Tegelbergsteig auch nach Schönwettertagen nass...


Publiziert von yuki, 1. Oktober 2014 um 23:30. Diese Seite wurde 758 mal angezeigt.

... und schmierig.

Hallo an alle Klettersteiggeher,

am Montag war ich am Tegelbergsteig. Gut, der Steig ist nordseitig - dennoch hatte ich gehofft, dass es nicht mehr SO NASS ist. Und einen erschreckenden Notfall gab's dann auch noch...

Während im Mai einige wenige Stellen schmierig waren, haben diesmal - trotz mindestens drei trockener, sonniger Tage zuvor - große Teile des C-Klettersteigs getrieft und waren verschmiert. Die fotografierte Stelle war zwar unschwierig, aber die Nässe ist gut erkennbar: Aktuelles Foto aus dem ersten Drittel des Klettersteigs.

Gerade an den steilen Kletterstellen (bei denen man sich zum Teil am senkrechten Seil hochziehen muss) und bei den ausgesetzten Querungen mit kleinen Tritten im glatten steilen Fels hatte man quasi Seife unter den Sohlen. Für Klettersteiggeher mit untrainierten Armen und/oder mangelndem Blick für Tritte artet das schnell in richtigen Stress aus.

Am Ausstieg habe ich mitbekommen, dass jemandem im Steig die Kräfte ausgehen. Ich konnte ohne Behinderung weiterer Klettersteiggeher zurückklettern und habe eine Person vorgefunden, der die Kraft in den Armen bei diesen Verhältnissen komplett ausgegangen war. Sie war 3 oder 4 mal in ihr Sicherungssystem gestürzt, und hatte blutende Wunden, Hämatome und Prellungen fast am ganzen Körper. Aus meiner Sicht waren das noch glimpfliche Folgen. Ich möchte dazu nur noch sagen, dass sie den Klettersteig und den Berg schließlich ohne weitere Blessuren verlassen konnte.

Natürlich gab es auch den obligatorischen Super-Performer, der ohne jegliche Sicherung in diesem Geschmiere an uns allen vorbeigepest ist. Für die Normalos unter uns:

- Der Tegelbergsteig ist diesen Herbst auch nach einer Folge schöner Tage nass und schmierig und und dann ungleich schwieriger zu klettern.
- Neben halbwegs trainierten Armen ist eine Bandschlinge mit Karabiner bei diesen Verhältnissen für Querungen am waagrechten Seil und zum Ausruhen Gold wert.


Ich wünsche uns allen noch schöne Bergtage in diesem Herbst und immer eine gesunde Heimkehr.

Syoko



Kommentare (3)


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rallehm hat gesagt:
Gesendet am 4. Oktober 2014 um 18:42
Ich kann die Hinweise und Warnungen von Syoko nur bestätigen. Ich war ebenfalls am Montag (allerdings etwas früher) in der Wand. Man sollte sich bereits nach der ersten Querung nach der Leiter fragen, ob man sich diese Schwierigkeit die nächsten 2 - 2,5 Stunden weiter zutraut. Der Steig wird bei diesen Verhältnissen keinesfalls leichter, sondern mit zunehmender Dauer schwerer. Die Stahltritte liegen recht weit auseinander, von Reibungsklettern kann man bei der Nässe wie bereits erwähnt nicht mehr sprechen. Man kann den Steig auch in keiner Weise mit dem Klettersteiglehrpfad vergleichen, hier geht es - insbesondere bei Nässe - zur Sache.
Ansonsten ist er ein tolles Bergerlebnis.
Viele Grüße,
Ralf

yeti11 hat gesagt: Dramen
Gesendet am 6. Oktober 2014 um 01:18
Der Tegelberg ist einer meiner Hausberge. Und ganz klar, dort spielen sich Dramen ab. Dies liegt aber nicht am Berg oder Klettersteig, sondern an den mangelnden Fähigkeiten der Protagonisten, die sich dort an den Klettersteigen versuchen. Ein C Klettersteig beinhaltet Stellen, welche mit Kletterstellen im 3 Klettergrat vergleichbar sind, wenn er gut gebaut und richtig bewertet ist. Am Tegelberg sind D Stellen zu finden, dass diese nass nicht für Viele lustig sind, sollte klar sein. Zumal die Klettersteige am Tegelberg eben keiner Leitern sind, bzw solche beinhalten. Aber welche menschlichen Dramen sich dort regelmäßig abspielen, das spottet jeder Beschreibung. Und dies liegt eben nicht am Klettersteig. Kondition, Klettergewandtheit und Psyche sind gefragt. Im Sonnenschein, bei perfekten Bedingungen, fällt er natürlich leichter...aber wie oft ist perfekt?! Hier heißt es: Feedback des Berges annehmen und Umsetzen!

Riebmann hat gesagt: Tegelbergsteig - Probleme
Gesendet am 9. Oktober 2014 um 07:33
Hi zusammen,

hab' am Tegelberg auch etwas schlechtere Erfahrungen gemacht. Ich bin von Haus aus etwas klettersteigkritisch und hier haben wir es meiner Meinung nach mit einem typischen "modernen" Klettersteigproblem zu tun.

Zustieg vom Tal: verschwindend kurz, Gipfel: Mit Wirtshaus, Abstieg: per Seilbahn.

Bei solchen Randbedingungen gehört das leider dazu, wie das Amen in der Kirche, dass untrainierte und bergunerfahrene in den Steig einsteigen. 3-Stündiger Adrenalinkick mal kurz am SO nachmittag. Und ist man als solcher einmal über die ersten Schlüsselstellen hinweg, gibt es kein Zurück mehr (Angst vor Abklettern) und die Flucht geht nach oben.

Ich gebe yeti11 recht, der Berg kann nix dafür. Ich finde aber, dass die Erbauer gerade in solchen Fällen die Topos eher einen ticken Schwieriger als wirklich (und nicht wie hier wo nach meinem Geschmack D-Stellen als C-Stellen bezeichnet werden) zu gestalten und noch mehr Warnhinweise anzubringen.

Ähnliche Situationen habe ich auch am Hochthronsteig, auf der Tajakante und anderen "Sport-KS" erlebt, was mir persönlich gänzlich die Lust an diesen Dingern genommen hat. Wenn das so weiter geht, gibts demnächst an jedem Einstieg Türsteher, die die Begeher erst mal ordentlich mustern...

Klettersteige sind in meinen Augen zu ernsthaft, um zur Massen- und Durchschnittsbergsportart zu werden... sind es aber schon längst.

Grüße


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