Haute-Corse: 1 Woche mit Gleitschirmlern


Publiziert von tschiin76 , 13. Mai 2010 um 17:41.

Region: Welt » Frankreich » Korsika
Tour Datum:25 April 2010

Sonntag: Fahrt nach Savona in einem 4x4 Toyota-Büsli. Kurz vor Genua stehen wir im Stau. Erst nehmen wirs locker, dann nach ca. 2 Stunden Stehen: erreichen wir die Fähre noch? Es reicht, aber knapp. Wir logieren in einer Kabine, man wird auch nicht jünger....Vor 9 Jahren schliefen wir noch in unbequemen Sesseln und froren. Dieses Mal wirds recht angenehm, ich schlafe gut. Das Znacht bekommen wir im Restaurant, dem Publikum zufolge fühlen wir uns aber eher in einem Altersheim...

Montag: Ankunft in Bastia um halb 8, begleitet von einer Gruppe Delfinen, die Springübungen macht im rosaroten Morgenlich. Wir fahren  über den Col de Teghime nach St-Florent. Erstes Beschnuppern der Insel: es verspricht ein sonniger Tag zu werden. Nach einigem Suchen finden wir unsere Unterkunft in der Nähe der Barrage de Padula.  Das Tor ist schwer zu erkennen, nur ein kleines, beim Vorbeifahren kaum lesbares Schild hätte uns den Weg gewiesen. 
Das Haus ist einstöckig, von einer Familie geführt, mit lediglich 4 Doppelzimmern, die wir gänzlich belegen. Wir sind die einzigen Gäste und dementsprechend werden wir verwöhnt.
Vor dem Haus entdecken wir einen Pool und ein Jacuzzi, was will man mehr! Rund um das Anwesen Mandelbäume und Tiere, total auf dem Land und sehr idyllisch. Der Empfang herzlich, die Zimmer jedes individuell gestaltet und mit Liebe eingerichtet. Die sanitären Anlagen sind tadellos.
Dann gehts für die Gleitschirmler an den Übungshang gleich nebenan.
Es ist warm und duftet nach Kräutern, ich schaue zu und nach den Hunden. Ich darf sogar auch mal einen Gleitschirm aufziehen! Ob ich doch noch zu fliegen beginne?
Danach ein erster Versuch am Soaringhang: die Flieger plumpsen vom Berg, nichts mit Aufwind oder Thermik. Die Stimmung ab Abend ist gut, noch liegt ja eine ganze Woche vor uns.
Das Znacht essen wir in St-Florent, es gibt feinen Risotto und Pizze.
 
Dienstag: Die Gleischirmler versuchen zu soaren, ich mache eine Wanderung zur Punta Mortella. Als ich am frühen Nachmittag meine Wanderung beende, sind sie am Strand von Ostricone. Aus dem Soaren ist nichts geworden, der Wind stimmte nicht.
Ich fahre ihnen entgegen über die Bocca di Vezzu. Wilde Gebirgslandschaft, faszinierend. Im SAC-Heftli "Die Alpen" habe ich darüber einen Bericht gefunden. Irgendwann will ich da nochmals hin und herumstreifen.
Fast am Strand kreuze ich die anderen, sie wollen zurück und in den Jacuzzi, nur aivla begleitet mich nach Calvi.
Es soll einer der schönsten Orte der Insel sein, naja, ich habs mir spektakulärer vorgestellt. Die Altstadt ist ok aber nichts berauschendes, vielleicht liegts daran, dass noch nicht Saison ist und noch einiges instand gestellt werden muss. Wir schauen Feuerwehrleuten bei einer Übung auf einem Turm zu. Diese ist allerdings schon kurz nachher zu Ende und die Truppe geniesst die Sonne.
Znacht in einem anderen Resti in St-Florent.

Mittwoch: Die ganze Gruppe steht wieder am Soaringhang, wieder Ostwind, wieder nichts mit am Hang entlang gleiten und mit dem Wind spielen. Enttäuschung macht sich breit.
Alternativprogramm: Bootsausflug zur Plage de Loto. Es wird trotzdem ein schöner Tag, ich geniesse ihn in vollen Zügen, den Gleitschirmler glaube ich gefällts auch, obwohl sie viel lieber in der Luft wären...
Ich erkälte mich, die Nase ist zu und das Atmen fällt schwer, vor allem im Liegen.
Ich fahre mit aivla im Citroen zurück, da ich anfangs noch nicht wusste, wie der Tag und das Programm werden würde.
  Bei der Unterkunft: kein Büsli, obwohl die anderen vor uns abgefahren sind. Wir beschliessen, sie nicht zu suchen, die würden dann schon kommen. Vor lauter Diskussion steige ich aus, ohne den Park beim der Automatenzitrone einzulegen und die Handbremse anzuziehen. Die Qittung kommt prompt: gerade eben um die Hausecke gebogen rumpelt es gewaltig: der Wagen ist fein säuberlich über zwei Mäuerchen parkiert und hängt in der Luft. Ich traue kaum meinen Augen und dann kommt der Schock und die anderen, die ihren Augen erst auch nicht trauen. Mit vereinten Kräften und einem Abschlepplastwagen ziehen wir die Zitrone wieder auf den Parkplatz. Es scheint nur wenig kaputt, mein Abend jedoch ist gelaufen, es tut mir irrsinnig leid und ich kann mich kaum beruhigen. Der Rest nimmts gelassen, es ist ja niemand zu Schaden gekommen...

Donnerstag: Wieder am Hang, sie können wenigsten fliegen, aber auch heute wenig Aufwind und schon gar nicht zum soaren. Ich verabschiede mich und fahre mit Janosch nach Nonza.
Nach meiner Erkundungstour und ausgiebigem Spielen im Wasser mit Janosch rufe ich aivla an. Sie sind am Sella de Pignu (unserem korsischen Säntis, der Anlage wegen, die auf dem Gipfel steht) und können den ersten Höhenflug dieser Ferien machen!
Ich fahre zurück Richtung St-Florent und bei Patrimonio sehe ich sie im Himmel. Dem ersten sinkenden Schirm folgend finde ich den Landeplatz, Janosch ist ausser sich, als er seinen Chef erblickt und begrüsst die Flieger mit Bellen.
Die Stimmung ist trozt erstem Flug mässig, es hat ein paar blaue Flecken und Blessuren gegeben und auch wieder keine Thermik, so dass das Flugvergnügen nach knapp 20min auch schon wieder vorbei war.
Es tut mir sehr leid für die Truppe. Wenigstens hatte ich einen schönen Tag.
Vor dem Znacht gehe ich noch den Sonnenuntergang fotografieren, heute essen wir bei Toni in der Unterkunft. Er zaubert ein feines corsisches Znacht auf den Tisch, wir sind begeistert.
Wir eröffnen ein Lazaret.

Freitag
: Ich mache meine zweite Wanderung: um 7 starte ich mit Janosch und bin knapp vor 9 in Haut-Asco.
Am Nachmittag fahre ich zurück und treffe die Gleitschirmler am Übungshang: mehr sei auch heute nicht gegangen. Erst wollten sie wegen Windmangels auch das abblasen, der Wind ist dann aber doch noch gekommen, und wie! Sie üben nochmals rückwärts aufziehen und weitere blaue Flecken kommen dazu, da der Wind nicht ganz so will wie er soll.
aivla und ich gehen noch junge Büsi schauen bei der Nachbarin, wir nehmen Janosch mit, der es aber nicht so lustig findet und alleine wieder zur Unterkunft und zu seinem Chef rennt....

Samstag: Letzer Tag. Die Hoffnung stirbt zuletzt: der korsische Flugchef meint, bei Calvi seis heute am ehesten gut zum fliegen. Wir nehmen wieder den mühsamen Weg über die Bocca de Vezzu unter die Räder und vor Calvi gehts ab in die Berge, um 1000 Kurven herum und der korsiche Chef fährt immer weiter und weiter.
Endlich kommen wir an den Startplatz, eine schöne Sicht auf das Figarellatal tut sich auf. Und wieder warten: auf besseren Wind, auf stärkeren Wind. Der korsische Chef meint, es werde später gut und wir würden erst mal was essen gehen, er hätte schon reserviert. Wir sind etwas vor den Kopf gestossen, wollen eigentlich gar nicht essen gehen, anstandshalber sagt aber niemand etwas dagegen. Wir gehen nach Montemaggiore, ein hüsches, an den Hang geklebtes Dorf mit eigenem Fels, auf der eine maximal coole Hütte steht. Würde mir auch noch gefallen, so zu wohnen....Es scheint eine Sommerresidenz zu sein.
Wir bekommen die obligate Charcuterie (Korsika ist für Vegetarier ein eher hartes Pflaster) und Reissalat, der ist fein aber eigentlich haben wir keinen Hunger und am Abend wartet ein weiteres üppiges Mahl auf uns.
Wir stehen wieder am Startplatz: der Wind kommt nun wider Erwarten so ungünstig, dass auch dieser Flugtag ins Wasser fällt. Als Alternative dürfen wir auf den Seilpark in Calvi. Wers mit der Sicherheit nicht so genau nimmt, hat dort seinen Spass. Dem schweizerischen Standart enspricht die Anlage nicht mehr, ich denke, es ist aber noch vertretbar.
Da ich nur die FlipFlop dabei habe und mir ein Herumgeturne in denselben etwas zu unfallgefährdet ist (schliesslich will ich die hiesige Sommersaison nicht verpassen) bin ich Fotografin und Hundesitterin. 
Das Wetter wird schlechter, dunkle Wolken ziehen auf und auf dem Heimweg fallen ein paar Tropfen.

Das Znacht in Campo die Monte ist unerwartet edel, uns wird das Menu bei jedem Gang erklärt, unsere Französichkenntnisse reichen knapp, um wenigstens einbisschen davon zu verstehen.
Wir sind die Banausen unter den Gästen und mit Sicherheit die lautesten, der Kellner geniesst unsere Unbeschwertheit und lässt sich auch zu Spässen hinreissen. Wir sind uns solch edles Tafeln nicht gewohnt und haben richtig Spass. 
Das Anwesen erinnert an ein schottisches Landhaus und da noch Nebel aufzieht wirkt es bei Dunkelheit richtig mystisch.
Wir begehen die Sünde der Völlerei, wir platzen fast ob dem vielen Essen und es ist echt gut.

Sonntag: Nach einem letzten reichhaltigen Zmorge reisen wir ab. Die Fahrt mit der Fähre wird endlos, das Meer ist grau und ebenso der Himmel.
In Genua regnet es was es kann, im Tessin ebenso, nach dem San Bernadinotunnel fahren wir in 10cm nassem Neuschnee die A13 hinunter, mit 30km/h. Zum Glück hat unser Büsli 4x4, die bergwärtsfahrenden Italiener bleiben stehen, sie werden wohl die Nacht auf der Autobahn verbingen...
Endlich, nach endloser Fahrt sind wir um 01:50 in Weesen, es regnet. Unser Privattaxi ist eben angekommen und bringt uns nach Hause. Um 3 sinken wir in die Kissen.

Tourengänger: tschiin76


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