Khan Tengri Trekking


Publiziert von Matthias Pilz , 22. September 2013 um 20:19.

Region: Welt » Kirgisistan » Inylchek
Tour Datum:11 Juli 2013
Zeitbedarf: 15 Tage

Einen Großteil des Sommers verbrachten wir heuer in Kirgistan, zuerst für ein zweiwöchiges Trekking und anschließend für eine Expedition auf den Khan Tengri. Im Folgenden der Bericht vom Trekking-Teil. Einen Bericht der Expedition gibt es hier.
 
Unser Ziel war das Trekking „Im Herzen des Tien Shan“ ins südliche Basecamp des nördlichsten 7000ers Khan Tengri im Tien Shan Gebirge zu machen. Der Khan Tengri liegt genau an der Grenze von Kirgistan, Kasachstan und China. Wegen der komfortablen Anreise per Hubschrauber ins Basislager ist der Berg in den letzten Jahren ein begehrtes Ziel für bis zu 150 Bergsteiger pro Saison. Diese dauert von Anfang Juli bis etwa Mitte/Ende August. Aufgrund der riesigen Wiesenflächen rund ums Tien Shan Gebirge gibt es hier ein „typisches“ Wetter: Bis etwa 14h wolkenlos, dann aufziehende Wolken und gegen Abend etwas Niederschlag in Form von Schnee. Wegen massiven Niederschlägen im Frühjahr gab es dieses Wetter heuer leider nicht. Immer wieder zogen plötzlich Wolken auf und es gab starke Schauer mit Gewitter, Starkregen und Sturm.
Mit dabei waren heuer Karin, Ingrid, Gitti, Susanna, Monika, Bernhard, Armin, Tanja.  
 
11.7.: Flug von Wien über Istanbul nach Bishkek, der Hauptstadt Kirgistans. Wegen der späten Ankunft nur mehr Transfer ins Hotel.
 
12.7.: Mit einem Kleinbus fahren wir von Bishkek auf meist gut asphaltierter Straße gut 400km nach Karakol, ein großer Teil der Fahrt führt uns entlang des Issykkul-Sees . Karakol liegt auf rund 1700m und hat knapp 70.000 Einwohner.
Die Fahrt dauert fast den ganzen Tag.
 
13.7.: Nach einer Besichtigung der Dunganen-Moschee und der russisch orthodoxen Kirche fuhren wir ins nahe Prschewalski-Museum.
Mit einem LKW fuhren wir von Karakol über den 3822m hohen Con Asuu – Pass in die seit Ende der Sowjetzeit verlassene Stadt Enilcek. Nach einer Permitkontrolle fahren wir auf mittlerweile schlechter Piste nach Majda Adyr und weiter nach At Dzailjoo. Hier übernachten wir in Zelten, es gibt jedoch eine Aufenthaltshütte. Die Fahrt hierher dauert von Karakol rund 8h.
 
14.7.: Der erste Trekking-Tag. Der Weg führt uns entlang des Flusses Enilcek über flache Sandbänke taleinwärts. Der Weg ist großteils gut ausgetreten und einfach zu begehen. Es gibt jedoch einige Bäche aus Seitentälern die überquert werden müssen. Hier sind Sandalen oder Ähnliches sehr hilfreich. Einige Bäche sind bis zu 70cm tief, am Nachmittag wegen der steigenden Temperaturen können diese Bäche unpassierbar werden. Das Wetter zeigte sich von seiner unbeständigen Seite, zwei Mal wurden wir von einem massiven Schauer erwischt. Die Etappe dauert rund 7h.
 
15.7.: Nach ca. einem Kilometer erreichen wir den Gletscher, dieser ist anfangs vollkommen mit Schotter bedeckt. Der Weg führt anfangs durch ein trockenes Bachbett, danach über eine steile Flanke nach rechts hinauf auf die Seitenmoräne. Nun folgt man immer den rechten Gletscherrand, der seitlich zufließende Putevodnji-Gletscher wird einfach überquert. Kurz danach liegt bereits das heutige Camp. Dieses liegt in einer sanften Mulde und wurde nach dem nachmittäglichen Regenschauer zu einem Schlammlager!
 
16.7.: Der Weg führt uns heute über teils mühsames Blockgelände, ist landschaftlich aber sehr schön. Wir sehen viele hohe Gipfel und Gletscherbrüche. Kurz vor der Merzbacherwiese machen wir einen Badestopp bei einem kleinen See. Das Camp liegt auf der Merzbacherwiese, diese ist gerade flach genug um Zelte aufzustellen. Die Wiese ist jedoch sehr buckelig. Es gibt einige Container mit Messinstrumenten des Geoforschungszentrums Potsdam.
 
17.7.: Heute entweder Ruhetag oder Ausflug zum Merzbachersee. Der Weg führt uns kurz talauswärts, dann über schuttbedeckten Gletscher zu einem hellen, grobblockigen Streifen. Dieser wird mühsam überquert und man erreicht den deutlich weniger schottrigen Teil des Gletschers. Nun am aperen Gletscher bis zu einer Wetterstation und weiter, vorbei ein schönen Eistürmen, Richtung See. Ca. 1km vor diesem Umkehr wegen großer Gletscherspalten. Ein Weiterweg ist (heuer) nur mit Steigeisen und evtl. Seilsicherung sinnvoll. Um das Seeufer zu erreichen ist vermutlich leichte Eiskletterei in äußerst heikler Umgebung erforderlich.
Beim Umkehrpunkt gibt es schöne, gut zu besteigende Eistürme mit tollem Blick auf den mittlerweile fast leeren See. Dieser entleert sich zwei Mal jährlich selbstständig. Die im See schwimmenden Eisberge schließen das Loch dann wieder und der Wasserspiegel steigt wieder. Die sommerliche Entleerung findet im Durchschnitt zwischen 12. Und 14. Juli statt und dauert wenige Stunden bis einige Tage.
Der See begann sich am 14.7. zu entleeren. Am Rastplatz wurden wir durch massive Setzungsgeräusche des Gletschers unterhalten.
Beim Hinweg sollte man zahlreich Steinmänner aufbauen, diese erleichtern den Rückweg ungemein. Gehzeit rund 5h.
 
18.7.: Nach einem kurzen steilen Start geht es entlang eines Schotterbandes über den Gletscher. Der Weg ist landschaftlich sehr eindrucksvoll, wegen des Gerölls jedoch mühsam. Über weite Strecken können wir aber am blanken Eis gehen. Der Weg zieht sich, endet aber abrupt in einem Camp direkt unter einem markanten Felspfeiler. Am Nachmittag werden wir immer wieder von abgehenden Lawinen unterhalten. Ab hier liegen die Camps direkt am Gletschereis, es gibt aber Schaumstoffmatten als Unterlage. Gehzeit 6,5h.
 
19.7.: Nach dem nächtlichen Schneefall starteten wir heute bei Sonnenschein und schneebedeckter Landschaft. Der Weg ist ähnlich wie gestern, landschaftlich aber noch etwas schöner. Immer wieder reißen die Nebelfetzen auf und geben den Blick auf Pik Pobeda und Khan Tengri frei. Gegen Mittag beobachten wir eine riesige Lawine von Khan Tengri die sich über die gesamte Gletscherbreite (3km) ausbreitet. Nachdem man den Fuß des Pesna Abaya passiert hat, hält man sich rechts und erreicht etwa 150m abseites des Enilcek-Gletschers das Camp am Dikij-Gletscher. Dieses wird durch eine Spaltenzone erreicht. Gehzeit rund 5,5h.
 
20.7.: Die für die heutige Etappe veranschlagten 2-4h können wir heute nicht einhalten. Der Weg überquert gleich am Beginn zwei apere Gletscherströme. Diese sind von Tälern und Bächen durchzogen und die Wegsuche gestaltet sich mühsam. Nach gut 5h erreichen wir das Khan-Tengri Basislager in 4030m. Hier ist viel Betrieb, knapp 50 Zelte dienen als Ausgangspunkt für Bergsteiger um Khan Tengri und Pik Pobeda zu besteigen.
 
21.7.: Schon um 8 Uhr sind wir flugbereit. Nach einigen Flügen und einer Schlechtwetterphase werden wir gegen 14 Uhr abgeholt. Wir haben einen sehr angenehmen Flug über mehrere über 4000 Meter hohe Pässe. Für diese Touristenflüge stellt das kirgisische Militär während des Sommers einen MI-17 Transporthubschrauber zu Verfügung. Nach etwa 40 Minuten landen wir in Karkara direkt an der kasachischen Grenze. Die anschließende Autofahrt nach Karakol dauert 3,5h und führt über großteils mäßige Schotterpiste.
 
22.7.:  Von Karakol fahren wir mit dem Auto nach Aksu, einem kleinen Dorf etwa 15min außerhalb von Karakol. Nun wandern wir entlang einer Forststraße in 4 Stunden flottem Tempo nach Arashan zu den heißen Quellen. Hier gibt es einige Häuser in einem Hochtal auf etwa 2750m. Die Landschaft ist hier sehr ähnlich wie bei uns in Österreich. Nach dem Essen und einer Rast können wir am Nachmittag baden gehen. Der Eintritt für eine Stunde beträgt 4USD/Pers.. In einer Holzhütte, direkt am Fluss, gibt es ein ca. 3x3 Meter großes verfließtes Becken mit 39°C heißem Wasser. Die Nacht im Zelt ist kalt und regnerisch.
 
23.7.: Nach dem Frühstück zeigt und unsere Wanderführerin Irena die Quellen weiter unten am Fluss. Diese sind auch gefasst aber nicht so sauber. Vor allem gibt es viele Algen. Vom ersten Camp in Arashan geht man talauswärts, nach dem Bach links über die Wiese hinab zum Fluss. Nach ca. 5min liegen am Flussufer zwei herzförmige Becken mit etwa 32°C warmen Wasser. Über einen exponierten Weg entlang des Baches erreicht man weitere 5min weiter talauswärts eine zweite, 37° C warme Quelle. Sie ist mit einer Steinmauer überdacht. Weitere 5min talauswärts liegt ein (sehr nach Schwefel riechendes) Becken unter einem Felsüberhang.
Ein Teil der Gruppe unternimmt noch eine kleine Wanderung während der Rest badet. Um 13 Uhr fahren wir mit dem Gelände-LKW über den gestern zu Fuß zurückgelegten Weg in 2,5h nach Karakol. Die Fahrt ist sehr spannend und noch etwas wilder als die nach At Jaijloo. Nach einer kurzen Pause fahren wir ins Hotel Ak Maral am Issykkul-See. Hier checken wir in einer unglaublichen Hotelanlage ein.
 
24.7.: Traumhafter Badetag im etwa 22° warmen See. Das Hotel hat durchaus europäisches Niveau und es gibt Sandstrand.
 
25.7.: Nach dem Frühstück kommen Hans und Joe ins Hotel. Sie sind ebenso wie wir über Istanbul und Bishkek angereist.
 
26.7.:
 
Rückblickend war das Trekking-Programm sehr schön und durchaus eine sehr empfehlenswerte Alternative zu „bekannten“ Trekking in Nepal oder Indien. Die Tour wird im allgemeinen nur mit Unterstützung einer kirgisischen Agentur gemacht, vor allem auch deshalb, weil die Camps fix aufgebaut sind und man sich wie bei uns auf einer Hütte einmietet. Betreiber der Camps auf der Südseite des Khan Tengri ist „Ak Sai Travel“, die Agentur ist durchaus empfehlenswert, obwohl wir beim Expeditionsteil auch massive Probleme hatten.
Der Weg ist für durchschnittliche Wanderer gut machbar, die Schlüsselstelle stellen wohl die Bachdurchquerungen dar. Am Gletscher ist gutes Orientierungsvermögen und „alpines Gespür“ notwendig. Seilsicherung oder Steigeisen sind wegen dem durchgehend aperen Gletscher nicht erforderlich.
Am Beginn des Trekkings gibt es deutliche Wegspuren, ab dem 3. Tag bewegt man sich in völlig weglosem Gelände.

Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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 18003.gpx Track der Tour

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Kommentare (2)


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eisblume hat gesagt: Khan Tengri BC...
Gesendet am 22. September 2013 um 22:13
menno, da wollte ich auch hin auf meiner Kirgistan-Reise im August...
zunächst jedoch viel zu viel Neuschnee, dann war die komplette Zufahrtsregion gesperrt, kein Durchkommen mehr.
Nun kann ich wenigstens tolle Fotos schauen - DANKE!

beudi hat gesagt:
Gesendet am 23. September 2013 um 20:01
Tolle Bilder! Ich bin die Tour kurze Zeit später gelaufen, hatten anfangs viel Glück mit dem Wetter, aber am Ende dann viel viel Schnee

Viele Grüße


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