Khan Tengri Nordgrat Expedition 2013


Publiziert von alexz , 17. April 2014 um 13:17.

Region: Welt » Kirgisistan » Inylchek
Tour Datum:20 Juli 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Zeitbedarf: 20 Tage

Der Reisebericht ist vielleicht nicht der kuerzeste aber er soll ja eine detaillierte Beschreibung unserer kleinen Expedition wiedergeben.

Samstag 20. Juli 2013 und Sonntag 21. Juli 2013 – Anreise nach Karakol
Individuell reisten die Teilnehmer von Deutschland, Österreich und der Schweiz aus nach Kiev an. Am Flughafen in Kiev traf sich unsere Gruppe somit zum ersten Mal und wartete zusammen auf den Weiterflug nach Bishkek.
Kurz vor vier Uhr am Sonntagmorgen landeten wir in Bishkek und wurden von Olga von Tien-Shan-Travel empfangen. Sie hat uns in den folgenden Tagen bis nach Maida-Adyr begleitet. Am Flughafen in Bishkek wartete ebenfalls Sherpa Pemba auf uns. Nun war unsere Expeditionsgruppe vollständig. Das Gepäck verstauten wir in einem leicht zu kleinen Transporter, welcher uns auf der nördlichen Seite des Issyk-Kul-Sees nach Karakol brachte.
Montag 22. Juli 2013 – Fahrt nach Maida-Adyr
Am Morgen wartete vor dem Guesthouse ein bereits in die Jahre gekommener Militärlastwagen aus Sowjetzeiten auf unsere Gruppe. Dieses Gefährt brachte uns über dem 3822m hohen Chon Ashu Pass nach Maida-Adyr. Die Strassen führten entlang von Agrarfeldern und durch viele kleine Dörfer und Siedlungen. In diesen Ortschaften wird einem die Armut in diesem Land vor Augen geführt. Die kaum vorhandene Infrastruktur zerfällt, wie auch die noch zum Teil sichtbaren alten aber nicht mehr in Betrieb stehenden Bergwerke und Industrieanlagen. Die Fahrt war gemächlich und eigentlich ganz angenehm. Gewöhnungsbedürftig war nur, dass der Fahrer jede Stunde anhielt, sich unter den Lastwagen begab um irgendetwas zu kontrollieren. Kurz vor der Passhöhe stiegen wir aus und liefen zur Akklimatisation eine gute Stunde zu Fuss. Anschliessend verlief die Fahrt weiter durch schöne und abgelegene Täler und Schluchten nach Maida-Adyr, dem Abflugort des Helikopters ins Basecamp. In Enilcek, einer ehemaligen Bergwerks- und heutigen Geisterstadt, hat das Militär noch unsere Dokumente kontrolliert und uns die Einreise in das Grenzgebiet zwischen Kirgisistan, Kasachstan und China gewährt.
Dienstag 23. Juli 2013 – Ruhetag in Maida-Adyr
In Maida-Adyr verbrachten wir unseren ersten Ruhetag. Der Ort hat ausser ein paar Baracken und einer Militärstation nichts zu bieten. Da wir nicht wie gewünscht einen Tag früher ins Basecamp einfliegen konnten, nutzen wir die Zeit für eine weitere Akklimatisationstour. Wir steigen rund 1000 Höhenmeter auf und genossen von oben die Aussicht auf die tiefliegende Flusslandschaft und die umliegend Bergwelt. Der Auf- und Abstieg führte uns über steile, staubige Flanken gespickt mit Nadelbäumen und dornigen Büschen.
Bevor wir am nächsten Tag in das Basecamp einfliegen konnten, musste noch ein grösseres Problem gelöst werden. Das wiederum kontrollierende Militär hat festgestellt, dass bei zwei Personen die Passnummern im Permit nicht mit denen in den Pässen übereinstimmten. Dies hiess vorerst einmal, dass diese beiden Personen nicht einfliegen konnten. Mit Hilfe von Tien-Shan-Travel und verschiedenen Telefonaten im Hintergrund liess sich die Sache schlussendlich regeln, so dass die ganze Gruppe am folgenden Tag den Helikopter besteigen konnte.
Mittwoch 24. Juli 2013 – Flug ins Basecamp (3960m)
An diesem Tag folgte das erste Highlight der Reise; der Helikopterflug ins Basecamp. Auf dem Landeplatz stand ein MI 17, ein gealterter Transporthelikopter des Militärs. Das Innenleben des Helikopters, inklusive des Cockpits, war äusserst karg. Das Gepäck verstauten wir im Rumpf zwischen den Sitzbänken und zwängten uns anschiessend ebenfalls in den Stahlkoloss. Mit etwas Mühe hob der Helikopter schlussendlich ab und flog rund ein halbe Stunde gut 200 m über Boden ins Basecamp. Die Gucklöcher gewährten uns traumhafte Ausblicke auf den Enilcek-Gletscher und die ersten hohen Berge. Nach der Landung auf dem Gletscher richteten wir uns im Basecamp ein und betrachteten erstmals live die Route von der Nordseite her auf den Khan Tengri.
Donnerstag 25. Juli 2013 - Ruhetag
Zur Angewöhnung an die neue Höhe des Basecamps auf 3960m verbrachten wir den ersten Tag mehrheitlich mit ruhen. Am späteren Morgen gingen wir auf den Gletscher um unsere Jümartechnik zu optimieren, die Abseiltechnik zu verfeinern und die Spaltenrettung zu rekapitulieren.
Am Nachmittag verteilte Pemba jedem Teilnehmer Samenkörner, welche vom Dalai Lama gesegnet worden sind. Diese Körner werden wir mit uns tragen und sollen jedem auf künftigen Bergtouren Glück bringen.
Freitag 26. Juli 2013 – Lager I (4550m) eingerichtet
Am Morgen geht es erstmals los in Richtung Lager I auf 4550 m. Ziel des Tages ist im Lager I die Zelte aufzubauen. Der Zustieg verläuft auf einer steilen Flanke, in welcher an zwei Stellen Fixseile installiert sind. In gut drei Stunden Aufstieg ist das Lager I erreicht. Nach dem Aufbau der fünf Zelte stiegen wir wieder in Basecamp ab.
Samstag 27. Juli 2013 –Aufstieg ins Lager I
Um unser Vorhaben zu beschleunigen entschlossen wir uns, auf den geplanten Ruhetag zu verzichten und stiegen bereits heute wieder ins Lager I auf um dort zu übernachten.
Sonntag 28. Juli 2013 – Lager II (5475m) erreicht
Vom Lager I stiegen wir zum Lager II auf um auch dort die Zelte zu installieren. Der gesamte Weg zum Lager II zieht sich in grandioser Linie entlang einer Rippe bis auf 5475 m hoch. Auf einem Plateau befindet sich das schön gelegene Lager II. Der Aufstieg ist zwischendurch gespickt mit Felspassagen und durchwegs mit Fixseilen gesichert. Die Spur ist anhaltend steil, der Aufstieg dementsprechend anstrengend. Im Lager II installierten wir bei starkem Wind zwei Zelte und deponierten das restliche Material darin. Nach dem Zeltaufbau stiegen wir über Lager I ins Basecamp ab.
Moreno verzichtete aus gesundheitlichen Gründen auf den Aufstieg ins Lager II. Er stieg später ins Basecamp ab, wo sich sein Gesundheitszustand verschlechterte. Im Basecamp wurde er mit Sauerstoff versorgt, womit sich sein Zustand stabilisierte und verbesserte. Am nächsten Morgen wurde Moreno mit dem Helikopter nach Maida-Adyr ausgeflogen. Er sollte danach direkt die Heimreise in die Schweiz antreten und so die Expedition frühzeitig abbrechen.
Montag 29. Juli 2013 - Ruhetag
Nach den Strapazen vom Vortag gönnten wir uns einen Ruhetag im Basecamp. Zeit um sich mit der Dusche vertraut zu machen. Die Duschbox war so einfach wie effektiv eingerichtet. Je einen Topf heisses und kaltes Wasser sowie ein separates Becken zum Mischen des Wassers. Als Duschbrause diente eine Schöpfkelle. Mit etwas Übung gelang mit dieser Installation das Duschen sehr gut.
Dienstag 30. Juli 2013 - Aufstieg ins Lager I
Am Morgen stiegen wir wiederum ins Lager I auf um dort zu übernachten. Oben konnten wir bei strahlendem Sonnenschein einen ruhigen Nachmittag verbringen und vor dem Eindunkeln eine wunderschöne Abendstimmung geniessen.
Mittwoch 31. Juli 2013 – Lager II (5475m) fertig eingerichtet und Csepajer (6120m) erreicht
Heute stand ein strenges Programm an. Um 6:00 Uhr morgens stiegen wir an den Fixseilen auf zum Lager II. Im Lager II angekommen bauten wir die restlichen Zelte auf und installierten das Lager II fertig. Anschliessend pausierten wir kurz bevor wir zum Csepajer aufbrachen. Dies ist der 6120 m hohe Vorgipfel des Khan Tengri. Über diesen Vorgipfel geht es später ebenfalls ins Lager III. Da der Wetterbericht für den folgenden Tag eine Verschlechterung vorhergesagt hat, haben wir uns entschlossen, den Csepajer noch an diesem Nachmittag zu besteigen.
Der Aufstieg zum Csepajer ist ebenfalls steil und mit Fixseilen gesichert. Im oberen Bereich sind zudem kurze, teilweise fast senkrechte Felspassagen zu bewältigen. Die Aussicht vom Csepajer war grandios. Wir überblickten das Tien-Shan-Gebirge und konnten weit in die chinesische Bergwelt blicken. Nach kurzer Gipfelrast machten wir uns auf den Abstieg in Lager II, in welchem wir übernachteten.
Donnerstag 1. August 2013 – Abstieg ins Basecamp
Wie vom Wetterbericht vorhergesagt, schneite es am Morgen im Lager II. Daher packten wir unsere Sachen zusammen und stiegen über Lager I ins Basecamp ab. Das Wetter besserte sich zusehends, so dass wir den letzten Teil des Abstieges im Sonnenschein bewältigten konnten.
Freitag 2. August 2013 und Samstag 3. August 2013 - Ruhetage
Die beiden Ruhetage verbrachten wir mit ausspannen, duschen, Wäsche waschen, Karten spielen und lesen. Aufgrund des Wetterberichtes planten wir unseren ersten Gipfelversuch zwischen dem 4. und 7. August 2013. In diesen Tagen sollte sich ein erstes einigermassen gutes Wetterfenster ergeben, welches wir nutzen wollten.
Sonntag 4. August 2013 - Aufstieg ins Lager I
Wie geplant startete an diesem Tag unser erster Gipfelversuch. Vollbepackt mit Essen für fünf Tage stiegen wir bereits zum vierten Mal ins Lager I hoch. Nach einem schönen Tag verschlechterte sich das Wetter allmählich und es setzte Schneefall ein. 
Montag 5. August 2013 – Aufstieg ins Lager II
Bei mittlerweile wieder gutem Wetter starteten wir frühmorgens in Richtung Lager II. Der Weg war frisch verschneit, Andreas und Pemba spurten, die Tritte waren jedoch durch den Schneefall entsprechend tief. Einigen der Gruppe lief es konditionell schlecht. Sie kamen viel weniger schnell voran wie in den vorangegangenen Tagen. Gesamthaft benötigte das ganze Expeditionsteam für den Aufstieg in das Lager II deutlich mehr Zeit wie gedacht. Schlussendlich erreichten aber alle das Lager II. Nun hiess es ausruhen, essen und bestmöglich regenerieren.
Dienstag 6. August 2013 – Aufstieg Csepajer und Lager III (5851m) eingerichtet
Zum zweiten Mal erreichten den Csepajer. Nach einer kurzen Pause auf dem Gipfel stiegen wir ins knapp 300 Höhenmeter tiefer gelegene Lager III ab. Die drei Zelte haben wir glücklicherweise bereits am 31. Juli 2013 auf dem Gipfel des Csepajer deponiert. So mussten diese nur noch ins Lager III heruntergetragen werden.
Das Lager III ist aufgrund seiner exponierten Lage sehr windanfällig. Die Zelte wurden entsprechend tief in den Schnee eingegraben. Wir haben entschieden ein Minimum an Material ins Lager III hinaufzunehmen. Daher übernachteten wir jeweils zu dritt in einem Zelt. Das Kochen und sich im Zelt organisieren gestaltete sich somit als eher schwierig. Da wir am nächsten Tag um 4:00 Uhr aufbrechen wollten, bemühten wir uns um eine frühe Nachtruhe.
Mittwoch 7. August 2013 – Gipfelversuch (bis 6350m) und Abstieg ins Basecamp
Es sollte unser grosser Tag werden. Das gute prognostizierte Wetterfenster wollten wir für eine Gipfelbesteigung nutzen. Das Wetter sollte bis am Nachmittag gut bleiben bevor dann wieder Schneefall und unbeständiges Wetter vorhergesagt wurde. Um vier Uhr morgens brachen wir auf. Das Wetter war gut, der Wind aus südlicher Richtung aber böig und bereits recht stark. Mit uns starteten fast gleichzeitig rund 20 weitere Gipfelanwärter. Der Weg zog sich zuerst mässig steil zum eigentlichen Gipfelaufbau hin, bevor wir die Fixseile und das steilere Gelände erreichten. Der Wind blies weiterhin stark, ein Abflauen war nicht spürbar. Nach rund vier Stunden Aufstieg trafen Andreas und Pemba die an diesem Tag einzig richtige Entscheidung: Abbruch des Aufstieges auf ca. 6350 m und Rückkehr ins Lager III. Bei diesem starken Wind war an eine erfolgreiche Bewältigung der noch verbleibendenden knapp 700 Höhenmeter nicht zu denken. Mit uns kehrten auch alle anderen Bergsteiger am Berg um. Den Gipfel sollte an diesem Tag niemand erreichen.
Nach weiteren zwei Stunden abseilen erreichten wir wieder das Lager III. Dort mussten wir zuerst das weitere Vorgehen besprechen. Eigentlich gab es nur zwei Varianten: Entweder in Lager III ausharren und auf ein nächstes gutes Wetterfenster hoffen oder der Abstieg ins Basecamp, um nach zwei Ruhetagen von ganz unten nochmals einen Gipfelversuch zu starten. Da der Wetterbericht für die folgenden Tage starke Niederschläge vorhersagte, wollten wir es nicht riskieren uns mit zu wenig Essen im Lager III einschneien zu lassen und stiegen somit noch am gleichen Tag bis ins Basecamp ab. Dies bedeutete aber zuerst einen knapp 300 Höhenmeter langen Aufstieg auf den Csepajer und anschliessend einen Abstieg über mehr als 2000 Höhenmeter zurück ins Basecamp. Dieses erreichten alle müde und erschöpft nach gut 16 Stunden unterwegs um 20:00 Uhr. Die allmähliche Wetterverschlechterung, der einsetzende Schneefall und der weiterhin starke Wind liessen die getroffenen Entscheide an diesem Tag aber richtig erscheinen.
Donnerstag 8. August 2013 und Freitag 9. August 2013 - Ruhetage
In der Nacht schneite es im Basecamp rund 30 cm. Zuviel für unser Esszelt. Der Giebel kollabierte und die gesamt Dachkonstruktion hing wie eine Hängematte durch. Anstatt zu frühstücken hiess erst einmal Schnee aus dem eingedrückten Zelt zu schaufeln und dieses wieder aufzurichten. Bei Aktionen wie diesen zeigte sich der gute Teamgeist unserer Gruppe. Alle halfen nach ihren Möglichkeiten mit. Später an diesem Tag haben wir zum Glück noch herausgefunden, dass sich der Preis von 15 Euro für ein Bier auf eine 1.5l-Flasche bezog. Nach dieser Erkenntnis gab es in unserem Zelt nun regelmässig ein Bier.
Am ersten Ruhetag besprachen wir zudem den weiteren Ablauf der Expedition. Andreas wollte von uns wissen, wie wir das weitere Vorgehen sahen. Schliesslich war Zeit, einen zweiten Gipfelversuch zu unternehmen. Die Meinungen der Teilnehmer waren sehr unterschiedlich. Thomas verzichtete auf einen erneuten Aufstieg in die Lager II und III und auf einen zweiten Besteigungsversuch. Alois und Alex sahen die Erreichung des Gipfels als nicht mehr realistisch, wollten aber nochmals ins Lager II aufsteigen. Andreas, Angela, Andrea und Dominique haben sich entschieden ins Lager III aufzusteigen und nach Möglichkeit den Gipfel nochmals zu versuchen. Ein wirklich gutes Wetterfenster hierfür war jedoch nicht in Sicht. Alle Teilnehmer haben sich zudem bereit erklärt, bei der Räumung der Hochlager mitzuhelfen. Frühzeitig abreisen wollte niemand.
Am zweiten Tag wurde sehr kurzfristig bekannt, dass uns Pemba verlassen würde. Seine Mutter in Nepal ist erkrankt und er wollte daher rasch möglichst nach Hause fliegen. Es blieb kaum Zeit, um uns gebührend von Pemba zu verabschieden. Sehr schade, dass er uns frühzeitig verlassen musste. Pemba hat mit seiner Arbeit sowie seiner hilfsbereiten und freundlichen Art unsere Expedition enorm unterstützt und menschlich bereichert.
Samstag 10. August 2013 – Aufstieg in die Lager I und II
Am heutigen Tag stiegen wir mit unterschiedlichen Zielen ins Lager I auf. Thomas sollte die ersten beiden Zelte demontieren und das Material ins Basecamp zurückschaffen. Andreas, Angela, Andrea, Alois und Dominique bewältigten weiter den Weg ins Lager II, welches sie am späten Nachmittag erreichten.
Sonntag 11. August 2013 – Räumung Lager I und Stillstand in Lager II
Der Sonntag war logistisch gut verplant. Alex brach um 6:00 Uhr ins Lager II auf um dieses teilweise zu räumen. Thomas sollte sich nochmals ins Lager I begeben um von dort das restliche Material ins Basecamp zu schaffen. Die anderen wollten von Lager II ins Lager III aufsteigen. Am Morgen kam von Andreas jedoch ein Funkspruch, der unsere ganze Planung über den Haufen warf. Das Wetter war in Lager II zu schlecht. Sie sassen dort bei Sturm und Schneefall fest und es machte keinen Sinn, dass Alex bis ins Lager II aufstieg. So blieb er in Lager I, räumte dieses vollständig und kehrte anschliessend ins Basecamp zurück. Die anderen harrten bis auf weiteres in Lager II aus.
Am späten Nachmittag haben Alois und Dominique entschieden, noch am gleichen Tag ins Basecamp abzusteigen. Die drei anderen verbrachten eine weitere Nacht in Lager II um am nächsten Tag nach Möglichkeit das Lager III doch noch zu erreichen.
Montag 12. August 2013 – Abstieg in Basecamp und Game over am Khan Tengri
Das Wetter besserte sich nicht. In der Nacht hat es wieder zu schneien begonnen. Ein Aufstieg von Lager II ins Lager III war nicht sinnvoll und zu gefährlich, zumal auf den nächsten Tag weitere starke Schneefälle vorhergesagt wurden. So entschieden sich die drei im Lager II verbliebenen, ebenfalls ins Basecamp abzusteigen.
Mit dieser Entscheidung war klar, dass keine Teilnehmer unserer Expedition im Jahr 2013 das Lager III respektive den Gipfel des Khan Tengri mehr erreichen werden. Nach dem Mittag waren schliesslich alle wieder zurück im Basecamp und froh, die heiklen Wetter- und Lawinensituationen der vergangenen Tage überstanden zu haben.
Dienstag 13. August 2013 – Ruhetag im Basecamp
Im Basecamp haben alle die Hoffnung, nach der andauernden Schlechtwetterperiode endlich nach Maida-Adyr ausfliegen zu können. Seit dem 9. August 2013 konnte kein Helikopterflug mehr stattfinden und in den Camps stauten sich mittlerweile die abflugwilligen Bergsteiger. Das Wetter liess aber auch an diesem Tag keine Flüge zu. In der Nacht und am Morgen war der Schneefall wieder so stark, dass unser Esszelt ein zweites Mal kollabierte. So hiess es anstatt zu frühstücken wieder den Schnee aus dem eingestürzten Giebel schaufeln und diesen anschliessend behelfsmässig aufzurichten. Mittlerweile lag im Basecamp gut 40 cm Schnee. Am Berg waren kaum mehr Personen und die Lawinensituation war nach wie vor heikel und angespannt.
Mit dieser Schlechtwetterperiode scheint die diesjährige Saison am Khan Tengri bereits zu Ende zu sein. Am Abend hat das Basecamp-Team dann noch mitgeteilt, dass wir uns am nächsten Morgen um 8:00 Uhr für den Flug bereithalten sollten. Wenigstens ein Lichtbick an diesem eher tristen Tag. Mittlerweile hatten alle genug von Schnee, Feuchte und Kälte.
Mittwoch 14. August 2013 – Basecamp und Flug nach Maida-Adyr
Kaum waren die Reissverschlüsse unserer Taschen zeitig geschlossen kam die Mitteilung, dass der Helikopter erst um 12:40 Uhr fliegen würde. So hiess es weiter warten. Wenigstens hat sich das Wetter gebessert und die Sonne schien wieder. Um die Mittagszeit landete der Helikopter dann tatsächlich und brachte uns nach Maida-Adyr. Dort stand für rund 25 Personen aber nur ein Fahrzeug für die Fahrt nach Karakol bereit. Nach rund zwei Stunden andauernder Diskussion war dann klar, wer noch an diesem Tag die Rückfahrt antreten konnte. Unsere Gruppe gehörte nicht dazu. So verbrachten wir noch eine Nacht an diesem verlassenen Ort. Der Abend wurde aber äusserst gemütlich. Valentina, die gute Seele von Maida-Adyr, hatte für uns die Sauna eingeheizt. Wir genossen die wohltuende Hitze und die reinigende Wirkung der Saunagänge.
Donnerstag 15. August 2013 – Rückfahrt nach Karakol und an den Issyk-Kul-See
Gleich nach dem Frühstück bestiegen wir eines der nun bereitstehenden Fahrzeuge. Diesmal fuhren wir mit einem etwas neueren Modell über den Chon Ashu Pass zurück nach Karakol. Die stündlichen Kontrollstopps wie bei der Hinfahrt waren nicht mehr erforderlich. Bei schönstem Wetter konnten wir nochmals die eindrückliche Landschaft erleben. In Karakol ging es gleich weiter an den Issyk-Kul-See. Im Marco Polo Resort verbrachten wir unseren zweitletzten Abend. Nach dem Zimmerbezug bewegten wir uns an den Sandstrand oder direkt an die Strandbar. Was für ein Kontrastprogramm; nach knapp einem Monat Schnee und Eis genossen wir in leichter Kleidung oder Angela gar im Bikini die wärmende Sonne und das Wasser. Den Abend liessen wir an der Strandbar ausklingen. Da der Grill noch in Betrieb war, bestellten die Herren der Gruppe als zweites Nachtessen Sashlik und Koteletts. Eine wahrlich wohltuende Abwechslung zu den bereits genügend bekannten Kartoffelsuppen und Eintopfgerichten.
Freitag 16. August 2013 – Vom Issyk-Kul-See nach Bishkek
Als letzte Etappe unserer Reise stand uns noch der Transfer nach Bishkek bevor. Diesen bewältigten mit einem Kleintransporter entlang des südlichen Ufers des Issyk-Kul-Sees. Eine lange, staubige und eher mühsame Fahrt. Die Zeiten auf den Strassen Kirgisistans waren wohl die gefährlichsten Momente der gesamten Expedition. Gefahren wird in diesem Land trotz schlechter Strassenqualität sehr schnell. Tiere entlang oder auf den Strassen bergen weiteres Gefahrenpotential. Schlussendlich erreichten wir Bishkek aber ohne nennenswerte Probleme. Es ist erstaunlich, wie viel die Konstruktion eines Ford Transits Busses zu ertragen und wegzustecken vermag.
Die Vororte von Bishkek sind sowohl faszinierend als auch beklemmend und bedrückend zugleich. Entlang der staubigen Strassen versuchen die Menschen an einfachen Ständen, in Hütten oder umgebauten Schiffscontainern alles möglich zu verkaufen und so ein Einkommen zu generieren. Sicher ein schwerer und unangenehmer Alltag.
Den letzten Abend verbrachten wir in einem Restaurant in Bishkek und genossen nochmals die kirgisische Küche. Für den Einkauf von Souvenirs oder die Besichtigung der Stadt blieb an diesem Tag leider keine Zeit.
Samstag 17. August 2013 – Rückflug nach Kiev
Mitten in der Nacht holte uns ein Bus für den Transfer an den Flughafen ab. Nach einer halbstündigen Fahrt luden wir ein letztes Mal unsere schweren Taschen aus einem Fahrzeug aus. Mit gut eineinhalbstündiger Verspätung hob das Flugzeug frühmorgens in Richtung Kiev ab. In Kiev hatten wir gerade noch genug Zeit um die Gates für die Weiterflüge zu erreichen und uns voneinander zu verabschieden. So trennte sich unsere Expeditionsgruppe nach knapp 30 Tagen gemeinsamer Reise. Damit ging eine interessante und erlebnisreiche Expedition in Zentralasien, leider ohne den erhofften Gipfelerfolg, zu Ende.
 
Der Khan Tengri ist wahrlich ein harter Brocken. Ihn zu besteigen braucht passende Rahmenbedingungen. Die erforderlichen guten Wetterfenster von vier bis fünf Tage hatten wir leider nicht. Die teilweise massiven Schneefälle und die starken Winde verhinderten schlussendlich eine Gipfelbesteigung. Wie schwierig die Erreichung des Gipfels ist zeigt auch die Tatsache, dass in dieser Saison nur fünf Personen diesen von der Nordseite her erreicht haben.
Unsere Expedition war trotz des fehlenden Gipfelerfolgs ein einmaliges Erlebnis. Ein grosser Dank gebührt dabei Andreas für seine umsichtige Expeditionsleitung. Er hat uns in den vergangenen vier Wochen sicher durch Kirgisistan und das Tien-Shan-Gebirge geführt.
Ein weiterer grosser Dank geht an Sherpa Pemba. Seine Dienste haben wir nach seiner Abreise vermisst.

Tourengänger: alexz


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Kommentare (2)


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oli.m hat gesagt:
Gesendet am 23. April 2014 um 21:50
Cool! Hoffe wir zwei sind auch mal wieder auf so einer tollen Tour unterwegs.

alexz hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. April 2014 um 12:59
Ja das wäre mal wieder dringend notwendig und toll !!!


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