Der Speer von Schottland: Slioch

Der Slioch (zu deutsch Speer) trohnt über dem Loch Maree, das als eines der schönsten Seen Schottlands gilt. Will man ihn besteigen, hat man ein fast 5km langes Flachstück im An- und Rückmarsch vor sich, was die Tour etwas in die Länge zieht.

Vom Parkplatz am Ende von Incheril führt eine kurze Treppe weg und durch ein Tor. Wir wenden uns nach links und gehen über Schafweiden immer Richtung Loch Maree. Ziemlich zu Beginn führt der Weg auch an einem Friedhof vorbei, später entlang einem Bach. Der Bach verzweigt sich mehr und mehr und am besten hält man sich immer am rechten Ufer, nahe am Hang. Da wir das nicht wussten, standen wir irgendwann mitten im Delta am Loch Maree und mussten etwas zurücklaufen, bis wir all die Bächlein wieder überqueren konnten.
Dem Loch Maree entlang ist der Weg wieder deutlich erkennbar. Nach der Brücke über den Bach Abhainn an Fhasaigh zweigen wir nach rechts ab auf einen immer noch relativ deutlichen Weg dem Bach entlang. Aber als wir ihn auf etwa 130müM nach links verlassen, ist es nur noch eine schwache Spur. Im Abstieg wird sich auch zeigen, dass es mehrere Spuren gibt, denn wir erwischen eine andere, die sich erst kurz vor der Brücke wieder mit dem Aufstiegsweg vereinigt.

Die Orientierung ist bei guter Sicht aber nicht allzu schwierig: Man steuert auf ein Pässchen zwischen Meall Each und Sgurr Dubh zu. Als wir das Pässchen erreicht haben, lockt uns die Direktvariante zum Sgurr Dubh. Es ist steil und ab und zu felsdurchsetzt, aber ein T4 wird nicht überschritten. (Der Normalweg zum Slioch führt um den Sgurr Dubh herum und hinauf zu den zwei Seelein südlich des Slioch.) Uns gefällt diese weglose Variante, bietet der Sgurr Dubh doch ein geeignetes Pausenplätzchen mit schöner Sicht zum Slioch.

Über einen weiteren Hügel zwischen Sgurr Dubh und Slioch erreichen auch wir die beiden hübschen Seelein, wo wir auf andere Wanderer stossen, die über den Normalweg hinaufgekommen sind. Von Weitem sieht die kommende Passage etwas abschreckend, felsig und steil aus, aber bei Näherkommen findet sich ein (schuttiger) Weg hoch. Wir erreichen so die Südostecke des flacheren Gipfelbereichs. Bis zum eigentlichen Gipfel zieht es sich aber nochmals in die Länge, weil noch einmal 150Hm fehlen.
Der Slioch ist eigentlich zweigipflig. Zuerst erreichen wir den Triangulationspunkt 980m, wo wir auch den ersten Schneekontakt heute haben. Wenig später ist auch der 1m höhere Gipfel des Slioch erreicht. So schönes Wetter hatten wir bis jetzt in Schottland noch nicht und darum geniessen wir die Rast und die Aussicht ausgiebig. Vor allem das Loch Maree ist schön und dahinter ist der Atlantik sichbar. Aber auch in die anderen Richtungen lässt sich die schottische Bergwelt bestaunen: z.B. das Beinn Eighe Massiv oder der An Teallach.

Nun wartet noch eine herrliche Gratüberschreitung zum Sgurr an Tuill Bhain. Dabei haben wir zum zweiten und letzten Mal heute Schneekontakt, aber meistens ist der Grat grasig, mit wenigen felsigen Stellen (T3). Richtung Süden machen wir uns an den Abstieg. Oben ist die grasige Flanke eher steinig, weiter unten eher sumpfig. Die beste Route muss man sich selber suchen, aber angesteuert wird wieder das Pässchen zwischen Meall Each und Sgurr Dubh. Von dort machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Meall Each, bevor sich die Runde schliesst. Mit zwei kleinen Ausnahmen verläuft der weitere Abstieg identisch mit dem Aufstieg. Wie bereits erwähnt, erwischen wir eine leicht andere Spur im Abstieg zum Loch Maree und auf dem Flachstück bleiben wir auf dem richtigen Weg (anstatt nochmals ins Delta zu irren). Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir zum Parkplatz zurück.