Huebertobel, Ermatingen


Publiziert von konschtanz , 24. Mai 2024 um 18:24.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:17 Mai 2024
Wegpunkte:

In Ermatingen links hoch Richtung Fruthwilen, gleich danach Abzweiger links Wolfsberg, dann bergauf, am Scheibenstand mit Brunnen vorbei, beim ersten Abzweiger rechts. Dort biegt ein Schotterweg ab, rechts steht eine Kastanie mit einer Bank darunter. Auf dem Schotterweg vor bis zum geschlossenen Eingangstor der Villa Ulmberg, dann links, am Gehöft mit Gänsen, Hühnern, Ziegen und Hochlandrindern vorbei und geradeaus in den Wald. Nach 100 Metern kommt links eine Sandsteinwand. Dort stelle ich das Velo ab. Diese Wand ist heute die erste Begegnung mit Glimmersand.

 

Die Tobelwege hier sind zum Teil als Bike Trails umgewidmet und gestaltet worden. Eine Tafel des Wegnetzes ist im Eingangsbereich zu sehen. Von Fussgängern ist dabei Aufmerksamkeit, Vorsicht und Rücksichtsnahme gefordert, besonders in abschüssigen Bereichen. Mit Kindern würde ich solche Bereiche nicht begehen.

 

In der Kurve nach der Glimmersandwand schneidet der breite Waldweg den ersten Tobelarm, den Wolfsberger Tobel, wie der Unterlauf des Sangentobels genannt wird. Wenige Meter später zweigt ein Weg rechts ab, eine Bike-Route. Wo die Route eine Kurve nach links bergab macht, gehe ich geradeaus. Ich steige in der Böschung ab, bis ich eine Landzunge zwischen dem Wolfsberger Tobel und dem zweiten Arm des Sangentobel-Systems erreiche, dem Huebertobel. Hier ist die Mündung, die heute nach dem jüngsten Regen nicht zu übersehen ist. Von dem Vorsprung an der Mündung sehe ich gegenüber in der Böschung Felsbänke aus Sandstein.

 

Ich gehe links weiter, den Huebertobel aufwärts. Über die angeschnittenen braunen Mergelschichten beugt sich der Waldgeissbart, der zu blühen begonnen hat. Ich erreiche den Weg, der das Tobel quert. Der Bach wird durch ein Betonrohr unter dem Weg durchgeführt und bildet danach in einem kleinen Wasserfall – Sandstein über Mergel. An einer Betonwand zur Festigung des Wegs hat sich Hirschzunge angesiedelt. Wenn man am Weg steht und bachaufwärts blickt, sieht man zur linken einen steilen Abschnitt des Bike-Trails. Zwei Wegläufe führen durch Hohlwege, ein dritter, dazwischen, über eine Art Rampe mit steiler Kante. Das ist für die Liebhaber von halsbrecherischen Routen. Ich halte mich weiter am Bachlauf des Huebertobels. Ab hier ist kein Kontakt mehr zu den Bike-Trails. Schon bald sehe ich links einen Pfad ansteigen, der an den Fuss einer Höhle führt. Die halboffene Höhle ist in Glimmersand gegraben, dazu auch Tritte in die Sandsteinwand, um in die Höhle zu gelangen. Links von der Höhle sieht man im Sandstein schön die Kreuzschichtung, da hat der Glimmersandfluss sein altes Flussbett später teilweise angeschnitten und abgetragen.

Nach einer Pause steige ich bachaufwärts aus der Höhle aus und gehe in der Böschung weiter. Im Abstieg erreiche ich eine abgebrochene Buche, deren Stamm aussieht wie ein Klettergarten. Jeder Pilzkopf ein Griff, nur falsch rum. Von hier steige ich zum Wurzelballen des nächsten umgestürzten Baums auf. Wobei Ballen das falsche Wort ist: Die dünne, steife Wurzelmatte steht senkrecht zum Boden wie ein Irokesenschnitt. Dahinter liegt eine grosse Felsbucht, in die ich absteige. An der Basis, in Flussnähe, wieder Glimmersand. Darüber, meist verdeckt, Mergel. Weiter oben, braune Sandsteinbänke. Der Versuch eines Aufstiegs in der Diagonale bis zu den Sandsteinbänken missglückt. Die Bodendecke ist so dünn und die Neigung wird so steil, dass ich auch mit den Bergschuhen keinen Halt mehr habe.

Es geht weiter am Bach entlang, erstmal um die Ecke der Glimmersandwand. Ich wechsle auf die Gegenseite, wo ein Weg verläuft, der bei einem grossen Brennholzstapel zu enden scheint. Nicht ganz. Dahinter führen zwei Pfade weiter - einer rechts die Böschung hoch, einer weiter geradeaus am Bach entlang. Ich wähle diesen und stelle fest, dass es ein Wildwechsel ist. Er führt mich durch sumpfiges Gelände und Gesträuch, bis ich einen Pfad erreiche, der zwischen Wald und einem auf der Landkarte als Friedhöfli bezeichneten Gelände verläuft. Das Gelände rechts ist zwar durch Pfosten in Parzellen aufgeteilt,  erinnert aber auch nicht entfernt an einen Friedhof. Ansonsten zeichnet es sich durch üppiges, wild wachsendes Grün aus. Stellenweise sieht es aus wie ein verlandeter Teich: trockene Schilfhalme am Boden, frisch treibende Schilfstängel, dazwischen Brombeeren, Brennnesseln, Ackerkratzdistel, das klebrige Labkraut. Am Rande dieses - noch - kniehohen Bewuchses blüht der Wasser-Schneeball und der Schwarze Holunder, ich sehe einen Weidenstrauch und zwei hohe Silberpappeln. Würde gut zu einem Teichrand passen. Zur Linken sehe ich dann ein Betonrohr, das das Gelände zum Tobel hin entwässert.  Dann ist die Verlandung vielleicht doch nicht so natürlich verlaufen. Am Rand des Schilfgebiets steht ein Hochsitz. Luxuriös mit einem Autosessel ausgestattet. Von dort sehe ich auf einen Weiher, aus dem manchmal auch Frösche zu hören sind. Um den Weiher wurde sorgfältig der Rasen gemäht, das ist wohl privat hier.
Ich gehe in den Wald, bis ich einen Tobelarm erreiche, der als Leuetobel in die Karte eingetragen ist. Seine Mündung in den Huebertobel ist mit abgestürzten Bäumen zugeschüttet. Ich steige ein Stück im Leuetobel auf. Unter umgestürzten Eschen und Buchen liegt ein vom Rost zerfressenes Eisengerüst wie eine  überdimensionale Leiter. Vielleicht war das mal das Gerüst für eine mit Dielen belegte Brücke, möglicherweise zum Abtransport von Holz?

Ich nähere mich wieder dem Lauf des Huebertobels. Unten sehe ich eine breite Stufe mit Kalktuffüberzug. Etwas oberhalb eine Engstelle. Glimmersandstein-Brocken liegen am Ufer. In der Böschung steht Mergel an. An der Engstelle ist er mit Kalktuff überzogen. Nach dem letzten Regen rauscht es mächtig an dieser Stelle.
Dann klettere ich die Böschung hoch, bis ich eine Rehespur erreiche. Ich folge ihr um eine Ecke und steige mit der Spur ab in eine feuchte Senke mit Sumpfdotterblumen. Im Wurzelloch eines umgestürzten Baums sammelt sich Wasser. Abstieg zum Bach. Unter der Krone von lebenden Bäumen und umgestürzten verdeckt verbirgt sich hier ein schöner, zweistufiger Wasserfall mit einem flachen Becken dazwischen. Wenn weniger Wasser ist, kann man trockenen Fusses direkt im Wasserfall aufsteigen. Aber heute würde ich geduscht, wenn ich das versuchte. Also Aufstieg über einen morschen Baumstamm links, in rutschiger Böschung, an Haselruten hangelnd und hängend. Geschafft. Im Hang hoch. Ich stosse auf einen Grenzstein, der scheinbar mit der Inschrift "40" bezeichnet ist. Weiter oben ein Pfad, der an schönen Felsen vorbei führt. Glimmersandstein.

Inzwischen ist es schon nach 19 Uhr. Mehrmals höre ich die schöne Melodie des Pirols. Ist es wirklich ein Pirol oder eine Amsel, die seine Melodie gelernt hat? Ich weiss es nicht, ich sehe ihn nicht. Ich steige zur Oberkante der Felswand auf, die nach Osten flach in Waldgelände abfällt. Von dort komme ich an eine Hütte und wenig später an den Wegweiser zum Grauen Stein, einem Findling vom Rorschacher Berg, dem ich noch einen Besuch abstatte. 
 


Tourengänger: konschtanz


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