Grande Ruine (3765 m) - Normalweg


Publiziert von Stirml , 17. März 2022 um 08:55.

Region: Welt » Frankreich » Hautes Alpes - Dauphiné
Tour Datum: 2 August 2021
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2100 m

So richtig einladend hört sich der Name 'La Grande Ruine' ja nicht an. Gleichwohl wollten wir mit der Grande Ruine in unseren Hochtourenurlaub starten, da diese - neben den attraktiven Touren dort - zwei weitere Vorteile bietet: das hochgelegene Refuge Adèle Planchard (3169 m) zur Höhenanpassung sowie relativ kurze Gipfelanstiege, auf denen man sich nicht verausgaben muss. Also ideal, um wieder ins Hochtourengehen reinzukommen. Auf dem Programm stand neben dem Hauptgipfel 'Pointe Brevoort' auch der zweite Gipfel der Grande Ruine, der 'Pic Maître'.

1. Tag

Startpunkt für die Tour ist der letzte Parkplatz hinter Pont d'Arsine, das an der Westrampe zum Col du Lautaret liegt. Ab hier sind es gut 1500 Höhenmeter sowie einiges an Strecke, die man bis zum Refuge Adèle Planchard auf 3169 m zurücklegen muss; insgesamt gut 5 Stunden.

Relativ bald nach dem Start überwindet man eine Geländestufe mit einem schönen Wasserfall, um in das ziemlich lange und flache Tal der jungen Romanche zu gelangen. Obwohl der Wetterbericht eine Wetterverbesserung vorhergesagt hatte, war der normalerweise sich hier öffnende Blick auf den Montagne des Agneaux leider wolkenverhangen. Zudem begann es leicht zu nieseln, so dass sich Anstieg in einer doch eher trüben Stimmung vollzog. Der nach dem flachen Tal zu überwindende Schlussanstieg über 800 Höhenmeter zog sich dann auch in der nieselnden Wolkensuppe wie Kaugummi. Aber am nächsten Tag sollte es ja bestes Bergwetter haben. 

2. Tag

Der nächste Tag empfing uns dann tatsächlich mit herrlichen Bergwetter, aber auch mit 20 cm Neuschnee - sehr schön anzuschauen und zum Glück für die Normalroute auf die Grande Ruine auch nicht besonders hinderlich. 

Der Start der Tour ist sehr angenehm: aufgrund der Höhe der Hütte sowie der Kürze des Gipfelanstiegs erfolgt dieser erst mit beginnendem Tag. Zudem muss man in der gerölligen Querung von der Hütte zum Gletscher nur wenig Strecke und Höhe überwinden. Man hat also genug Zeit, um die aufgehende Sonne und die umgebenden Berge zu bewundern und zu fotografieren. Auch der Abschnitt über den Gletscher bis zum obersten SO-Grat der Grande Ruine zieht sich nicht in die Länge, bietet aber mit Steilheiten bis zu 35 Grad durchaus eine alpine Note. Bei uns war der Gletscher noch gut eingeschneit. Wenn er aper ist, können sich einige Querspalten in den Weg stellen. Nach dem Gletscher gelangt man zu dem felsigen SO-Grat, den man leicht links aufsteigend zum 'couloir caché' quert. Das Couloir ist tatsächlich caché (versteckt), man kann es erst sehen, wenn man an seinem Beginn steht. Teilweise nur ca. 2 Meter breit und tief eingeschnitten zieht es über rund 50 Meter und bis zu 40 Grad steil nach oben. Bei uns wunderbar zu gehen, da es noch verschneit war. Man kann dieses aber auch als Geröllrinne antreffen. In den rechten Begrenzungsfelsen finden sich ein paar Sicherungsschlingen/-haken. Nach dem Couloir zieht der SO-Grat als Blockgrat einfach zum Gipfel. Die Gipfelschau auf die Südseite der Meije und die Nordseite der Barre des Écrins war wunderbar. Auch kann man den Normalanstieg auf den Pic Maître vom Gipfel sehr gut überblicken.

Für den Pic Maître sind wir den Aufstiegsweg bis zum Gletscher wieder hinunter und haben den Gletscher am oberen Rand ohne Höhenverlust zur Südflanke des Pic Maître gequert. Die ersten gut 20 Meter der Südflanke ersteigt man in einer Verschneidungsrinne in gutem Fels. Danach wird die grobblockige Südflanke bis zum waagerechten Gipfelgrat erstiegen. Begehungsspuren sind hier nicht zu finden, allerdings befand sich am oberen Ende der Verschneidungsrinne eine Abseilschlinge. Die wenigen letzten Meter vom Gipfelgrat bis zum kleinen Gipfel geht man wieder in bestem Fels. 

Der Abstieg zur Hütte war schnell erledigt, so dass wir den Nachmittag faul in der Sonne bei der Hütte verbringen konnten. 

Den Abstieg zum Ausgangspunkt haben wir am nächsten Tag gemütlich vorgenommen, nachdem für den Nachmittag schon wieder das nächste Schlechtwetter vorhergesagt war. 

Resumee

Der Gipfelanstieg auf die Pointe Brevoort bietet trotz seiner Kürze (2,5 h von der Hütte) eine äußerst abwechslungsreiche und kurzweilige Hochtour: ein rascher Gletscherzustieg, ein relativ steiler Gletscher, ein kurzer Klettergrat, ein verstecktes Couloir sowie ein finaler Blockgrat. Und alles überhaupt nicht ruinös, wie es der Name suggeriert. Der Gipfelanstieg auf den Pic Maître (1,5 h von der Pointe Brevoort) kann da nicht ganz mithalten. Er vollzieht sich im Wesentlichen in einer steilen Blockflanke.

Die in der Führerliteratur und hier angegebene Schwierigkeit 'L' ist - wie immer in der Dauphiné - eher als streng einzuschätzen: Stellen im Eis bis zu 40 Grad, Kletterei bis II.

Tourengänger: Stirml


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Kommentare (1)


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Bertrand hat gesagt:
Gesendet am 23. März 2022 um 12:35
>Die in der Führerliteratur und hier angegebene Schwierigkeit 'L' ist - wie immer in der Dauphiné - eher als streng einzuschätzen: Stellen im Eis bis zu 40 Grad, Kletterei bis II.

Stimmt ! Das gleiche gilt auch zB für den Pic Coolidge (F im Tourenführer, wäre aber bei uns - mindestens - WS)


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