Overlook Mountain (956 m) - Winterwanderung mit astronomischem Höhepunkt


Publiziert von pame , 23. April 2024 um 08:03.

Region: Welt » United States » New York
Tour Datum: 7 April 2024
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von New York City über Interstate 87 Richtung Albany, nach ca. 100 Meilen Exit 19 auf NY28 Richtung W, in West Hurley auf NY375N bis zum markierten Parkplatz Overlook Mountain Trailhead. Insgesamt ca. 120 Meilen, 2h von New York City.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Motels in Albany

Da es damals 1999 nicht geklappt hat, musste ich tatsächlich ein Vierteljahrhundert warten - und in die USA fliegen. Immerhin ein Land, in dem die Infrastruktur gut genug ist, um dem astronomischen Ereignis ohne den Aufwand einer Expedition in die Wüste oder die Südsee beiwohnen zu können.
 
Das entscheidende Gebiet war - wie üblich - ein schmaler Streifen, der sich in diesem Falle von Texas im Südwesten, über Städte wie Dallas, Indianapolis, und Cleveland, bis in den äußersten Nordosten der USA zog. Anfang April ist allerdings die Wetterfrage 'very tricky'. Die höchste Wahrscheinlichkeit für wolkenlosen Himmel ist in Texas. Trotzdem war ich etwas vorsichtig und hatte nur einen Flug nach New York gebucht. Der Big Apple mit seinen drei Flughäfen würde dann schon kurzfristig buchbare Verbindungen in die ganzen USA bieten.
 
Also habe ich mich für ein paar Tage im Großstadtmoloch einquartiert und alle paar Stunden die Wettervorhersage abgefragt. In der Stadt selbst war es saukalt und hat in Strömen geregnet. Außerdem hat New York auch noch ein Erdbeben erlebt (4.8), wovon ich außer dem plärrenden Alarm auf meinem Handy aber nichts gemerkt habe. Die vielen Wolkenkratzer stehen jedenfalls alle noch.
 
Es stellte sich dann heraus, dass die Wettervorhersage für den gesamten Süden und die Mitte der USA täglich schlechter wurde. Ungewöhnlich: Das beste Wetter war für den äußersten Nordosten - also die Neuenglandstaaten - vorausgesagt. Also kurzfristig umplanen, ein Auto mieten, und Richtung Norden an die kanadische Grenze fahren. Von New York sind das immer noch ca. 500 km. Bezahlbare Zimmer waren in der Region nicht mehr zu bekommen. AirBnB's gab's ab 1000 $ aufwärts - für eine Nacht versteht sich!
 
Meinen Stützpunkt habe ich schließlich für 3 Tage in ein extrem versifftes Motel in Albany verlegt, das gerade außerhalb der Zone lag. Am T-Day musste ich dann soweit wie möglich nach Nord(osten) fahren und bin schlussendlich ganz im Norden von Vermont gelandet, nur ein paar Hundert Meter von der kanadischen Grenze entfernt. Hier oben lag noch viel Schnee und die vielen Seen waren zugefroren. Aber dafür gab es strahlend blauen Himmel, keinen Wind, und die Temperaturen waren erträglich genug, um sich ein paar Stunden draußen aufzuhalten.  
 
Ein guter Platz musste her. Nachdem ich ein paar Stunden durch endlose Wälder und ödes Farmland gefahren bin, habe ich dann per Zufall einen hervorragenden Platz gefunden: Great Averill Lake. Ein idyllisch gelegener See mit ein paar Wochenendhäuschen drumherum. Eine leicht verschneite Bootsrampe mit freiem Blick nach Westen: Das sollte es sein! Hier bleibe ich!
 
Nach und nach sind dann auch noch ein paar andere Interessenten - teils mit schwerem Gerät - angekommen. Größtenteils fachkundiges Volk: Physiker, Ingenieure, oder Mediziner aus allen Teilen der USA. Darunter ein älterer Ukrainer, der viele Jahre in Lindau am Bodensee gelebt hat und jetzt zu seinem Sohn in die USA gezogen ist.
 
Das Event kam dann pünktlich wie erwartet. Obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand und die ganze, verschneite Gegend in strahlendes Mittagslicht tauchte, verdunkelte sich im Westen langsam der Himmel. 
 
Ganz plötzlich war es dann soweit: Als ob jemand das Licht ausgeschaltet hätte wurde es innerhalb von ein paar Sekunden fast völlig dunkel. Sterne und die hell leuchtende Venus wurden plötzlich sichtbar. Es wurde merklich kälter. Wir konnten die Schutzbrillen nun abnehmen, und das schwarze Loch am Himmel beobachten. Die Korona war klar zu sehen, und am unteren Rand der Sonne befand sich eine gut sichtbare Protuberanz - ein Vielfaches größer als die Erde.  

Obwohl die ganze Sache nur ein paar Minuten gedauert hat, war es ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet 2026 statt. Sichtbar in Island, Nordspanien und unser aller Lieblingsinsel Mallorca!

Ach ja, einen Berg habe ich auch noch bestiegen. Infos bei den Fotos.

Tourengänger: pame


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T1
17 Okt 12
Overlook Mountain · dqt

Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

ABoehlen hat gesagt: Erinnerung an 1999
Gesendet am 23. April 2024 um 12:21
Wow, das sieht grossartig aus, da hattest du wirklich das perfekte Wetter erwischt!

Das stimmt, dieses Schauspiel dauert wirklich nur sehr kurz und trotzdem bleibt es einem wohl für immer in Erinnerung. Ich hatte damals am 11. Augist 1999 mehr Glück; in Baden-Baden lockerten sich die zuvor sehr dichten Wolken im Laufe des Vormittags etwas auf und so konnte ich um die Mittagszeit die Totalität gut mitverfolgen und fotografieren (mit einem «Rohr» aus einem ausgedienten Feldstecher, verbunden mit der analogen Spiegelreflexkamera). So sah das damals aus.

In die USA würde ich persönlich dafür nicht fliegen, aber vielleicht lässt sich in 2 Jahren etwas machen, da findet das Ereignis ja wieder mal vergleichsweise nahe statt.

Liebe Grüsse
Adrian

pame hat gesagt: RE:Erinnerung an 1999
Gesendet am 24. April 2024 um 02:09
Ja, ich hatte wirklich Wetterglück! 2026 ist sicher einen Versuch wert, allerdings haben die Bedingungen dann ein paar Nachteile. Island ist nicht gerade für wolkenfreien Himmel bekannt, und das Gebiet, das in der Totalität liegt ist sehr klein. D.h. man kann nicht mal einfach ein paar Hundert km fahren, um besseres Wetter zu erwischen.

Spanien sieht besser aus, aber dort ist es dann schon Abend, bzw. später Nachmittag.

Ich würde wahrscheinlich Spanien wählen.

Ekkehard hat gesagt: Glückwunsch!
Gesendet am 23. April 2024 um 20:16
Ich habe es ähnlich versucht, allerdings am anderen Ende der USA. Ich flog nach Dallas und wohnte dann bei Freunden in Arkansas, in der Hoffnung im Umkreis von 800km den Blick auf die Schwarze Sonne zu erhaschen. Der Plan ging auf und in der Nähe von Fort Smith, etwas am Rand der Totalitätszone, konnte das Ereignis nahezu wolkenfrei (leichte Zirren waren unterwegs) erlebt werden. Einige Wanderungen habe ich auch gemacht, die Touren trage ich gerade ein, es sind die ersten im sehr schönen Arkansas.
2026 hat natürlich den Makel einer sehr kurzen Totalität von in Spanien weniger als 1m40s. Aber dann lockt ja schon 2027 die sehr lange Totalität in Tunesien und Ägypten. 1999 standen wir unter einen großen Wolke bei Metz und sahen von der Totalität nur die Dunkelheit.
Viele Grüße
Ekkehard

pame hat gesagt: RE:Glückwunsch!
Gesendet am 24. April 2024 um 02:13
Danke!

Wie schon oben gesagt, würde ich wahrscheinlich Spanien auswählen, trotz der kürzeren Totalitätsphase.

'99 waren wir nicht weit von dir und hatten genau dieselbe Situation.

Ekkehard hat gesagt: RE:Glückwunsch!
Gesendet am 24. April 2024 um 16:06
Ich wollte nicht gegen Spanien sprechen, vielmehr ist Spanien ein "Muss"! Allein schon der Chance wegen mit dem Auto zu fahren und etwas astronomisches Gerät mit zu nehmen. Die Protuberanzen mit einem schönen Teleskop zu sehen muss atemberaubend sein.


Kommentar hinzufügen»