Borkums höchste Düne


Publiziert von Bergmax , 28. April 2023 um 23:13.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:25 März 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 50 m
Abstieg: 50 m
Strecke:vom Flugplatz aus im Uhrzeigersinn einmal um die Insel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug nach Emden; zu Fuß zum Flugplatz (ca. 3 km); Linienflug nach Borkum mit dem OFD; empfehlenswert und nicht zu vergleichen mit einer 08/15-Flugreise
Kartennummer:Kompass 727 "Borkum" (1:15000)

Hier geht es nicht hoch hinaus. Aber in die wilde Welt der Nordsee....

Am Ende des Winters ist bei mir nicht nur die Sehnsucht nach den Bergen groß, sondern auch jene nach dem Meer. Ein Wochenendausflug muss her - nicht lang, aber intensiv. Eine Nacht im Zug, dann mit dem Flugzeug auf die landfernste der Ostfriesischen Inseln. Und natürlich alles wieder retour. Dazwischen bleibt genau ein ganzer Tag an der Nordsee. Wie könnte man den besser nutzen als für eine Wanderung um die ganze Insel, natürlich nicht ohne ihren höchsten Punkt zu erklimmen?

Von meinem Quartier neben dem Flugplatz gehe ich zuerst auf dem breiten Weg (südlich parallel zur Straße) in Richtung Ostland. Ziemlich bald zweigt ein Zubringer zum Strand nach Norden ab und überquert das Sträßlein. Hier könnte man auch parken, falls man mal mit dem Auto auf der Insel sein sollte. Ich gehe aber nicht direkt zum Strand, sondern benutze einen nicht gekennzeichneten Pfad, welcher noch vor der Dünenkette nach rechts abzweigt. Erst nach Norden, bald aber mehr nach Osten wandere ich durch diese herrliche Dünenlandschaft - die Olden Dünen.

Hier soll sich auch einer der höchsten Punkte von ganz Borkum befinden. An geeigneter Stelle verlasse ich den Pfad nach links und erklimme direkt den Hügel, der mir am höchsten erscheint. Volltreffer! Im Gegensatz zu vielen Alpengipfel habe ich hier keinen Zweifel, wirklich ganz oben zu sein - zumindest aber auf der höchsten Spitze der Olden Dünen (ca. 21 m). Der Wind ist heftig, aber sonst gibt es wenig, das die Stimmung trüben könnte.

Der Weg hinunter ist mehr als kurz. Dafür erwartet mich dort ein gewaltig breiter Strand. Aber dies ändert sich in östlicher Richtung bald. Schon nach etwa einem Kilometer im Bereich der Kobbedünen ist der Sandstreifen nur noch ein paar Meter breit, auch wenn man in diesem Bereich versucht, mit Küstenschutzmaßnahmen entgegenzuwirken.

Obwohl ich den Wind im Rücken habe, zieht sich die Strecke am Strand. Es ist ebenso faszinierend wie verwirrend, dem umherwehenden Sand zuzusehen. Schon bald ist mir nicht mehr klar, wo genau ich mich befinde. Macht aber nichts, denn irgendwann wird die Insel ja zu Ende sein...

Ganz so weit kommt man nicht. Etwa einen Kilometer vor der Ostspitze beginnt ein Vogelschutzgebiet, das mit Pflöcken und Hinweisschildern gekennzeichnet ist und nicht betreten werden soll. Hier verlasse ich den (wieder ausnehmend breiten) Strand nach Südwesten hin. Dort befindet sich kein richtiges Dünenland, sondern mehr ein Sumpfgebiet. Über zwei breite Wasserläufe helfen Brücken, aber trotzdem bin ich sehr froh darüber, hohe und wasserdichte Schuhe zu tragen. Das erspart mir heute nasse Füße - oder doch nicht...?

Nachdem ich den nassen Bereich hinter mir gelassen habe, treffe ich nach insgesamt etwa drei Stunden Gehzeit auf den Fahrweg, der den östlichsten Teil der Insel erschließt. Hier befindet sich auch ein Aussichtspunkt ("Sternklipp", ca. 16 m). Ein toller Rastplatz, wenn es nur nicht so stürmisch wäre. Also gönne ich mir erstmal einen Klaren. Tut gut. Aber es fängt an zu regnen. Tut weniger gut. Zum Glück nur kurz.

Der nächste Wegabschnitt um die Insel sollte sehr einfach zu schaffen sein. Rund sechs Kilometer auf oder neben dem Süddeich, mitten in einer weiten, offenen und völlig flachen Landschaft. Was kann da schon schiefgehen?
Aber ach! Dieser Wind! Da kann man ja kaum gerade stehen, geschwiege denn gerade gehen. Nach einem Kilometer habe ich genug und nehme den Weg unterhalb der Deichkrone, anstatt oben zur lächerlichen Gestalt zu werden. Besser. Zumindest etwas. Dafür beginnt es zu regnen. Nach zwei Kilometern gibt es eine rettende kleine Schutzhütte, in der ich das Gröbste abwarte.

Inselumrundeng aufgeben? Niemals!

Also weiter, gegen den Sturm (offiziell werden 8 Bft im Mittel und 10 Bft in Böen gemessen...). Der Regen verschont mich fürs erste. Aber wer weiß, wie lange? Also mache ich keine Abstecher und schließlich kommt die Straße in Sicht, welche den Hafen mit dem Hauptort der Insel verbindet. Inzwischen ist der Himmel recht dunkel geworden und es kommen so komische Böen. Was bedeutet das nun wieder?
Als ich das Bushäuschen erblicke, fallen die ersten schweren Tropfen. Nichts wie hin! Aber da sind ja eine Böschung und ein Zaun - Zugang 100 Meter rechtsrum steht da?! Ich probiere diese Variante nicht aus. Der Zaun ergibt sich mit einem Kletterzug I, der nicht in der Schwierigkeitsbewertung erfasst ist...

Zum Glück hält das gläserne Bushaus dicht - nicht nur gegen den Regen, sondern auch gegen ein paar Hagelkörner. Nach einer Viertelstunde lässt der Mist nach. Glück gehabt zum zweiten Mal! Eine kurze Gehstrecke ist es nur bis zur nächsten Schutzhütte etwas weiter südlich. Dort beschließe ich, Borkum im Rahmen des Möglichen und in diesem Bereich ehrlich zu umrunden, auch wenn dies einen weiteren Kilometer Umweg bedeutet. Also hale ich mich mehr nach Süden, um den westlichen Deich quasi an seiner südlichsten Stelle zu erreichen. Der Weg führt nur kurz durch Wald und dann über einen Sumpf, ist aber zum Glück mit Bohlen belegt. Ich rede mir ein, dass das Wetter nach dem Hagel nur noch besser werden kann. Aber dies interessiert das Wetter wenig. Der nächste Schauer trifft mich hart in dem offenen Gelände. Brrrr...

Auf dem westlichen Deich angelangt, muss ich weiter gegen den Wind antreten, der (wie es bei einer Kaltfront üblich ist) nun auf Nordwest gedreht hat. Prima, so trocknet die Kleidung schneller...!
Es motiviert, das nächste Etappenziel, den Kleinen Leuchtturm vor sich zu sehen. Beschwingt geht es weiter. Aber nach etwa einem Kilometer kommt schon - wen wunderts? - der nächste Schauer. Keine Chance, rechtzeitig die ersten Häuser zu erreichen. Um wenigstens das Gröbste zu vermeiden, flüchte ich bei der nächsten Gelegenheit weg vom Deich in Richtung Wald.

Leider zu spät. Spätestens jetzt bin ich einfach nur noch nass. Für die Planung bedeutet dies aber lediglich, dass ich definitiv nicht im Ort zu Abend essen werde, sondern im Hotel auf dem Zimmer, und zwar nach einer heißen Dusche.
So weit bin ich aber noch nicht. Recht bald ist der hübsche Kleine Leuchtturm und damit das Südende der Siedlung erreicht. Natürlich bleibe ich außen auf dem Deich, der ganz allmählich einen Bogen macht und dabei den westlichsten Punkt der Insel (abgesehen vom Nordstrand) tangiert. Mitten im Ort befindet sich der mächtige Neue Leuchtturm. Dort schließt sich für mich der Kreis, denn den großartigen nordwestlichen Strand habe ich am Vorabend erkundet: bei bestem Wetter, ohne Regen, ohne Wind. 

Jetzt bin ich zu einem Kompromiss bereit. Anstatt frierend nochmals am Nordstrand entlang zu gehen, kaufe ich im Ort lieber leckere Sachen ein und benutze für die restlichen Kilometer einen schönen Weg - zwar in einem Bogen im Nordwesten, aber innerhalb des Dünengürtels.

So erreiche ich nach gut sieben Stunden Gehzeit zwar immer noch nass, aber ohne sonstige Blessuren wieder mein Quartier am Flugplatz. Die Dusche heiß, das Essen lecker und das Bier kühl - besser geht es kaum!

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Flugplatz - Olde Dünen - Ostspitze - östliches Ende des Süddeichs: 3 h, T2
-> unbedingt hohe und feste Schuhe anziehen
-> aus Vogelschutzgründen ist nicht alles immer im Jahr legal begehbar 
Weiter via Süddeich - durch den Wald zum Westdeich - die Promenade entlang - durch den Ort - weiter zum Flugplatz: 4 h, T1

Fazit - für eine Landratte recht eindrücklich...

Die "Schönwetterbilder" stammen vom Anreisetag, an dem ich den Nordstrand erkundet habe.

Tourengänger: Bergmax


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