Gertrude Saddle - Barrier Knob


Publiziert von Max , 14. Februar 2015 um 14:39.

Region: Welt » New Zealand » Fjordland Nationalpark
Tour Datum:13 Januar 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NZ 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am Eingang des Gertrude Valley, 95km nördlich von Te Anau an der SH94 (Milford Highway)
Kartennummer:http://www.topomap.co.nz/NZTopoMap/nz14833/Gertrude-Saddle/Southland

Eine echte Fünf-Sterne-Tour in den Darran Mountains. Ein wunderschönes Tal, Blumen, Fels, Gletscher, Bergseen und Bäche, alles was man halt dazu braucht. Vom Parkplatz starten wir auf einem schmalen Pfad in nordöstlicher Richtung, der Kamm zwischen Barrier Knob und Barrier Peak ist reichlich schneebedeckt. Keine hundert Meter weiter begrüßt uns ein Warnschild und meint, dass zwischen Juni und Dezember mit Lawinen zu rechnen ist, Pickel und Steigeisen sind anzuraten. Das dämpft zunächst etwas unseren Enthusiasmus, wie weit kommen wir ohne dieses Equipment? Vor Weihnachten gab's nochmal richtig Schnee und auch die Niederschläge der letzten Tage haben Spuren hinterlassen. 

Kurz darauf die nächste Challenge. Das Bächlein ist zu queren, wir ziehen die Schuhe aus und waten durchs eiskalte Wasser. Nochmals ist der Bach zu queren und die Wegführung ist nicht ganz trivial. Soweit ersichtlich folgen wir orangen Markierungen und hopsen über Felsen, der Pfad ist kaum auszumachen. Das geht ja gut los.

Komischerweise wird es im Tal angenehmer zu gehen. Zwischenzeitlich ist der Pfad eindeutig, ja sogar richtig breit wie ein Wanderweg. Wir wandern durch ein typisches U-förmiges Tal des Fjordlands. Diese extrem steilen Seitenwände generieren interessante Phänomene wie z.B. Baumlawinen, deren Schneisen man im Sound sehen kann. Noch spektakulärer sind die 'normalen' Lawinen. Sie schieben hier keinen Lawinenkegel vor sich her, sondern die Schneemassen stürzen mehr oder weniger im freien Fall herab. Dadurch erzeugen sie eine kreisrunde Detonationsfläche, wenn sie auf dem Boden aufschlagen.

Wir halten auf die senkrechte Wand des Barrier Kammes zu, wahrscheinlich kommt daher auch der Name. Zum Gertrude Saddle wenden wir uns nach links, also in nördliche Richtung. Auf der Südhalbkugel ist die Nordseite die Sonnenseite, während die Südseite die schattige darstellt. Einige Schneereste halten sich wacker auf derselben.

Wir erreichen den Bach, der in mehreren Kaskaden vom Black Lake herunterrauscht, dabei bewegen wir uns auf einem steilen Gletscherschliff. Die Orientierung erfolgt nun anhand von Steinmännchen, besonders steile Stellen sind mit einem Stahlkabel versehen, das bei Nässe sicher hilfreich ist. Oberhalb des Black Lake wartet ein Blockfeld auf uns. Wir suchen uns einen Weg durch die äußerst wackelige Angelegenheit, später wird uns dieses Feld noch auf unangenehme Weise beschäftigen.

Ob wir den besten Weg gefunden haben, weiss ich nicht, jedenfalls halten wir uns eher rechts, also östlich, fast an den Wänden der Barriers. Zum Schluss legt sich das Gelände zurück und dann stehen wir am Gertrude Saddle. Ein phantastischer Spot. Der Sound ist zwar vom Nebel verschluckt, aber die Stimmung ist einzigartig. Sämtliche Berge der Darrans sind frei, die Gletscher glänzen in der Sonne. Mt Crosscut, Mt Talbot, Llawrenny Peaks, das Zipfelchen des Mitre Peaks, Mt Pembroke usw., man könnte stundenlang hier sitzen.

Nach einer Pause beschließen wir trotz des Schnees doch einen Versuch zum Barrier Knob zu wagen. Dazu wenden wir uns nach Osten und folgen Trittspuren den schmäler werdenden Kamm bergan. Die Spuren hören bald auf und wir suchen uns selbst den Weg. Vereinzelte Steinmännchen geben Hinweise auf die Richtung. Zunächst versuchen wir auf die Ostseite des Gipfels zu gelangen, da hier das Gelände flacher aussieht. Bald versperrt uns ein Schneefeld den Weg. Es erscheint mir nicht geheuer, Steigeisen und Pickel haben wir natürlich nicht dabei.

Deshalb wenden wir uns jetzt nach links in nördliche Richtung, vielleicht kommen wir so dem Berg bei. Das klappt ein paar Minuten auch ganz gut, man muss halt wegen der Steilheit etwas aufpassen. Leider versperrt uns dann wieder ein steiles Schneefeld den Weiterweg, wir brechen ab. Schade, zum Gipfel wär's nicht mehr weit gewesen.

Also steigen wir wieder zurück zum Sattel und pausieren ein zweites Mal.

Beim Abstieg kommen wir gut voran, sogar viel zu gut. Im Blockfeld passiert es. Ein wackeliger Stein bringt meine Frau zu Fall, beim Versuch sich mit den Händen abzufangen verletzt sie sich beide Hände. Prellung, Verstauchung, Bruch? Zu Hause wird leider letzteres für die linke Hand diagnostiziert. Kühlung in Form von Schnee und eiskaltem Wasser ist genügend vorhanden, aber an einen Abstieg mit Stöcken ist nicht mehr zu denken.

Im Gletscherschliff wechseln wir zur Technik Am-Vordermann-festhalten-und-bremsen, was demselben hin und wieder ein interessantes Beschleunigungsverhalten beschert. Unser Speed reduziert sich dadurch natürlich deutlich aber sie hält sich tapfer.

Der Wasserstand des Baches ist nicht zurückgegangen, wir müssen wieder waten. Ungefähr zehn Sekunden, nachdem ich meine Socken ausgezogen habe, beißen mich Sandflies, das größte Übel in der Gegend. Tip von einem australischen Outback-Trapper: Beim Duschen mit Seife und heißem Wasser (as hot as you can stand!) auswaschen. Das Jucken hört sofort auf und die Schwellung geht zurück..

Trotz aller Unbill, wir fahren wieder zu unserem neuen Lieblingsitaliener in Te Anau und feiern den Tag. Eine wirklich großartige Tour!

Noch ein paar Hinweise:
Wie auf unseren Bildern zu sehen ist, kann das Wetter von einem Moment auf den anderen umschlagen, vor allem mit Nebel ist häufig zu rechnen. Die Orientierung wird dann schwierig.
Wer sich mehr Tips für Wanderungen holen will: Day Walks in New Zealand von Shaun Barnett und South Island Weekend Tramps von Nick Groves sind gute Ratgeber.

Tourengänger: Max


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Kommentare (2)


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Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 15. Februar 2015 um 11:53
> Trotz aller Unbill, wir fahren wieder zu unserem neuen Lieblingsitaliener in Te Anau und feiern den Tag.

Ihr seid aber schon hart im Nehmen:-)! Mit mal eben so einer gebrochenen Hand, die andere auch nicht mehr ganz fit und das im Urlaub...schade!

Gute Beserung!


Max hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Februar 2015 um 21:29
Vielen Dank, Uschi!
Sagen wir so, es hätte schlimmer kommen können. Drei Tage später ging's wieder nach hause...


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