Sgurr nan Gillean (964m)
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Die Isle of Skye, Innere Hebriden, Trauminsel vor der schottischen Westkueste. Auch im deutschsprachigen Raum bei Schottlandfans wohlbekannt. Was aber bei vielen alpengewoehnten Bergwanderern noch voellig unbekannt ist, ist der Gebirgszug der "Black Cuillin", das unumstrittene Highlight der britischen Inseln. Heute geht's auf einen der Cuillingipfel, den Sgurr nan Gillean (964m), (ausgesprochen "Sgurr nan Giljen") auf deutsch soviel wie "Jungmaennerspitze".
Die Black Cuillin sind das Beste, was Schottland bergtechnisch zu bieten hat. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von spitzigen Gipfeln und Zacken entlang eines mehr oder weniger halbkreisfoermigen Grates, eines ehemaligen Vulkankraters, im Sueden der Insel Skye. Der Grat bewegt sich meist in einer Hoehe von 800-1000m. Zwoelf Gipfel ueberragen die magische 3000Fuss-Grenze (914m), sind also sog. "Munros". Die Cuillin sind, im Gegensatz zu anderen Bergen in Schottland, durchweg felsig, damit also fuer anspruchsvolle Berggeher und Kletterer besonders interessant.
Die komplette Gratueberschreitung gilt als die Koenigstour. In Zahlen: 12km Weglaenge, 3000 Hoehenmeter, 30 Gipfel und Nebengipfel, hoechster Schwierigkeitsgrad = III, und mehrere Abseilstellen. Kompetente Bergsteiger brauchen bei guten Bedingungen ca. 15-20h fuer die Gesamtstrecke vom Ausgangspunkt Glenbrittle (Campingplatz) im Sueden bis Sligachan (Hotel) im Norden. (Die Bestzeit liegt irgendwo bei 3h)
Ich habe heute das "letzte" Teilstueck der Ueberschreitung als Hin- und Ruecktour begangen. Den Schwierigkeitsgrad habe ich mit T5 angesetzt, das aber nur wegen der obersten 50Hm (leichte Kraxelei bis II), sonst ist die Route T2-T4.
Vom Ausgangspunkt Sligachan scheint der Berg noch unmoeglich weit weg zu sein (ca. 5km Luftlinie), man gelangt aber auf einem hervorragenden Wanderweg (max. T2) leicht ansteigend in ca. 2h bis an den Fuss des Berges heran. Etwaige Fluesschen werden auf Bruecken oder Brettern ueberquert.
Irgendwann geht es auf einem etwas schuttigen Weg etwa 100Hm hoch auf ein flacheres Stueck mit vereinzelten grossen Felsbloecken, wo man wunderbar Rast machen, und den Ausblick auf das langestreckte Tal von Sligachan im Osten geniessen kann.
Hoch ueber dem Rastplatz, im Westen, thront schon der Gipfel, umrahmt rechts von der eindrucksvollen "Pinnacle Ridge" (nur fuer Kletterer) und links vom Suedostgrat, den wir benutzen werden. Man haelt sich suedwestlich in Richtung einer Schutthalde und steigt auf gelegentlichen Wegspuren (T3-T4) zum Grat.
Am Grat hat man dann zum erstenmal einen fantastischen Ausblick auf das Tal von Loch Coruisk, eines der schoensten und wildesten in Schottland, und natuerlich gegenueber auf die anderen Black Cuillin-Berge.
Von hier aus sieht der Weg zum Gipfel schwieriger aus als er ist. Man folgt dem Suedostgrat aufwaerts, leicht linkshaltend in anregender Kraxelei. Dies ist das beste Stueck der Wanderung, und fuer jeden erfahrenen und trittsicheren Alpenwanderer zu schaffen. Ein, zwei Aufschwuenge werden unter Zuhilfenahme der Haende ueberwunden (max. II), und schon befindet man sich auf dem Gipfel, der nur eine schmale, aber ebene Plattform von ca. 4 x 1.5m ist.
Die Aussicht ist bei gutem Wetter (sehr selten) schlichtweg ueberwaeltigend. In alle Richtungen gibt's was Interessantes zu sehen. Man ueberblickt praktisch die ganze Aufstiegsroute zurueck bis zum unmoeglich weit entfernten Sligachan. Im Norden kann man den Kletterern auf der Pinnacle Ridge zuschauen. Im Osten befinden sich die schoenen, rundlichen "Red Cuillin" hinter dem riesigen Trogtal von Sligachan. Im Sueden ist das Meer und dahinter die restlichen Highlands. Im Westen ueberblickt man praktisch den gesamten Black Cuillin-Grat. Ich habe fast 2h dort oben bei Sonnenschein und absoluter Windstille verbracht. Definitiv einer der besten Gipfel, auf denen ich je war. Und mit 964m gerade mal so hoch wie der Uetliberg bei Zuerich :-). Rueckweg, dann wie Hinweg.
Fazit: Bei gutem Wetter ein Traum, bei schlechtem Wetter schwierige Orientierung, aber dann wuerde ich diese Tour sowieso nicht empfehlen.

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