Toklat Ridge Peak - der lange Grat


Publiziert von Delta Pro , 3. Juli 2012 um 07:51.

Region: Welt » United States » Alaska
Tour Datum:20 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1780 m

Eine unvergessliche Bergtour auf wohl noch nie begangenen Routen - die Überschreitung des Toklat Ridge Peaks

Der lange Grat östlich des Toklat East Fork Rivers war uns sofort ins Auge gestochen. Über fast 4 km windet er sich über verschiedene Kuppen hinauf und gipfelt in einer grandiosen Schneekuppe. Besonders die Türme zwischen dem zerissenen Vorgipfel und dem Hauptgipfel bereiteten uns Sorgen. So kam es, dass wir unsere Routenwahl ungewollt anpassen mussten und dafür richtiges Nordwand-Feeling kriegten. Das Zeitmanagement unserer Tour war tatsächlich etwas aussergewöhnlich. Immer noch mit Jetlag nutzten wir den "freien" Nachmittag am Tag zuvor um zu schlafen und starteten vor 1 Uhr nachts zur Tour - kein Problem, da es zu dieser Jahreszeit in Alaska nie dunkel wird.

Vom Lager über Gras und Geröll auf den ersten Vorgipfel und weiter mit viel Schutt unter den Füssen den Grat hinauf. Die meisten felsigen Abschnitte des Grates stellen keine grossen Probleme dar, da es passable Weglein der Dall-Schafe gibt, welche die Schwierigkeiten umgehen. Der Grat zieht sich beträchtlich in die Länge und immer wieder muss von kleineren Bergkuppen abgestiegen werden. Nach gut zwei Stunden nähern wir uns endlich den Felsen des letzten Vorgipfels. Anfangs können wir den Nagelfluhrippen noch gut ausweichen, doch es wird immer mühsamer. Klettern im unzuverlässigen Fels ist kaum möglich, das Gelände ist äusserst unübersichtlich und wir sehen keine Chance uns durchzuschlagen. Nach einigen Versuchen geben wir auf und halten nach Alternativen Ausschau. Vor unseren Füssen bricht eine "Wand" rund 300 m zum Gletscher ab. Gibt es da ein Durchkommen? Wir folgen einer Geröllrinne, welche die Wand schräg durchschneidet, können uns dann in eine nächste mogeln und kommen so in die übersteilten Geröllflanken darunter. Ein extrem schuttiger Abstieg!

Der Gipfel ist noch nicht abgeschrieben. Über eine Firnwand lässt sich der Grat nach dem Vorgipfel wieder erreichen. Wir montieren die Steigeisen und spuren die steiler werdende Flanke hinauf. Die Nacht war zu wenig kalt um den Schnee zu frieren, so dass man bei jedem Schritt tief einsinkt. Je weiter wir nach oben kommen, die Flanke ist jetzt rund 50° steil, desto schlimmer wird es. Zum Glück brennt die Morgensonne noch nicht, sonst wär's uns definitiv nicht mehr wohl... Schliesslich ist es geschafft und wir stehen auf dem Grat. Noch gibt es zwei Türme zu überwinden, bevor wir auf der finalen Schneeschneide stehen. Vor allem der zweite hat es in sich und erfordert etwas Kletterei. Dann spuren wir die geniale Schneeflanke auf den Gipfel - was für eine Freude, dass wir es doch noch geschafft haben! 

Links und rechts türmen sich Gewitterwolken. Obwohl es erst halb 6 Uhr morgens ist, haben wir es eilig hinunterzukommen. Um die Überschreitung perfekt zu machen, folgen wir dem langen Ostgrat, welcher nicht schwierig ist, jedoch stellenweise sehr tiefen und mühsamen Schnee zu bieten hat. Vom Pass aus wird es angenehmer und wir steigen über den Gletscher und viel Geröll das versteckte Tal am Fuss unseres Berges ab, welches uns angenehm zurück zum Zelt bringt.

Da wir zeitlich eh schon ziemlich durcheinander sind, kochen wir um 8 Uhr morgens das "Abendessen" und brechen dann einer ausgiebigen Rast auf um zurück zur Parkstrasse zu wandern. Man hat uns eine Route über einen kleinen Pass vorgeschlagen, die streckenmässig kürzer als die Schwemmebene ist. Dass diese Route im unteren Teil ziemlich übel durch Gebüsch führt und daher nicht besonders empfehlenswert ist, sollten wir bald bemerken. Zuerst geht es über weite Grasebenen hinunter in ein Flusstal. Wir wechseln die Seite des Bächleins um nicht ins Sperrgebiet um den Sable Pass zu kommen. Im dichten Buschwerk kommt man nur mühsam vorwärts, und, was noch schlimmer ist, allfällige Begegnungen mit Bären finden ungeplant statt... So rufen und pfeifen wir und hoffen, dass man uns hört. Wir entdecken zwei "Felsen" im Buschwerk, vielleicht 100m vor uns. Eckig und reglos - das können keine Bären sein! Um sicher zu gehen beobachten wir die "Felsen" weiter - und siehe da, plötzlich verwandeln sie sich in zwei grosse Grizzlys, welche sich auf den direkten Weg zu uns machen. Schnell wechseln wir die Route, bringen einen Kamm zwischen uns und die Bären und dringen ins nächste Dickicht ein. Mittlerweile regnet es in Strömen. Alles ist komplett durchnässt, Flüsse durchwaten wir jetzt mit den Wanderschuhen. Auf Tierpfaden schlagen wir uns weiter durchs Unterholz und sind froh, als wir schliesslich die Strasse erreichen.  

Tourengänger: Delta


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