Russland Teil 5: Zurück, Pause, Ukyu (4334m)
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18. Juli 2012:
Eigentlich steht als Frühsportprogramm der Pik Freshfield auf dem Programm. Er liegt nördlich vom Biwakplatz, zwischen Pik Sella und Pik Semenov und kann über eine Route bestiegen werden, die vom gleichen Kessel ausgeht, den man auch beim Zustieg zum Semenov nutzt (3A). Allerdings ist dies nicht begehbar, da das Firncouloir ausgeapert ist. Der Normalzustieg zum Freshfield ist laut Camp-Leitung "Trekking" (1A) und nicht wirklich spannend. Eine spontan auftretende Schuttallergie führt dazu, dass wir einfach liegen bleiben, als der Wecker klingelt. Stattdessen wird gemütlich gepackt, und gegen 10 Uhr brechen wir in aller Ruhe in Richtung Camp auf. Ein paar Soldaten und Stunden später trudeln wir im Camp ein, verstauen das Gepäck und belagern die Bar.
19. Juli 2012:
Pausentag, Martin geht weitere Spax besorgen und schraubt seinen zweiten schuh zusammen, den Rest des Tages verbringen wir im Klettergarten und an der Bar.
20. Juli 2012:
Da sich Roxana am Vortag nicht so gut fühlte und wir ausser Alis Kommentar "Weather no problem" keine detailiertere Vorhersage für die nächsten Tage besitzen, verzichten wir auf die beiden interessantesten Varianten, die wir uns so ausgetüftelt haben. Gestola wäre toll, aber man benötigt 4 Tage für den Normalweg (und überschreitet drei weitere 4000er). Der Kundun-Mishirgi liegt sehr abgelegen, alleine für den Anmarsch ins Biwak auf knapp 3900m werden 10 Stunden veranschlagt, und die Routeninfos sind mehr als spärlich. Also nehmen wir die populäre Variante 3 - Ukyu.
Vom Camp aus geht es wieder ins Mishirgi-Tal, diesesmal jedoch auf der linken Seite. Der Bach in der Talmitte wird direkt am Camp überquert, dann geht es die Seitenmoräne rauf bis auf 2600m. Die Blumenpracht entlang dieser Strecke ist schlichtweg umwerfend und stellt alle anderen Wege weit in den Schatten. Nachdem ein Bach überquert ist geht es links den Hang über einen sehr steilen, aber sehr gut ausgetretenen Bergpfad hinauf. Der "Ausbaustand" ist kein Wunder, wir sind nicht alleine unterwegs und da alle mit schwerem Gepäck wandern sorgen die Leute für die tiefe Spuren im Untergrund. An einer ersten Schutzhütte auf einem Absatz auf 3080m machen wir eine erste Rast. Die Hütte ist ziemlich sauber, sieht stabil aus und bietet problemlos 20 Leuten Platz.
Nach weiteren 100Hm sehen wir dann bereits den Ukyu-Biwakplatz, beschliessen aber in Anbetracht der Zeltanzahl und eines schönen, topfebenen Sandplatzes vor unserer Nase, gleich hier unser Lager aufzuschlagen. Wasser muss zwar aus knapp 250m Entfernung besorgt werden, aber mit unseren Flaschen und einigen vorgefundenen Pullen ist das kein Problem.
Nachdem das Zelt steht kommt der erste Luxusartikel zum Einsatz - ein Tarp. Eigentlich als Regenhülle für das Expeditionszelt gedacht, dient es nun als Sonnensegel. Und so verbringen wir im Schatten den Nachmittag, während rings herum Leute und Ziegen turnen. Später erkunden wir dann den eigentlichen Platz und finden heraus, dass dieser sich über mehrere hundert Meter das Tal entlangzieht und sicher 50 Zelten Platz findet. Da die Leute wohl länger Campieren finden wir diverse Sitzecken, Tische, Mauern und Wälle, alle aus Stein gebaut. Bei der kleinen Schutzhütte (3 Personen) ist sogar ein Schachbrett auf den Felsen gemalt.
21. Juli 2012:
Heute ist Ukyu-Tag, eine 2A-Route steht an. Vom Zelt aus gehen wir zum Camp, durchqueren es und folgen dem Tal weiter aufwärts. Die grossen Felsblcke weichen bald Geröll, dann aperem Eis des Gletschers. Recht bald überqueren wir diesen wieder und verlassen ihn in Richtung Ukyu. Wir erklimmen über Schutt (was sonst) und losem Geröll, welches sich als vergleichsweise stabil herausstellt einen Hang und weiter eine Rinne zum SO-Grat.
Dort legen wir die erste kurze Pause in der Morgensonne ein und bewundern eine Seilschaft, welche offensichtlich und gut hörbar damit beschäftigt bzw. ausgelastet ist, sich nach oben zu arbeiten. Minutenlang kleben sie an einem flecken Eis herum und brüllen sich Kommandos zu. Da wir keine Lust auf Kälte und Warterei haben, beschliessen wir ihren Bereich (links vom Grat einen Turm umgehend) einfach rechts vom Grat zu umklettern, denn da haben wir Sonne. Problemlos kommen wir vorwärts, endlich haben wir etwas Fels in der Hand und nicht nur Stöcke und Geröll. Wir erklimmen den Grat, folgen diessem und weichen an einigen Stellen wieder in die rechte Wand aus. Vereinzelte Kratz- und Felsabnutzungspuren zeigen, dass andere ebenfalls schon unterwegs waren, dennoch muss jeder Tritt und Griff überprüft werden, denn ein Abflug in dem ausgesetzten Gelände wäre fatal.
Die Gruppe brüllt sich noch Befehle zu als wir nach 1.5 Stunden (ab Grateinstieg) den Gipfel erreichen. Nach einiger Zeit trudeln die ersten Drei ein, wir tauschen Müsliriegel und Gummibärchen. Die zweite Gruppe (von der ersten als "Noobs" bezeichnet) erreicht das Ziel, als die erste bereits wieder im Abstieg ist. Sie besteht aus einem Pärchen sowie einer recht rüstig dreinschauenden Frau Mitte fünfzig, und der Grat hat sie schwer beschäftigt.
Wir verziehen uns wieder abwärts, überholen die andere Gruppe (diese rastet keine hundert Meter weiter unten wieder) und nehmen nun den Weg, den sie im Aufstieg genutzt haben. Nach einer unschweren Firneinlage folgt ein kurzer Oho-Effekt an einer Felskante. Die dort befindliche Felsplatte entpuppt sich jedoch bei näherer Betrachtung als harmloser IIer, den man mit Steigeisen problemlos runter kommt. Nach der folgenden weiteren Firnpartie stehen wir dann wieder am Einstieg und wenig später auch unten am Gletscher bzw. am Zelt.
Routenbeschreibung:
Man durchwandert das Ukyu-Camp talaufwärts und trifft nach kurzer Zeit auf das Gletscherende, welcher sich vom Pik Dumala herab zieht. Über grosse Felsen und weiter oben dann Schutt/Geröll folgt man dem Gletscher aufwärts (einzelne Steinmännchen), wobei man sich auf der Mittelmoräne hält Auf ca. 3900m biegt man nach Norden in einen schuttigen Hang ab, nachdem man zuvor eine Firnrampe passiert hat, welche sich in südliche Richtung zwischen Pik Archimed und Dumala emporzieht. Über Schutt/Geröll folgt man dem Hang hinauf, weiter durch eine schuttige breite Rinne bis zum SO-Grat am Ukyu. Ab hier folgt man dem Grat bis zum Gipfel (II, Stellen je nach Routenwahl auch mal III), wobei Aufschwünge im Grat im unteren Bereich links oder alternativ rechts, weiter oben rechts vom Grat in der Wand umgangen werden (teilweise loses Gestein). Eine Felsplatte im linken Wandteil kann einfach über einen breiten Riss (von oben schlecht sichtbar) erklommen oder abgestiegen werden (II).
Ausrüstung:
Stöcke, Steigeisen, Helm, Eispickel. Eventuell Gurt/Seil für Leute, die Probleme mit Frischluft unter dem Hintern Probleme haben.
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