Unterfeuer Tossens


Publiziert von Bergmax , 10. April 2024 um 21:33.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:30 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 20 m
Abstieg: 20 m
Strecke:Parkplatz Friesenstrand - über den Deich und ins Watt - mit einem leichten Bogen (nördlich ausholend) zum Unterfeuer Tossens - ähnlich zurück (Strecke im Watt etwa 6 km hin und zurück)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Tossens. Ausgewiesener Parkplatz am Friesenstrand (€ 1 je Stunde, € 4 je Tag). Tossens liegt auf der Halbinsel Butjadingen und ist von Varel (A29) in gut 30 min zu erreichen.
Kartennummer:eine Seekarten-App (z. B. Navionics Boating) ist hilfreich

Noch ist die Nordsee kalt...

Ähnlich wie im Gebirge sollte man auch im Watt lieber mit einer bescheideneren Tour in die neue Sommersaison starten. Schneereste sind freilich nicht so sehr das Problem, wohl aber das noch reichlich frische Nordseewasser. Aber Kneippen soll bekanntlich sehr gesund sein...

Das Tossener Unterfeuer ist ein recht durchschnittlicher Leuchtturm in der Jade vor Butjadingen. Es befindet sich knapp zwei Kilometer westlich des Festlands auf Höhe von Tossens, aber ein Blick auf die Seekarte und / oder das Luftbild zeigt, dass es sinnvoll ist, am Nordende des Tossener (Friesen-)strands zu starten und einen leichten Bogen zu machen, um die Priele weiter südlich zu vermeiden. So kommen pro Wegstrecke knapp drei Kilometer zusammen.

Ich gehe etwa zwei Stunden vor Niedrigwasser am Parkplatz los - das heißt an diesem Tag gegen 7 Uhr 30. Vom Auto bis ans Watt sind es kaum 200 Meter, denn man muss bloß über den Deich und das wars auch schon mit dem Anmarsch. Der Friesenstrand liegt früh am Morgen noch verschlafen da und der letzte Regenschauer ist gerade abgezogen. Da kann man sich schon fragen, was man hier eigentlich vorhat...
Also halte ich mich gar nicht lange mit Nachdenken auf und gehe gleich raus auf den Meeresboden. Schnell füllen sich die Schuhe (ich nutze so billige Plastikschuhe mit weißer Sohle, die eher eng sitzen) mit Meerwasser - puh, wie kalt! Aber ansonsten geht es gut. Zwar ist gleich zu Beginn - wie meistens - kein richtiges Sandwatt, sondern so ein naja - fester Schlick mit ein bisschen Wasser drauf. Das Wasser wird maximal vielleicht knöcheltief, bevor nach einem knappen Kilometer dann ein angenehmer Streifen Sandwatt beginnt.
Eigentlich folge ich diesem Streifen dann einfach noch zwei Kilometer nach Südwesten bis zum immer größer werdenden Leuchtturm. Die zwei, drei Priele unterwegs sind nicht der Rede wert (maximal 20 cm tief und kaum Strömung). Dafür wird das Wetter immer besser und die anfangs etwas düstere Szenerie lieblicher.
Recht eindrucksvoll finde ich den Jade-Weser-Port, der direkt gegenüber auf der anderen Seite des Jadefahrwassers liegt. Heute scheint es dort jedoch ungewöhnlich ruhig zuzugehen - klar, ist ja auch der Samstag vor Ostern, gerade zwischen zwei Feiertagen.

Nach einer guten Stunde bei gemütlichem Tempo erreiche ich das Unterfeuer. Bisher ist die Hose fast trocken geblieben, doch der Leuchtturm hat noch eine kleine Überraschung parat. Er steht mitten in einem Priel. Natürlich will ich trotzdem bis an den Sockel und dabei geht mir das Wasser bis zum Oberschenkel und wird wohl bis Niedrigwasser auch nicht mehr viel fallen. In meiner Wattwander-Skala wären die letzten zwanzig Meter etwa ein T3...
Neben dem Turm gibt es ein paar Austernschalen und einen Geocache, der allerdings ganz schön abgesoffen ist. Die Leiter hoch zum Turmeinstieg wird wohl niemand freiwillig erklimmen wolllen. Sie ist ist im unteren Bereich voller scharfkantiger Muschelschalen. Zur Wartung wird der Turm sicherlich per Boot angefahren, sodass da unten wohl nie einer hoch muss. Aber gut, im Notfall könnte man sich hier vor der Flut retten.

Bevor ich zurück zum Festland gehe, mache ich noch einen kleinen Abstecher in Richtung Fahrwasser, komme allerdings nur noch etwa 200 Meter weit, bevor ein breiter Priel den Weg versperrt. Eigentlich ein guter Platz, um Schiffe in der Jade zu beobachten, allerdings sind heute kaum welche unterwegs.
Also gehe ich gemütlich zurück - wieder am Leuchtturm vorbei - und benutze eine ähnliche Route wie hinwärts. Als Orientierung können streckenweise die Windkraftanlagen bei Ruhwarden dienen. Etwa auf halbe Strecke mache ich noch einen Umweg bis an einen Priel, weil ich testen möchte, wie gut das Luftbild mit der Realität übereinstimmt - in diesem Fall fast auf den Meter genau. Im Gegensatz zum Hinweg kommt mir der Untergrund rückzu fast schon angenehm warm vor. Schon erstaunlich, wie schnell die Sonne den dunklen Wattboden aufheizt.

Eine halbe Stunde nach Niedrigwasser verlasse ich das Watt und gehe die paar Meter zurück zum Auto, wo ich Handtücher und trockene Kleindung deponiert habe. Das ist ein Vorteil dieser Tour - man kann sich berquem am Ausgangspunkt umziehen und muss keine extra Schuhe usw. im Rucksack mitnehmen.

Diese Wattwanderung kommt mir "technisch" eher einfach vor, weil es nur wenig Schlick und keine erwähnunswerten Priele zu durchqueren gibt. Trotzdem braucht es eine adäquate Vorbereitung (Gezeiten, Wetter, Zeitmanagement) und eine angemessene Ausrüstung (Karte, Kompass, Navi, sinnvolle Kleidung, Schuhe).

Gehzeiten
Parkplatz - Watt: 5 min pro Strecke
Wattwanderung zum Leuchtturm: 1 Stunde pro Strecke + 30 min für Fotos und Abstecher

Fazit - angenehme Eingehtour zu einem ungewöhnlichen Aussichtspunkt

Tourengänger: Bergmax


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