Sophienhöhe (302 m): Ausblicke auf´s Rheinland


Publiziert von morphine , 15. Oktober 2012 um 13:28.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum: 7 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Kartennummer:Karten auf Schautafeln am Weg

Sophienhöhe, was ist das?

Im Jahr 1978 begann der oberirdische Abbau von Braunkohleflözen östlich von Jülich. Der Braunkohletagebau erhielt den Namen der nahegelegenen Ortschaft Hambach. Riesige Schaufelradbagger fraßen sich bis heute fast 400m tief in die Erde. Gleichzeitig wurden die enormen Abraummengen als gigantische Hochkippe durch die sogenannten Absetzer abgelagert. So entstand im Laufe der Jahrzehnte die Sophienhöhe. Sie ist an ihrer höchsten Stelle, dem Steinstraßer Wall, ca. 302 m hoch und überragt die Ortschaften der nördlich gelegenen platten Jülicher Börde damit um bis zu 218m. Auf der anderen Seite der Kippe geht es rund 600 m tief hinunter bis zum Grund des Tagebaus. Da die Kippe in ihrer Ausdehnung immer noch weiter wächst, ist ein direkter Tiefblick vom höchsten Punkt (Steinstraßer Wall) aber nicht möglich.


Die Wanderung

Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Lotsenstelle 43 am westlichen Rand der Sophienhöhe in der Nähe der Ortschaft Setternich. Einen relativ direkten Aufstieg zur Hochfläche zu finden, ist gar nicht so einfach. Das Wegenetz unterliegt hier dem ständigen Wandel. Wege, die auf den Karten verzeichnet sind, wurden offensichtlich mittlerweile aufgegeben. Dafür sind neue hinzugekommen.

Ich orientierte mich nach Süden und begehe zunächst den Weg am Fuß der Halde. Vorbei an freien Ackerflächen zur Rechten, taucht der Weg bald in den Wald ein. Kurz nach einer weiß-roten Schranke beginnt der eigentliche Aufstieg.

Man benutz dabei am Besten den Anstieg nach links, der in Richtung Norden die Halde hinaufführt. Im Anschluss führen die Anstiege durch den Wald mit stetigem Richtungswechsel immer weiter nach oben. Zuletzt trifft man auf einen breiten Weg, wo es nicht sofort weiter bergauf geht. Hier wendet man sich nach rechts und wandert vorbei an der Abzweigung "Krummer Weg" bis zum nächsten Hinweisschild zum Wildgehege.

Hier biegt man links ab und es geht gemächlich bergauf links am Gehege vorbei, wo sich eine kleine Herde Mufflons tummelt. Am Ende des Geheges angelangt erreicht man jetzt die weite Hochfläche der Sophienhöhe.

Hier befindet man sich in einem Bereich, der noch nicht so lange für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Viel Ginster, Dornengestrüpp, und kleinere Bäume auf kiesigem Boden beherrschen das Landschaftsbild.

Ich folge einem offensichtlich weniger benutzten Weg genau in Südost-Richtung und treffe auf eine kleine Holzhütte inmitten eines großen Steinkompasses. Ich sehe ein großes aus Steinen gelegtes W (Dort wo Westen sein müsste). Doch die anderen Himmelsrichtungen sind mit einem E bzw. einem R sowie einem gekreutzen Eisen & Schlägel geschmückt. Letzlich steht dort "RWE" mit dem Bergbausymbol. Es handelt sich vermutlich um eine konzerneigene Kompass-Variante.

Ich verlasse den Kompass Richtung Osten. Bald schon wendet sich der Weg nach Süden. In der Nähe sieht man einen großen Absetzer. Ich bleibe immer auf dem Hauptweg der leicht bergab weiter führt und einen großen Bogen bis wieder in nördlicher Richtung vollzieht. An einer Kreuzung biege ich rechts ab und wandere wieder bergauf. Später lande ich wieder beim Kompass.

Diesmal verlasse ich den Kompass -vorbei an dem Stahlgerüst eines Wetterradars- in nordöstlicher Richtung und erreiche in einem großen Halbbogen nach links den Turmweg. Hier halte ich mich links und es geht durch Wald bis zu einer Abzweigung nach rechts, wo der Weg recht steil zum Steinstraßer Wall mit seinem Römerturm ansteigt.

Beim Abstieg steige ich den schmalen steinigen Pfad, der direkt vom Turm nach Nordwesten zu einem breiten Weg abfällt, hinunter. Hier biege ich rechts ab. Durch offene Gras- und Wiesenlandschaft geht es ein kleines Stück hinunter, bevor ich links einen kleinen Trampelpfad durch die Wiese (Abkürzer) benütze. Nach ein paar Schritten erreiche ich wieder einen breiten Weg. Es handelt sich dabei um den "Krummen Weg", den ich nach links verfolge. Nun geht es immer auf diesem Weg verbleibend gemächlich wieder hinunter. Der Weg endet dort, wo ich beim Aufstieg an seinem Hinweisschild vorbeigelaufen bin. Nun gehe ich nach rechts und erreiche schon bald wieder den großzügigen -im Zick-Zack angelegten Weg- den ich zuvor im Aufstieg vom Fuß der Halde benutzt habe.


Aussichten: Faszinierend, da ungewohnt!

In der klaren Herbstluft fällt es einem schwer zu verstehen, was man von diesem künstlichen Aussichtsberg mitten im Rheinland so alles sieht. Kenntnisse der Gegend sowie ein gutes Fernglas (Zoom-Kamera) vorausgesetzt, sieht man von den Schloten im Raum Duisburg/Krefeld bis zum Siebengebirge südlich von Bonn. Von den Hügeln des Bergischen Landes jenseits des Rheintals bis zu den Höhenzügen der nahen Nordeifel. Man kann nach Köln und Düsseldorf schauen. Die Landschaft ist geprägt von Feldern und Wäldern auf der einen Seite und einer Vielzahl von Industrieanlagen, Straßen, Ortschaften, Städten, Stromleitungen sowie unzähligen Windrädern auf der anderen Seite. Neben dem Überblick über die komplette Rheinische Bucht sieht man auch noch weit in die Nachbarländer Niederlande und Beglien hinein.


Anmerkungen:

Auf der Sophienhöhe kann man sich die Füße platt laufen. Ca. 100 km Wegenetz überziehen die riesige Kippe. Vor allem die unteren Wege laufen auf kleinen Terrassen halbkreisförmig mehr um den Berg herum ohne an Höhe zu gewinnen. Wer also nicht ewig ziellos dahinlaufen will, sollte sich an den oben beschriebenen Aufstieg halten.

Die Karten an den Schautafeln sind grottenschlecht und im Detail auch längst nicht aktuell. Aber um zu den wichtigsten Punkten zu gelangen reicht es aus.

Der labyrinthische Charakter des Wegenetzes hat dazu geführt, dass überall auf dem Berg verstreut durchnummerierte Notrufpunkte eingerichtet wurde. Hat man sich verlaufen, wählt man die 112, gibt die Nr. des Notrufpunktes an und Rettung naht.

Die Bilder stammen von meinen Besuchen am 30. September 2012 und 7. Oktober 2012!

Tourengänger: morphine


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Kommentare (2)


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garaventa hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2012 um 06:27
vielen Dank für Deinen interesanten Bericht, direkt aus der Heimat.

Hatte schon lange einmal vor, mit der Familie dort hinauf zu gehen und Dein Bericht wird hoffentlich nun dazu führen, dass wir dies bald in die Tat umsetzen.

Kaltes Winterwetter garantiert uns dann sicher eine vergleichbar gute Aussicht.

Gruss garaventa

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Oktober 2012 um 21:40
Hallo garaventa,

klare Luft ist der Schlüssel! Eine Tour auf die Sophienhöhe lebt insbesondere von der weiten Rundsicht.
War in diesem Monat auch auf den Steinkohlehalden von Baesweiler und Hückelhoven. Ist irgendwie interessant, die eigene Heimat mal aus anderer Perspektive zu betrachten. Jetzt stehen noch die Zechenberge in Alsdorf, Merkstein und Übach-Palenberg aus, die ebenfalls für die Allgemeinheit zugänglich sind.Im flachen Kreis Heinsberg bzw. Aachener Land reichen ja schon wenige Höhenmeter für eine tolle Fernsicht aus.

Gruß
morphine


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