Farn auf Findling: Rarität im Gschmelltobel
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Wie am Vortag parkierte ich das Velo in der Nähe des Bushalts „Im Wiel“ zwischen Raperswilen und Illhart. Ich querte den Dorfbach im Gschmelltobel beim Tuubeschlag bei 506 m. Auf der Südseite des Bachs folgte ich dem Wanderweg nach Westen bis zur nächsten Brücke, bei der Mündung des Tüfelstobels bei 480m. Ich querte die Brücke und folgte dem Wanderweg auf der Nordseite bergauf bis zur Oberkante, dann ging ich links, nach Westen. Ich wollte zur Felswand, die ich am Vortag vom Bach her gesehen, aber dann oberhalb übergangen hatte. Als ich schon deutlich zu weit nach Westen gegangen war, stieg ich an geeigneter Stelle auf eine Terrasse auf halber Höhe ab und ging zurück nach Osten. Diesmal stiess ich tatsächlich auf die Lichtung, die unterhalb der Felsen zu sehen war und vermutlich das Ergebnis von Erdrutschen ist.
Der Sonnenhang
Die Böschung wurde diagonal nach oben von Rehespuren gequert, der Zahl der Spuren nach die reinste Autobahn. Für Nicht-Rehe ist der schmierige, aufgeweichte Mergel nur mit Vorsicht begehbar, wenn man da ausrutscht, gibt’s eine Talfahrt ohne Halt, und dann mitten ins dornige Gestrüpp am Fuss. Ich hatte Glück und erreichte die Sandsteinfelsen, die den Hang oben begrenzten. Dort war es sonnig und warm, ein Klima, das den Brombeeren sichtlich behagt und die sich dort breitmachten, wo ich es tun wollte. Platz besetzt. Ich folgte dem Felsband nach Westen und machte reichlich von der Drahtzange Gebrauch, um zwischen den Brombeerranken voranzukommen. Auch Weissdorn und Schlehe waren anzutreffen, eine dornige Gesellschaft. Dazwischen Pfeifengras und vertrocknete Fruchtstände von Wasserdost. Junge Triebe von Weiden, Pappeln und Kiefern rundeten das Bild ab. Ein schöner Fleck.
Die weisse Rinne
Von dort stieg ich wieder zum Bach hinab und folgte ihm am rechten Ufer mit der Strömung. Bald stiess ich auf einen markanten Abschnitt. Eine schnurgerade Rinne in weissem Mergel. Beeindruckend. Wenig später machte der Bach eine Linkskurve.
Gärten der Vertikale
In dieser Kurve wartete die nächste Überraschung. Eine senkrechte Böschung zur Rechten, mit schmalen Simsen, an denen orange-gelb verwelkte Gräser heraubhingen. Die Krönung der Gartenlandschaft: Ein moosgrüner Kalktuffaufbau mit kleinen Höhlen. Die Wand obenrum zu übergehen wäre eine längere Geschichte geworden, also beschloss ich, den Bach zu queren. Durch das Tauwetter war der Wasserstand höher, und so musste ich mir einige Sandsteinbrocken herbeischleppen, um so Trittsteine im Bachbett zu haben. Dann ging es am linken Ufer weiter.
Findling mit Steinmann und weisser Mütze
Es folgte ein Hangrutsch mit umgestürzten Bäumen. Über die Stämme drüber klettern und dann im weichen Erdreich einsinken... So erreichte ich die nächste Kurve nach rechts, wo ich den gesuchten Findling entdeckte. Er trug ein Steinmännchen mit weisser Schneemütze auf der Spitze. Der direkte Weg am Ufer über vorstehende Sandsteinplatten sah nicht mehr stabil aus, die vordere Platte war inzwischen zu dünn. Also stieg ich im Erdrutsch ein Stück auf, bis ich Waldboden erreichte, ging vor zum Findling und stieg dort ab. Das Gestein, aus dem der Findling bestand, konnte ich nicht gut erkennen, deutlich war nur, dass es kein hier anzutreffender Sandstein war, eher etwas Härteres. Der deutlich über zwei Meter hohe Stein nahm die linke Hälfte des Bachbetts in Anspruch, vor sich hatte er Treibholz angehäuft, hinter sich, in seinem Strömungsschatten, hatte sich eine Landzunge abgelagert. Gegenüber war die Mündung eines kleinen Bachs, der an der Tobelkante östlich von Schloss Klingenberg entspringt.
Cyrtomium Fortunei
Es klingt wie eine Zauberformel, aber es ist der Name eines Farns, den ich vor Jahren auf diesem Findling entdeckt hatte. Nur den Farn, nicht den Namen. Denn die Bestimmung verdanke ich einem Student aus Lausanne, der für infoflora.ch arbeitete. Fortunes Sichelfarn lautet eine Bezeichnung für ihn auf Deutsch. In der Schweiz wird er vor allem im Tessin gefunden, aber es gibt auch ein paar Funde nördlich der Alpen. Dies hier ist einer von ihnen (die Fundstellen sind bei Infoflora verzeichnet).
https://www.infoflora.ch/de/flora/cyrtomium-fortunei.html
https://fr.wikipedia.org/wiki/Cyrtomium_fortunei
Die französische Wikipedia schreibt: Cette fougère est originaire d'Asie (Indochine, Chine, Japon, Corée). On peut la trouver en France, échappée de jardins, en région méditerranéenne dans les lieux humides et ombragés. - Dieser Farn stammt ursprünglich aus Asien (Indochina, China, Japan, Korea). Man kann ihn als Gartenflüchtling im Mittelmeergebiet an feuchten, schattigen Stellen finden.
Nun, die Wedel auf der Vorderseite des Findlings waren weg, wie ich beim Näherkommen enttäuscht feststellte. Aber dafür gab es gleich an drei Stellen auf der Rückseite, der strömungsabgewandten und etwas schattigeren Seite mehrere Wedel davon! Er hatte also überlebt. Auch der Schnee, der wenig oberhalb im Moos hing, hatte ihm nicht geschadet. Aber war dem Findling treu geblieben, sonst fand ich ringsum nichts.
Nach einem Blick auf die hohen Felswände der Nordseite verabschiedete ich mich von diesem Ort und machte mich auf den Rückweg zum Velo, um vor dem Dunkelwerden dort einzutreffen.

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