der Pfad, jetzt etwas undeutlich, am mässig steilen Hang entlang, durch eine Senke, wieder hinauf und dann stetig hinab nach Sellenbüren. Auf ca. 640m macht der Weg, der hier schlecht erkennbar ist, einen Schwenk nach rechts und später wieder nach links, er umgeht damit einen etwas steileren Geländeabschnitt. Und schon stehe ich wieder in der Zivilisation. Meine Versuche, oberhalb einer kleinen Wiese noch einen alternativen Weg zu finden (einen der beiden Abzweiger, die ich unterwegs gesehen hatte), scheitern leider und so stapfe ich zur Bushaltestelle, um mich wieder nach Hause kutschieren zu lassen.

Tourengänger: 1Gehirner


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