Overlook Mountain (956 m) - Winterwanderung mit astronomischem Höhepunkt
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Da es damals 1999 nicht geklappt hat, musste ich tatsächlich ein Vierteljahrhundert warten - und in die USA fliegen. Immerhin ein Land, in dem die Infrastruktur gut genug ist, um dem astronomischen Ereignis ohne den Aufwand einer Expedition in die Wüste oder die Südsee beiwohnen zu können.
Das entscheidende Gebiet war - wie üblich - ein schmaler Streifen, der sich in diesem Falle von Texas im Südwesten, über Städte wie Dallas, Indianapolis, und Cleveland, bis in den äußersten Nordosten der USA zog. Anfang April ist allerdings die Wetterfrage 'very tricky'. Die höchste Wahrscheinlichkeit für wolkenlosen Himmel ist in Texas. Trotzdem war ich etwas vorsichtig und hatte nur einen Flug nach New York gebucht. Der Big Apple mit seinen drei Flughäfen würde dann schon kurzfristig buchbare Verbindungen in die ganzen USA bieten.
Also habe ich mich für ein paar Tage im Großstadtmoloch einquartiert und alle paar Stunden die Wettervorhersage abgefragt. In der Stadt selbst war es saukalt und hat in Strömen geregnet. Außerdem hat New York auch noch ein Erdbeben erlebt (4.8), wovon ich außer dem plärrenden Alarm auf meinem Handy aber nichts gemerkt habe. Die vielen Wolkenkratzer stehen jedenfalls alle noch.
Es stellte sich dann heraus, dass die Wettervorhersage für den gesamten Süden und die Mitte der USA täglich schlechter wurde. Ungewöhnlich: Das beste Wetter war für den äußersten Nordosten - also die Neuenglandstaaten - vorausgesagt. Also kurzfristig umplanen, ein Auto mieten, und Richtung Norden an die kanadische Grenze fahren. Von New York sind das immer noch ca. 500 km. Bezahlbare Zimmer waren in der Region nicht mehr zu bekommen. AirBnB's gab's ab 1000 $ aufwärts - für eine Nacht versteht sich!
Meinen Stützpunkt habe ich schließlich für 3 Tage in ein extrem versifftes Motel in Albany verlegt, das gerade außerhalb der Zone lag. Am T-Day musste ich dann soweit wie möglich nach Nord(osten) fahren und bin schlussendlich ganz im Norden von Vermont gelandet, nur ein paar Hundert Meter von der kanadischen Grenze entfernt. Hier oben lag noch viel Schnee und die vielen Seen waren zugefroren. Aber dafür gab es strahlend blauen Himmel, keinen Wind, und die Temperaturen waren erträglich genug, um sich ein paar Stunden draußen aufzuhalten.
Ein guter Platz musste her. Nachdem ich ein paar Stunden durch endlose Wälder und ödes Farmland gefahren bin, habe ich dann per Zufall einen hervorragenden Platz gefunden: Great Averill Lake. Ein idyllisch gelegener See mit ein paar Wochenendhäuschen drumherum. Eine leicht verschneite Bootsrampe mit freiem Blick nach Westen: Das sollte es sein! Hier bleibe ich!
Nach und nach sind dann auch noch ein paar andere Interessenten - teils mit schwerem Gerät - angekommen. Größtenteils fachkundiges Volk: Physiker, Ingenieure, oder Mediziner aus allen Teilen der USA. Darunter ein älterer Ukrainer, der viele Jahre in Lindau am Bodensee gelebt hat und jetzt zu seinem Sohn in die USA gezogen ist.
Das Event kam dann pünktlich wie erwartet. Obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand und die ganze, verschneite Gegend in strahlendes Mittagslicht tauchte, verdunkelte sich im Westen langsam der Himmel.
Ganz plötzlich war es dann soweit: Als ob jemand das Licht ausgeschaltet hätte wurde es innerhalb von ein paar Sekunden fast völlig dunkel. Sterne und die hell leuchtende Venus wurden plötzlich sichtbar. Es wurde merklich kälter. Wir konnten die Schutzbrillen nun abnehmen, und das schwarze Loch am Himmel beobachten. Die Korona war klar zu sehen, und am unteren Rand der Sonne befand sich eine gut sichtbare Protuberanz - ein Vielfaches größer als die Erde.
Obwohl die ganze Sache nur ein paar Minuten gedauert hat, war es ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet 2026 statt. Sichtbar in Island, Nordspanien und unser aller Lieblingsinsel Mallorca!
Ach ja, einen Berg habe ich auch noch bestiegen. Infos bei den Fotos.
Tourengänger:
pame

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (5)